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Traumzeit

Traumzeit

Titel: Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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sprach nicht weiter, sondern schüttelte nur den Kopf. Natürlich war das nicht Hugh gewesen! Der Mann war nicht so groß wie Hugh und außerdem, weshalb sollte Hugh hier in Melbourne sein?
    »Na ja«, sagte sie und beobachtete stirnrunzelnd, wie die Kutsche davonrollte. »Ich muß müde sein.« Natürlich, das war es! Sie war übermüdet. Es war eine anstrengende Woche gewesen – und dann die Alpträume. Offenbar sah sie bereits Gespenster.
    »Also los!« sagte sie, »nehmen wir die Droschke!«
    Als sich der Wagenschlag hinter ihnen schloß und der Kutscher auf dem Kutschbock Platz nahm, seufzten alle erleichtert auf. Es tat gut, endlich wieder einmal zu sitzen und ins Hotel zu
fahren.
    Adam sprach aufgeregt von den erstaunlichen Dingen, die er gesehen hatte: Forscher, Ballonflieger und Abenteurer, Männer, die Flüsse entdeckten und unbekannten Bergen einen Namen gaben. Sie machten aufregende Expeditionen und fuhren zu allen exotischen Plätzen dieser Erde. Aber am meisten hatte ihn der Dinosaurier beeindruckt und der Cro-Magnon-Mensch. »Ich werde das auch einmal tun!« erklärte er. »Ich werde die Skelette einer uralten Rasse ausgraben oder einer ausgestorbenen Tierart. Vielleicht werde ich auch eine Pflanze finden, die noch kein Mensch gesehen hat.«
    »Dann kannst du sie nach mir nennen, Adam«, sagte Lisa.
    »Gut, ich werde eine Blume nach dir benennen. Wie findest du das? Ich fahre nach Neu-Guinea und werde eine der seltenen Orchideen finden, die noch keinen Namen hat. Ich werde sie dann
Elizabethus officinale
nennen. Gefällt dir das?«
    »Adam«, sagte Joanna, »was hast du da?«
    Er hielt in der Hand Broschüren und Faltblätter, die er auf der Ausstellung gesammelt hatte. »Sie haben nichts gekostet«, erwiderte er, »man durfte sie mitnehmen.« Er reichte ihr den Packen.
    Joanna betrachtete sich die Prospekte, die Adam gesammelt hatte, und staunte über die komische Mischung. Da warb jemand für ›Wilson’s elektrisches Heizkissen‹ und man pries ›Schwarzen Kautabak‹ an. Es gab auch eine Einladung: ›Besuchen Sie Dr. Snow’s Praxis in der Swansons Street und lassen Sie sich kostenlos von ihm mit der einmaligen Messmer-Hypnose behandeln!‹ Ein Coupon sollte bei Vorlage jeden Hut in ›McMahon’s Hutmacherei für Herren‹ um sechs Pennys verbilligen.
    »Ich durfte sie doch nehmen, oder?« fragte Adam.
    »Natürlich, mein Schatz. Aber ich vermute, diese Werbung ist mehr für Leute bestimmt, die auch die entsprechenden Dinge kaufen.« Als Joanna ihm den Packen zurückgeben wollte, fiel ihr Blick auf ein Faltblatt ganz unten, das etwas hervorragte. Sie sah nur ein fett gedrucktes Wort: ›Karra‹. Sie zog das Faltblatt heraus und sah, daß man alle um Hilfe bat, um das Karra Karra Aborigines-Missionsdorf in Neusüdwales zu retten.

Kapitel Neunzehn
    1
    Das Baby fing an zu weinen. Mercy Cameron streckte die Arme aus und sagte: »Ich nehme sie jetzt besser wieder. Sie will zu ihrer Mutter.«
    Pauline antwortete: »Ja, natürlich«, und gab ihr zögernd das Baby zurück.
    »Jane ist zwar erst zwei Monate alt, aber sie weiß, wer ihre Mutter ist, nicht wahr, mein kleiner Janie-Schatz?«
    Pauline beobachtete, wie die kleine Janie in den Armen ihrer Mutter sich sofort wieder beruhigte und drehte sich um. Vor dem Schießstand warteten schon wieder die Kinder, die mit dem Bogen schießen wollten. Aber Pauline hatte ihren Platz verlassen, um sich Mercy Camerons Baby anzusehen. Sie ging wieder zurück, um den Kindern beim Schießen zu helfen, das Ziel zu treffen, denn dann würden sie einen Preis gewinnen. Dabei fiel ihr Blick auf das Transparent, bei dem ihr ein Schauer über den Rücken lief: ›Kommen Sie herein, solange Sie noch am Leben sind, denn im Grab werden Sie sehr lange liegen.‹ Der makabere Spruch erinnerte Pauline daran, daß sie in zwei Tagen Geburtstag hatte. Sie wurde drei- unddreißig.
    Auf dem Jahrmarkt von Cameron Town drängten sich an diesem warmen Aprilmorgen unglaublich viele Menschen. Alle aus dem westlichen Distrikt schienen gekommen zu sein, um die erstaunlichen und seltsamen Dinge zu bestaunen, die es hier zu sehen gab – zum Beispiel den Schwertschlucker oder den Aborigine, der mit einem Känguruh boxte. Es gab auch Pferderennen und Wettkämpfe im Holzhacken. Akrobaten liefen auf Stelzen, und Clowns ritten auf Eseln. Eine Wahrsagerin mit dem Namen Magda sagte die Zukunft voraus, und der Zauberer Presto begeisterte alt und jung mit seinen Tricks. Pauline und Louisa

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