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Traumzeit

Traumzeit

Titel: Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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paar Jahren mehrere Bäume aus Amerika importiert, darunter auch eine Pappel. Wahrscheinlich kann ich Ihnen helfen.«
    »Ich habe es an beiden Armen«, Philip rollte auch den anderen Ärmel hoch. Er setzte sich auf einen Schemel. »Es brennt wie Feuer.« Er sah sich im Gewächshaus um, in dem bei Tag die Sonne durch die offenen Fenster schien. Topfpflanzen standen überall oder hingen vom Dach. In Pflanzkästen wurden Ableger gezogen, und Kräuter und Blätter waren zum Trocknen ausgebreitet. Auf dem Arbeitstisch standen Flaschen, Reagenzgläser und Krüge. Es roch stark nach Fenchel und Honig.
    Aber seine Aufmerksamkeit galt Sarah. Als sie auf der Ausstellung plötzlich vor ihm stand, hatte sie einen Sturm der Gefühle bei ihm ausgelöst. Und seitdem mußte er ständig an sie denken.
    »So«, sie kam zu ihm zurück, »das müßte das Brennen lindern.« Sie nahm den Deckel von einer Dose, holte mit den Fingern vorsichtig eine Art Salbe heraus und verteilte sie auf seinen Armen.
    »Was ist das?« Philip beobachtete, wie ihre Finger langsam über seinen Arm glitten, wobei sich ihre Haut dunkel von dem weißen Hemd abhob. Er spürte ihre Nähe und roch schwach einen angenehmen Duft.
    »Das ist Ringelblumensalbe«, erwiderte Sarah. »Sie wird den Ausschlag nicht heilen, aber die Reizung lindern. Wenn Sie ihn loswerden wollen, dürfen Sie nicht in die Nähe von Pappeln gehen.«
    Er schwieg einen Moment, dann sagte er: »Es ist wirklich eine heiße Nacht.«
    »Ja, in diesem Herbst herrscht leider Dürre.«
    »In Amerika ist im Mai Frühling und nicht Herbst. Schon beim letzten Mal konnte ich mich hier nicht an die Umkehrung der Jahreszeiten gewöhnen. Mir ist außerdem noch etwas aufgefallen. Sarah, wußten Sie, daß das Wasser hier in der entgegengesetzten Richtung in den Abfluß fließt wie auf der nördlichen Erdhalbkugel?«
    Sie lächelte. »So, das müßte Ihnen eine Weile Linderung verschaffen. Behalten Sie die Dose und cremen Sie sich damit ein, wenn der Ausschlag wieder auftritt oder die Reizung zunimmt.«
    Philip rollte die Ärmel herunter. Sarah ging zum Arbeitstisch zurück und überprüfte die Hitze im Topf mit dem Fenchel. Sie konnte jetzt Honig hinzufügen und den Sirup abkühlen lassen.
    »Es ist schön, Sie wiederzusehen, Sarah«, sagte er. »Offengestanden hatte ich nicht damit gerechnet, Sie hier auf Merinda wieder anzutreffen. Ich dachte, Sie wären inzwischen verheiratet und weggezogen.«
    »Nein«, erwiderte sie ruhig, »ich bin nicht verheiratet.«
    Er wollte sich nach dem Grund erkundigen, aber dann dachte er, die Frage sei unhöflich. Sarah war ein Mischling, wie man in Amerika sagen würde, und das war kein besonders freundliches Wort. Philip vermutete, daß in Australien dieselben Vorurteile herrschten wie in seiner Heimat.
    »Haben Sie immer noch das besondere Wissen, Sarah?«
    Sie sah ihn an. »Wie meinen Sie das?«
    »Ich erinnere mich, daß Sie Vorahnungen hatten, das zweite Gesicht. Erinnern Sie sich noch an das Unwetter, bei dem Hugh so viele Schafe verlor? Sie wußten damals, daß etwas Unheilvolles geschehen würde. Wissen Sie solche Dinge immer noch?«
    »Manchmal, aber nicht oft.« Sarah lächelte.
    Sie konzentrierte sich wieder auf den Fenchelsirup. Sie nahm Tonkrüge von einem Regal über dem Arbeitstisch, stellte sie nebeneinander und goß in jeden Krug etwas von dem Sirup.
    »Wozu werden Sie das benutzen?« fragte Philip.
    »Es beruhigt den Magen und dient auch als harntreibendes Mittel.«
    Sie schwiegen wieder. Philip betrachtete die Dose in seiner Hand. Sie war aus schwerem undurchsichtigem dunkelrotem Glas und fühlte sich glatt an. Ein großer runder Kork verschloß sie. Auf dem Etikett stand: »Ringelblumensalbe, Februar 1880 .«
    »Alice ist sehr nett«, sagte Sarah, nachdem sie den Sirup gleichmäßig in die Krüge verteilt hatte. »Wie haben Sie Ihre Frau kennengelernt?«
    »Ich bin durch England gereist, und wir sind uns bei einem gemeinsamen Freund begegnet.«
    »Sie reisen viel.«
    »Ja, das stimmt. Ich bin offenbar ein ruheloser Geist.«
    Sie sah ihn wieder an und ließ die Hände sinken. »Ich erinnere mich, daß Sie damals sagten, Sie suchen Antworten. Suchen Sie die Antworten noch immer?«
    »Ich weiß nicht, ob es überhaupt Antworten gibt, Sarah. Ich arbeite. Im Grunde tue ich das – ich arbeite.«
    »Sie bauen für andere Häuser und haben selbst kein Haus.«
    Er konnte den Blick nicht von ihr wenden. Er sah die hohen Wangenknochen, den vollen Mund und vereinzelte

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