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Traumtagebuecher

Traumtagebuecher

Titel: Traumtagebuecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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machen.«
    Zum zweiten Mal blieb mir wegen Jonahs Seitenwechsel der Mund offen stehen. Das schien zur Gewohnheit zu werden.
    »Wieso hast du nicht sofort angerufen?« Klaus übernahm die Feininquisation und schnüffelte noch einmal. Großartig.
    »Weil das Telefon in der Schule kaputt ist.«
    Simons zuckte zusammen. Dann nickte er. »Stimmt, ist mir heute gemeldet worden und der Reparaturauftrag ist schon vergeben.«
    Ich nickte abwesend. Es hatte sich alles zum Guten gewandt, da waren kleine Lügen erlaubt. Und Zugeständnisse.
    »Du brauchst wirklich ein Handy!«, meinte Meg, bevor sie durch den Vorgarten zurück zum Haus ging. So viel zu ihrer Sorge, denn sie lächelte glücklich.
    Ganz anders dagegen Jonah. Er fixierte mich. Zum ersten Mal wirkte er wirklich überrascht. Beeindruckt, wütend und überrascht. Eine geniale Mischung, an die ich mich gewöhnen könnte. Ich grinste, abgelenkt von Davids Schmach.
    »Ich denke, abendlicher Stubenarrest bis Freitag wird dir gut tun, mein Sohn.« Klaus klang sanft. Jeder von uns wusste, dass seine Sanftheit gefährlicher war, als ein offener Streit oder wütende Worte. Er suchte gezielt nach der Strafe, die am meisten wehtat. »Und deinen Sport streichen wir auch für diese Woche. Simons wird euren Trainer informieren.«
    Klaus nickte mir und Jonah zu, bevor er mit Simons ins Haus ging. David starrte uns noch einen Moment länger an. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf meinen Begleiter. »Warum?«
    »Weil es das Richtige ist.«
    Davids Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln. »Ne, ist klar!«
    Immerhin kannte mein Stiefbruder Jonah gut genug, um nichts Gutes zu vermuten. Juchu. Wenn wir noch einen Dritten fanden, konnten wir einen Verein gründen.
    »Wenn sie mir vertraut, macht es mehr Spaß …«, erklärte Jonah als wäre ich nicht anwesend. Er ließ den Satz offen, aber jeder Idiot konnte sich denken, was er sagen wollte. David auch. Obwohl er kurz so wirkte, als wolle er noch etwas sagen, zwang ihn Jonahs Blick dazu, zu gehen.
    »Du hast gelogen?!« Jonah drehte sich zu mir um und zum ersten Mal verstand ich, warum David vor ihm gekuscht hatte. Ich für meinen Teil war in diesem Moment versucht, einen ganzen Kontinent zwischen uns zu bringen – mindestens.
    »Hast du gedacht, ich traue dir?« Komisch, trotzdem funktionierte mein Verstand wieder hervorragend und stand in direkter Verbindung zu meinem Mund; ganz ohne Trotz, Wut oder Angst zwischenzuschalten.
    »Nein.« Jonah trat einen Schritt näher, so dass ich seine Körperwärme mit meinem ganzen Körper wahrnehmen konnte. Der elektrisierende Impuls – vermutlich Adrenalin – der deswegen durch meine Adern lief, ließ sogar meine kleinen Zehen zittern. Als er sich vorbeugte, konnte ich seinen Atem an meinem Ohr spüren. Sein Flüstern war so leise, dass es einen direkten Urinstinkt ansprach. »Das solltest du auch nicht … Und du solltest duschen.«
    Wie gelähmt ließ mich mein Innerstes verharren und sorgte dafür, dass ich mich erst wieder bewegen konnte, als Jonah ins Auto gestiegen und losgefahren war. Auf einmal waren die Schatten und die Alpträume nicht mehr das einzige, vor dem ich Angst hatte.

    Weder Meg noch Klaus riefen mich zurück, als ich wortlos durch das Foyer, am Durchgang zum Wohnzimmer vorbei und die Treppe hinaufging. Simons sah kurz auf, war aber in die Unterhaltung vertieft, so dass ich unbehelligt bis in die »Kinderetage« kam. Ich ignorierte, dass Davids Zimmertür zur Abwechslung offen stand. Ein Blick hinein hätte mich nur noch mehr von seinem miesen Charakter überzeugt. Nachdem ich mich einmal heimlich vom desolaten Zustand seines Raumes überzeugt hatte, musste ich nicht noch einmal mit dem Chaos konfrontiert werden.
    Zu allem Überfluss hing ein Plakat mit dem abgedroschenen Spruch: »Wer Ordnung hält ist nur zu faul zum Suchen« von außen an seiner Tür.
    Komischerweise ließen meine Stiefeltern David gewähren, während sie bei Max immer Wert auf Sauberkeit und Ordnung gelegt hatten. Bei mir waren sie nicht dazu gekommen. Aber das hatte Saint Blocks für sie erledigt. Besser, als es ein Drill Sergeant bei der Army gekonnt hätte. Wenn ich eine Wollmaus sah, bekam ich Hitzewellen, zerknitterte Betten gingen gar nicht und Kleidung wurde sofort weggeräumt. Immerhin stand mir so einer glorreichen Zukunft als erfolgreiche Putzfrau nichts mehr im Wege.
    Ich griff nach dem hässlichen, pinken Türknauf, der den Eingang zu meinem kleinen Reich versperrte und der

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