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Traumzeit

Traumzeit

Titel: Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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beschäftigt. Jetzt möchte ich mir noch ein paar Dinge auf dem Land ansehen.«
    »Der westliche Distrikt ist dazu bestens geeignet, Mr. McNeal. Sie sind auf Merinda jederzeit herzlich willkommen. Wir können Ihnen auch die Gegend zeigen. Wann dürfen wir Sie erwarten?«
    Er sah Sarah an – und wieder wirkte er erstaunt und sehr beeindruckt. »Ich muß für die Dauer der Ausstellung hier sein, aber danach haben meine Frau und ich nicht die Absicht, sofort nach Amerika zurückzukehren.«
    »Teilen Sie uns einfach Ihre Ankunft mir, Mr. McNeal«, sagte Joanna, »bis dahin auf Wiedersehen.«
    Sie verließen die Halle durch ein anderes großes Tor mit Palmen rechts und links. Die Palmen verdeckten die Stände auf der anderen Seite, und deshalb sahen sie die Tafeln nicht, auf denen stand: ›St. Mary’s Kinderheim‹, ›Jüdischer Wohlfahrtsverband‹ und ›Karra Karra Aborigines-Missionsdorf‹.
    4
    Als sie das Ausstellungsgelände verließen, stand die Sonne schon tief am westlichen Himmel, und es wurde langsam dunkel. Joanna blieb stehen und blickte auf das geschäftige Treiben. Wie sehr hatte sich Melbourne in den Jahren seit ihrer Ankunft verändert! Und mit welcher Geschwindigkeit ging die Veränderung weiter. Joanna hatte beinahe das Gefühl, wenn sie die Augen schloß und wieder öffnete, dann sah sie ein neues Gebäude, oder ein Haus wurde abgerissen, oder weitere fünfzig Fuhrwerke rollten die Straße entlang. Das war nicht mit Cameron Town zu vergleichen. Dort gab es nur ein- oder zweistöckige Häuser, und die Pferde liefen langsam und mit beschaulichem Hufgeklapper durch die friedlichen Straßen. Die Farmarbeiter, die Cowboys und die Schafhirten trafen sich in den einfachen Pubs zu einem Bier und erzählten sich geruhsam Geschichten.
    Joanna fühlte sich von Melbournes hektischem Treiben mitgerissen. Hier gab es so viel Leben, so viel Schönes, zum Beispiel den neuen Stadtpark, die leuchtend grüne Pferdebahn und Denkmäler zur Erinnerung an all jene, die etwas Bedeutendes geleistet hatten. Es war wirklich kaum zu glauben, daß an dieser Stelle vor fünfzig Jahren noch ›Das einfache Dorf‹ gestanden hatte!
    »Mal sehen, ob wir eine Droschke finden«, sagte Joanna und ging weiter.
    Aber sie blieb plötzlich wie angewurzelt stehen, als sie Pauline MacGregor aus einem Geschäft treten sah.
    Joanna blickte einen Augenblick lang erstaunt auf die Frau, die sie kaum kannte. Hugh hatte es zwar nie beweisen können, aber er machte noch immer Colin MacGregor für den umgelegten Zaun verantwortlich und den darauffolgenden Verlust so vieler Schafe bei dem Unwetter. So kam es, daß die Westbrooks und die MacGregors zwar Nachbarn, aber keine Freunde waren. Wenn die MacGregors die bessere Gesellschaft im westlichen Distrikt nach Kilmarnock einluden, dann sah man Hugh und Joanna nicht darunter. Und wenn auf Merinda gefeiert wurde, und alle kamen, dann erschienen die MacGregors nicht. Bei den Sitzungen der Vereinigung der Schafzüchtersfrauen in Cameron Town, wo man über soziale Aufgaben sprach und wohltätige Aktionen beschloß, vermieden Pauline und Joanna sehr höflich, miteinander zu sprechen oder sich auch nur anzusehen.
    Joanna sah jetzt, wie Pauline zögernd auf dem Gehweg stehenblieb, als überlege sie noch, in welche Richtung sie gehen sollte. Mit dreiunddreißig war Pauline MacGregor noch immer eine schlanke und attraktive Frau, und nicht wenige Männer warfen einen aufmerksamen Blick auf diese elegante Dame in dem eng anliegenden dunkelblauen Seidenkleid.
    Joanna begann gerade, sich darüber zu wundern, warum Pauline, die immer genau wußte, was sie tat und so großen Wert auf Formen und ein tadelloses Auftreten in der Öffentlichkeit legte, allein auf der Straße stand, als eine elegante, von zwei Pferden gezogene Kutsche vorfuhr und anhielt. Joanna sah Pauline lächeln und auf die Kutsche zugehen. Ein Mann verließ mit ausgestreckten Händen die Kutsche.
    Joanna sah ihn im Profil.
    Es war Hugh!
    Und dann …
    Sie runzelte die Stirn. Der Herr nahm Paulines Hand, drehte dabei Joanna den Rücken zu, und sie konnte sein Gesicht nicht mehr sehen.
    War es wirklich Hugh gewesen?
    »Sieh mal, Mama!« rief Adam. »Da kommt eine Droschke.«
    Aber Joanna blieb wie angewurzelt stehen.
    »Mutter?«
    Joanna blickte wieder die Straße hinunter und sah gerade noch, wie Paulines Schleppe in der Kutsche verschwand.
    Es
war
Hugh gewesen, das hätte Joanna schwören können.
    »Sarah, hast du gesehen, wie …« Joanna

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