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Traumzeit

Traumzeit

Titel: Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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die fünf Monate der Ausstellung, und jetzt …«
    Sie sah Sarah an und lächelte wieder entschuldigend. »Nun ja, ich denke, wir werden das Beste daraus machen. Vielen Dank, daß Sie uns Ihr Zimmer überlassen. Das ist wirklich sehr freundlich von Ihnen. Ein Haus ist so angenehm nach den vielen Hotels. Daniel wird hier bestimmt sehr glücklich sein.«
    »Er kann mit Lisa spielen und natürlich auch mit den Tieren«, Sarah spürte eine beinahe greifbare Traurigkeit in Alice McNeal.
    Alice musterte Sarah still. »Philip hat mir von Ihnen erzählt. Sie sind wirklich so nett, wie er Sie beschrieben hat.«
    Sarah ging mit den beiden wieder zu ihrem Zimmer, ließ sie aber an der Tür allein. Sie versuchte, ihre Verwirrung zu verstehen – zuerst die plötzlichen, unerwarteten Gefühle für Philip, dann die Begegnung mit seiner Frau, das Mitgefühl für sie, ein Verständnis von Frau zu Frau, und das Mitleid mit dem kleinen Jungen, der nie ein Zuhause gehabt hatte.
    2
    Sarah zählte sorgfältig die Löffel mit Fenchelblättern, die sie in den Topf mit kochendem Wasser streute, und versuchte, nicht an Philip zu denken. Sie stand im Gewächshaus und machte Kräutersirup. Es war spät am Abend. Joanna und Alice saßen mit Lisa und Daniel im Wohnzimmer. Hugh und Philip waren noch einmal zum Fluß gegangen, um sich die Fundamente bei Mondlicht anzusehen. Sarah hörte in der Ferne das einsame Heulen eines Dingo.
    Die Nacht schien sie wie warmer Samt einzuhüllen. Der Mond stand groß und gelb am Himmel und strahlte wie eine zweite Sonne. Sarahs Haut war feucht. Die Unterröcke klebten ihr an den Beinen. Sie beobachtete die Fenchelblätter im Topf und achtete darauf, daß das Wasser nicht zu sehr kochte. Sie mußte daran denken, wie sie beim Abendessen Philip beobachtet hatte. Das Kerzenlicht verlieh seinem Gesicht einen ganz besonderen Schimmer. Die winzigen Schweißperlen auf seiner Oberlippe faszinierten sie, und sie konnte den Blick nicht von seinen Lippen wenden, wenn er sprach.
    Während der Unterhaltung bei Tisch glaubte sie zu bemerken, daß auch Philip sie öfter ansah. Hatte sie sich getäuscht oder versuchte er, sich über den Tisch hinweg stumm mit ihr zu verständigen? Sie warf sich eine übertriebene Phantasie vor und redete sich ein, es sei nur ihre Wunschvorstellung gewesen, daß Philip sie öfter ansah als die anderen. Es war bestimmt reine Einbildung gewesen, daß er nur Augen für sie gehabt hatte, wenn er über Amerika sprach, über die Ausstellung oder über Pläne für das neue Haus der Westbrooks. Vermutlich hatte sie ihn angestarrt! Sie hatte kaum einen Blick für die anderen gehabt, konnte sich nicht einmal daran erinnern, was für Kleider Joanna und Alice zum Abendessen trugen. Sie hatte kaum einen Bissen essen können, sondern alles auf dem Teller hin und her geschoben, hatte kaum zugehört, als Alice McNeal mit leiser Stimme von der Schiffahrt von San Francisco nach Melbourne erzählte, sondern nur verlegen in das Weinglas gestarrt. An ihre Ohren drang nur Philips angenehmes Lachen, und wie er seine Frau mit »Liebste« anredete. Als sich nach dem Essen alle ins Wohnzimmer begaben, hatte sich Sarah entschuldigt und erklärt, sie müsse sich um den Fenchel kümmern, da er sonst seine heilende Wirkung verlieren würde.
    Während sie jetzt durch die Glasscheiben auf das mondhelle Land blickte, wurde ihr bewußt, daß Philips Anwesenheit in diesem Haus für sie sehr beunruhigend war.
    Sie hörte ein Geräusch, drehte sich um und sah ihn auf dem Rasen näherkommen.
    »Hallo!« rief er und trat durch die offene Tür. »Ich suche Joanna. Alice ist schlafen gegangen, und Hugh meinte, Joanna sei vermutlich hier. Er meint, sie könnte mir vielleicht bei einem Problem helfen, das ich mir angelacht habe.«
    »Ich glaube, Joanna liest Lisa eine Geschichte vor dem Einschlafen vor. Kann ich Ihnen vielleicht helfen?«
    Er lächelte verlegen. »Es ist nichts weiter«, erklärte er und rollte einen Hemdsärmel hoch. »Unten am Fluß hat mich etwas sehr ungnädig begrüßt.«
    Er hielt den Arm in den Schein der Lampe, und sie sah an seinem Unterarm eine Art Ausschlag. »Sie müssen auf etwas reagieren«, sagte sie. »Als Sie das erste Mal hier waren, ist mir das nicht aufgefallen.«
    »Da hatte ich es auch nicht. Aber ich glaube, ich kenne die Ursache. Ich hatte diesen Ausschlag schon einmal zu Hause. Hat Joanna vielleicht im Garten inzwischen eine Pappel gepflanzt? Ich reagiere so auf Pappeln.«
    »Wir haben vor ein

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