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Traumtagebuecher

Traumtagebuecher

Titel: Traumtagebuecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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Boden und fragte mich, ob Slater wie die Psychologen in Saint Blocks der Schweigepflicht unterlag – und in welchem Maße. Aber es konnte nicht schaden, ihm in der Hinsicht noch zusätzlich ein schlechtes Gewissen zu verpassen. Diese Bitte fiel mir leicht. »Geben Sie ihnen nichts, womit sie mich verletzen können.«
    Slater wirkte noch betroffener, nickte aber. Wenn er gewusst hätte, mit was ich Klaus wenige Stunden zuvor konfrontiert hatte, wäre er wohl verzweifelt. Vielleicht sollte ich mich schon einmal von ihm verabschieden, für den Fall, dass meine Koffer bereits gepackt waren?
    »Ich darf gar nicht mit Ihren Stiefeltern reden – würde es aber auch nicht tun.« Er zwinkerte mir zu und ich prüfte rasch mein Pokerface, das schon wieder verrutscht schien. Aus irgendeinem Grund funktionierte es bei Slater nicht so, wie es sollte.
    »Wie haben Sie die schlechten Nachrichten des Tages aufgenommen?«
    Ich benötigte einige Sekunden, um seinem Themensprung zu folgen und zu begreifen, was er meinte. Trotzdem war ich mir nicht 100% sicher. »Die Moderatorin?«
    »Ja.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ich kannte sie nicht und habe sie nur einmal von weitem gesehen.«
    »Und die Albträume?«
    Ich folgte dem zweiten Themenwechsel und zuckte abermals mit den Schultern. Dankenswerterweise griff das kleine Teufelchen ein und stellte mein Verhalten auf Autopilot. »Wie immer«, log ich. »Ich ertrinke und im letzten Moment wache ich auf, die Tür zu meinem Gefängnis ist offen und es ist früher Morgen.«
    Slater nickte und machte sich einige Notizen. Dann sah er wieder auf.
    »Hat sich mit Jonah und der Uhr noch etwas ergeben?« Obwohl seine Miene unlesbar war, jagte mir Slaters Blick einen Schauer über den Rücken. Vor allem aber, weil er der zweite war, der sich nach der Uhr erkundigte. Nein, der dritte, wenn man Jonah mitrechnete – obwohl der ja eigentlich gar nicht zählte.
    Erst dann fiel mir die Ungereimtheit auf. »Woher wissen Sie von der Uhr?«
    »Aus den alten Akten und Sie haben sie ja von Jonah zurückbekommen. Direkt bevor Sie am ersten Tag zu mir gekommen sind.«
    »Ach so, ja.« Natürlich. Es gab eine ganz normale Erklärung für Slaters Wissen. So langsam kam ich mir wirklich misstrauisch und paranoid vor. Hallo, helfen Sie mir und geben mir rote oder blaue Pillen. – Nicht dass ich sie wirklich genommen hätte. .. ich hatte Angst, in der Matrix zu landen. – Aber wieso zum Henker fragte mich jeder nach dieser Uhr? War sie verflucht und jeder außer mir wusste es? Einen Augenblick lang spielte ich ernsthaft mit diesem Gedanken. Doch einmal abgesehen davon, dass es so etwas nur im Märchen gab und es dann gar keine Frage der Pillenfarbe für mich wäre, sondern eher eine der Pillenanzahl: Warum sollte Jonah dann hinter der Uhr her sein?
    Eine verdammt gute Frage, wie ich fand und sie passte auch prima zum Ende meiner Schulpsychologenstunde und zu meiner Suche nach einer Ausrede für das Schwimmtraining.

    Zehn Minuten später hatte ich einen Entschluss gefasst – und benötigte trotzdem drei Anläufe, um meine eigene Telefonnummer zu wählen. Zweimal klingeln später bereute ich, dass ich nicht noch mehr Versuche gebraucht hatte, denn Klaus nahm ab.
    »De Temples.«
    »Hi, ich bin es. Ich bin heute länger in der Schule und wollte nur Bescheid sagen, damit ihr euch keine Sorgen macht.«
    Das Schweigen am anderen Ende der Leitung dauerte so lange, dass ich mich schon fragte, ob Klaus aufgelegt hatte. Schließlich antwortete er. »Ich habe ihr gesagt, dass wir uns nicht mehr treffen werden.«
    Na toll, genau das wollte ich nicht am Telefon besprechen. Genaugenommen wollte ich es überhaupt nicht besprechen. Und noch genaugenommener wusste ich nicht einmal, was ich darauf sagen sollte. Deswegen schwieg ich.
    »Woher wusstest du es?« Klaus klang neugierig und interessiert, und kein bisschen böse.
    Trotzdem wuchs der Kloß in meinem Hals und erschwerte mir das Sprechen. »Ich habe euch gestern im Cafe gesehen und geraten.«
    Selbst das Einatmen meines Stiefvaters klang erleichtert, und plötzlich wollte ich gar nicht mehr wissen, wie viel Dreck er noch am Stecken hatte. Wortwörtlich.
    Zum Glück war er beinahe so gut im Themenwechsel wie Slater. »Kommst du mit David?«
    Er fragte nicht, wie lange ich bleiben würde, was für sich genommen schon ein Wunder war, sondern erkundigte sich auch gar nicht darüber, was ich machte. Ein Doppelwunder. Mein Teufelchen machte ein Trippelwunder daraus, indem

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