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Traumtagebuecher

Traumtagebuecher

Titel: Traumtagebuecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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dringend poliert werden musste. Natürlich nur aus Ermanglung der Möglichkeit die Farbe zu ändern.
    »Liz?!«
    Bei der dunklen Betonung schlug mein Herz augenblicklich schneller. Auch wenn ich längst meine Gefühle für David im Griff hatte, aufgeregt war ich trotzdem jedes Mal, wenn ich ihn sah. Man vergaß Körperteile und Liebe eben nicht so schnell, sie blieben als Phantomschmerzen zurück.
    »Was willst Du?« Immer noch die Hand auf den Türknauf haltend, wartete ich auf eine Antwort. Sie benötigte einige Sekunden und war mehr eine Frage.
    »Mit dir reden?«
    »Worüber?« Jetzt ließ ich den Knauf doch los und drehte mich um. Irgendetwas oder jemand hatte David dazu gebracht, aufzuräumen. Vielleicht der Gedanke daran, dass er sonst seine Straf-Abende in einer Siffbude verbringen musste.
    »KÖNNEN wir reden?«
    Er saß auf dem Drehstuhl vor seinem Arbeitstisch und sah mich an. Dabei drehte er sich unruhig hin und her. Sein markantes Gesicht wirkte ungewöhnlich ernst. Ich gab mir einen Ruck und trat ein. Erst als ich seine Zimmertür hinter mir geschlossen hatte, fiel mir mein strategischer Fehler auf. Er saß, ich stand. Und keine zehn Pferde würden mich dazu bringen, mich auf sein Bett, die einzige sonst vorhandene Sitzmöglichkeit, zu setzen. Und das lag nicht an meiner Phobie oder dem hässlichen Fellimitat-Dingens, das als Tagesdecke fungierte.
    »Ich wollte mich für damals entschuldigen.«
    »Damals?« Ich zog eine Augenbraue nach oben. Man sollte es seinen Feinden niemals einfach machen. Nicht einmal bei einer Entschuldigung.
    »Ich meine …«, er sah zuerst weg, »… dass ich einfach gegangen bin.«
    »Mmh…« Ich wartete einen Augenblick ab, doch er schien nicht mehr zu dem Vorfall sagen zu wollen. »Und für heute?«, schlug ich vor.
    David blickte auf und ich erkannte die bittere Wahrheit. Er war immer noch wütend auf mich. Bisher hatte ich immer gedacht, seine aktuelle Aversion begründe sich darauf, dass ich seinen Freund als Psychopathen denunziert hatte und als Lügnerin verschrien nach Saint Blocks musste. Jetzt fragte ich mich zum ersten Mal, ob es einen anderen Grund gab.
    »Es war nicht nett, aber ehrlich …«, er gab mir keine Chance zu antworten, sondern fuhr fort, »… ich will dich nicht an meiner Schule haben.«
    »Dann sind wir schon zwei.«
    Er ging nicht auf mich ein, sondern starrte einen Pokal an, der sich das Highboard mit einigen Artgenossen teilte. Ja, so war er, mein Stiefbruder, der Champion, charismatisch, erfolgreich, ein wahrer Führer. Für mich ein gemeiner Verräter, boshafter Intrigant und … ach, ich weiß auch nicht mehr … mein Blick blieb an seinen Augen hängen. Sie hatten mich früher immer in den Bann gezogen. Sie waren unglaublich dunkel, ein braun das beinahe schwarz war. Der Kontrast mit seinen blonden Locken konnte kaum größer sein, das Aussehen eines Highschool-Sportstars kaum besser. Und trotzdem war alles, was ich wollte, möglichst weit fort zu sein von diesem fiesen Engel. Meinetwegen auch in einem rosa-pinken Elfenzimmer.
    »Es war nicht meine Entscheidung, mich auf deiner Schule anzumelden.«
    David nickte mit zusammengepressten Lippen. »Ich weiß, die liebe Liz kann ja nie etwas dafür. Aber das wird sich ändern. Es gibt IMMER Mittel und Wege …«
    Die Wut kam so unverhofft und so stark, dass ich nicht einmal mehr dazu kam, ihr ein Mantra entgegenzusetzen. Nur mit Mühe und Not gelang es mir, nicht auf David einzuschlagen, sondern meinen Ärger umzulenken. »Klar, weißt du was? Ich bin Schuld am Tod meiner Eltern, daran dass der Rest der Familie sie hasste, ganz zu schweigen davon, dass ich mich vor sechs Jahren beinahe selbst ertränkt hätte – und heute bin ich auch ganz freiwillig allein in der Schule geblieben. Leck mich …!«
    Bevor ich begriffen hatte, war ich aus dem Zimmer gestürmt. Statt eines Bedauerns ob des Ausbruches, wurde ich von einem seltsamen Hochgefühl geritten. Das bemerkte ich aber erst, als ich direkt vor Davids Tür mit Max zusammenstieß.

    Ich konnte nicht anders. Die Tür zog mich magisch an.
    Nach einer Nanosekunde des Widerstandes gab ich auf, ließ meinen pinken Türgriff abermals los und kehrte wieder zurück zum Eingang in Davids Reich. Lauschen und gleichzeitig den Durchgang zum Wohnzimmer im Blick zu behalten, war nicht so leicht, wie gedacht. Aber es fehlte mir, dass mich jemand erwischte. Womöglich jemand, der mich schon einmal beim Spitzeln erwischt hatte. Wenn ich unter diesem Aspekt

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