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Traumtagebuecher

Traumtagebuecher

Titel: Traumtagebuecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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Gesten galten.
    Wenn Jonah Simons vor mir erkannt hatte, hielt sich seine Überraschung in Grenzen. Ungerührt parkte er hinter dem Auto des Rektors ein, schräg neben den dreien, und stieg aus, bevor ich meine Fassung wiederfinden konnte.
    »Verdammt, Liz!« Es fehlte nicht fiel, und Klaus hätte mit der flachen Hand gegen den restaurierten Trabant geschlagen.
    »Was ist Verdammt, Liz ?« Verwirrt wanderte mein Blick von dem wütenden Klaus zu der in Tränen aufgelösten Meg.
    »Wo warst du?« Klaus brüllte beinahe und seine Haltung drückte zurückgehaltene Entrüstung aus.
    Jetzt wurde auch ich zornig. Der Schalter in meinem Inneren legte sich um, und die Nadel zeigte geradewegs auf Trotz. Ich kam einfach nicht gegen den Drang an, eine patzige Antwort zu geben. Es war eine Abwehrreaktion, die mich schon oft genug in Teufels Küche gebracht hatte, aber die sich einfach nicht abstellen ließ. »In der Schule?!«
    Trotz Klaus` wirrem Vollbart konnte ich erkennen, wie sich seine Lippen noch fester aufeinanderpressten. Und das lag nicht allein an dem schlechten Geruch, der immer noch von mir ausging. »David hat auf dem Parkplatz Ewigkeiten auf dich gewartet.«
    »Tatsächlich? In meiner Welt ist er direkt nach der Schule weggefahren.« Trotz Megs ungläubigem Blick fügte ich hinzu: »Und er hat mir sogar noch eine Kusshand zugeworfen, als er mich dort zurückgelassen hat.«
    »Das ist nicht wahr!« Irgendwann während meiner Tirade musste David aus dem Haus und durch den gepflegten Vorgarten gekommen sein. Lautlos wie ein Verräter. Er baute sich schräg hinter mir auf. Dieses Mal war ich zu verärgert, um ihn als Bedrohung wahrzunehmen. Er war lediglich ein Ärgernis, das behauptete: »Ich habe über eine halbe Stunde gewartet – sie ist einfach nicht aufgetaucht.«
    »Gewartet, dass ich nicht lache!« Gott, meine Antworten waren wirklich … zickig. Klar, dass mich jeder für schuldig hielt. Dafür musste man kein Psychologe sein.
    »Ich habe dich sogar gesucht – und nicht gefunden.«
    »Ich war damit beschäftigt, in der Schule nach einer Mitfahrgelegenheit zu suchen, nachdem du einfach ohne mich gefahren bist.«
    Klaus, der sich den verbalen Schlagabtausch bemerkenswert lange angehört hatte, schob sich zwischen uns. »Wir haben sogar Simons angerufen, weil wir uns Sorgen gemacht haben.«
    Oh, na toll. Sie waren auf Davids Seite. Obwohl sie die Fakten nicht kannten. Was hatte ich auch erwartet? Er war schließlich ihr Sohn.
    »Simons hat keine Sekunde gezögert«, ergänzte Meg.
    Super! Stiefpapas bester Freund kam als Retter angeflogen, Halleluja. Selbst mitten im Gedanken wusste ich, dass ich unfair war. Und wurde wütend auf mich, weil ich weder meine Emotionen noch meine Stimme unter Kontrolle hatte. Dauernd sagte sie Dinge, die nicht von meinem Verstand gefiltert worden waren. Verdammt!
    »Als nächstes hätten wir die Polizei gerufen, um nach dir zu suchen.« Meg kramte nach einem Taschentuch, und beinahe hätte ich ihr die leidende Tante abgenommen. Aber ehrlich? Nach einer Stunde?
    »Sie sagt die Wahrheit!«
    Mein Mund öffnete sich ganz von alleine, als ich mich zu Jonah umdrehte. Wahrscheinlich würde mir gleich der Himmel auf den Kopf fallen. Vielleicht war er todkrank und hatte noch fünf Minuten zu leben und wollte noch eine letzte gute Tat begehen? Eine andere realistische Möglichkeit gab es nicht.
    »Sie ist nach der Besprechung in der Aula von einer Stinkbombe getroffen worden, hat sich frisch gemacht und ist dann raus …«
    Die kurze Pause in Jonahs Satz nutzte mein Gewissen dazu, geistig ein bisschen zu spät zu ergänzen. Sein Blinzeln verriet mir, dass Jonah diese Ergänzung ebenfalls geistig hinzufügte. Und ich hatte den unangenehmen Verdacht, dass er auch genau wusste, warum ich zu spät gewesen war. Rebecka.
    »… und David ist mit Kusshand gefahren.«
    Er klang so ruhig und sachlich, wie ich es mir manchmal wünschte. Kein Wunder, dass ihm immer alle eher glaubten als mir. So auch jetzt. Die Anspannung fiel sichtbar von den drei Erwachsenen ab. Dann kehrte sie schlagartig zurück – und richtete sich gegen David.
    Erst jetzt drehte ich mich um. Der Gesichtsausdruck meines Stiefbruders war versteinert und seine Miene versprach Rache.
    Unbeeindruckt schüttelte Jonah den Kopf. »Sie ist deine Schwester.«
    »Stiefschwester«, korrigierte ich automatisch.
    »Wenn sie meine Schwester wäre, würde ich auf sie aufpassen – unter allen Umständen – statt ihr das Leben zur Hölle zu

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