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Traumzeit

Traumzeit

Titel: Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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stehen. Während sie sich mit dem Mann und der Frau am Stand unterhielt – es waren Missionare, die »zwanzig Jahre ihres Lebens dem Dienste Gottes im Punjab« geweiht hatten –, langweilten sich die Kinder. Adam wollte zum Stand der Königlichen Expeditionsgesellschaft zurück, denn dort zeigte man echte Kopfjäger aus Neu-Guinea.
    Als Joanna den Bericht der Missionare über die Hungersnot in Indien hörte, sagte sie erschüttert: »Das wußte ich nicht. Natürlich muß etwas geschehen, um diesen Menschen zu helfen.« Lisa und Adam beschlossen, zum Ende der Halle zu gehen, denn dort war eine kleine Farm aufgebaut.
    Man hatte Erde aufgeschüttet und richtige Zäune um das ganze Terrain gezogen. Heuballen lagen herum, es gab ein Pferd, einen Pflug und freilaufende Hunde. Man scherte Schafe, und Kühe wurden gemolken. Die Arbeiter demonstrierten, wie man Holz spaltet, Weizen drischt und Getreide reinigt. An einem langen Tisch saßen junge Männer und überprüften mit Mikroskopen Erdproben, Getreide und Gräser. Eine andere Gruppe saß vor der großen anatomischen Schautafel eines Widders. Herren in schwarzen Fräcken erklärten den Zuschauern: »Meine Herrschaften, Sie sehen hier die neueste und beste Methode fortschrittlicher Erziehung und Bildung auf der ganzen Welt.« Lisa und Adam betrachteten die Tafel, auf der stand: ›Die Landwirtschaftsschule Tongarra‹. In einem kleinen Kasten lagen Prospekte und Broschüren mit der Aufforderung: ›Bitte bedienen Sie sich.‹
    Adam nahm sich eine der Broschüren. Darin gab es viele Bilder von jungen Männern, die Schafe scherten, Pferde ritten und moderne Pflüge lenkten. Auf einem Bild sangen die Schüler in einer Kapelle, und man sah sie auch beim Kricketspiel auf dem Rasen. Auf der letzten Seite gab es sogar Abbildungen der Klassenräume.
    Lisa und Adam gingen am Zaun entlang und konnten nicht glauben, daß in einem Raum eine ganze Landschaft aufgebaut war, die man normalerweise nur im Freien finden konnte. »Das sieht nach einer tollen Schule aus, Lizzie«, sagte Adam. »Vielleicht sollte ich lieber auf diese Schule gehen und nicht auf die in Cameron Town.«
    »Ich möchte auch dorthin«, sagte Lisa.
    »Das kannst du nicht! Sei doch nicht dumm.«
    »Warum nicht?«
    »Diese Schule ist nicht für Mädchen. Verstehst du?« Er zeigte ihr, daß auf den Abbildungen nur Jungen zu sehen waren und kein einziges Mädchen. »Wenn du groß bist, dann gehst du auf eine Mädchenschule.«
    Lisa runzelte die Stirn. Sie fand das nicht richtig.
    »Da seid ihr ja!« rief Joanna, als sie und Sarah die beiden entdeckten. »Wir haben euch überall gesucht.«
    Endlich erreichten sie die ›Halle für Kunst und Architektur‹. Als sie sich dem amerikanischen Stand näherten, stellte Sarah zu ihrer Überraschung fest, daß ihr Herz klopfte. Dann sah sie ihn.
    Philip McNeal trug zwar einen förmlichen grünen Frack mit grauer Hose. Aber er sah noch genauso aus, wie sie ihn in Erinnerung hatte: groß, schlank – und er sah gut aus.
    »Da ist ja Mr. McNeal«, sagte Joanna im selben Augenblick.
    »Mrs. Westbrook!« Er kam zu ihr und nahm ihre Hand. »Wie schön, Sie zu sehen! Ich hatte gehofft, Ihnen vielleicht hier zu begegnen.«
    »Ja, wir haben in der letzten Woche Ihren Brief bekommen. Ich freue mich, Sie wiederzusehen, Mr. McNeal!«
    »Ich bin Lisa!« sagte die Kleine.
    Philip lachte und schüttelte die kleine Hand. »Guten Tag, Lisa!«
    »Sie wurde an dem Tag geboren, als wir uns voneinander verabschiedet haben«, erklärte Sarah.
    Er drehte sich um und sah sie an. »Sarah?«
    »Es freut mich, Sie wiederzusehen«, sagte sie.
    Ein kurzes Schweigen entstand, dann legte Sarah den Arm um Adams Schulter. »Das ist Adam. Erinnern Sie sich an ihn?«
    »O ja doch! Ich erinnere mich. Du bist wirklich groß geworden, Adam«, sie reichten sich die Hände.
    »Wie ist das neue Haus geworden, Mrs. Westbrook?« fragte er dann Joanna.
    »Es ist leider bis jetzt nicht geworden. Aber das ist eine lange Geschichte. Wir sind noch am Bauen. Sie schreiben in Ihrem Brief, daß Sie uns auf Merinda besuchen wollen. Hugh würde sich riesig freuen, Sie zu sehen.«
    »Ja, ich habe es wirklich vor, zu Ihnen zu kommen, Mrs. Westbrook. Ich schreibe ein Buch über Australiens Architektur. Es gibt hier bestimmte Dinge, die man nirgendwo sonst auf der Welt findet. Ich wollte meinen Aufenthalt nutzen und noch etwas dazulernen. Ich habe mich eingehend mit der Architektur in den Städten von Melbourne und Sydney

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