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Traumzeit

Traumzeit

Titel: Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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an und bekam große Augen. Sie hob die Hände und sagte etwas in einer Sprache, die Joanna nicht verstand.
    »Was sagt sie?« fragte Hugh den Alten.
    »Sie sagt, mit Ihrer Missus ist etwas. Schatten umgeben sie. Der Schatten eines Hundes. Er folgt der Missus. Sie sagt, sie sieht den Schatten eines Hundes dort hinter der Missus.«
    Adam drehte sich verwirrt um, aber Joanna erstarrte. Der alte Alptraum! Der Alptraum vom Schiff, von dem Hund, dem Begräbnis und der Sternenschlange.
    »Kann ich ihr eine Frage stellen?« sagte Joanna. »Ich möchte gerne wissen, ob sie auch Träume deuten kann.«
    »Träume sind in ihren Glaubensvorstellungen sehr wichtig«, sagte Hugh. »Was möchten Sie wissen?«
    »Was bedeutet es, wenn man von einer Schlange träumt – von einer Riesenschlange?«
    Als Hugh dem Alten die Frage wiederholte, hob der Mann plötzlich abwehrend die Hände und murmelte etwas, das Hugh nicht verstand.
    »Was bedeutet das, Mr. Westbrook?« fragte Joanna.
    »Ich fürchte, wir haben ein Tabu verletzt. Sie dürfen nicht über die Schlange sprechen.«
    »Das verstehe ich nicht. Was für eine Schlange? Halt, bitte, sie sollen nicht gehen. Ich möchte, daß sie mir etwas erklären.«
    Joanna sah, wie der alte Mann die anderen zur Eile antrieb, mit ihnen die Straße verließ und zwischen den Bäumen verschwand. Die alte Frau drehte sich noch einmal um, dann war auch sie nicht mehr zu sehen.
    Hugh stieg wieder auf den Wagen, griff nach den Zügeln und sagte: »Tut mir leid, Miss Drury, aber es gibt Dinge, über die sprechen die Aborigines einfach nicht.«
    »Diese Frau hat etwas gewußt«, sagte Joanna. »Ich möchte nur wissen, was.«
    Hugh sah Joanna erstaunt an. »Miss Drury, Sie zittern ja. Was ist los?«
    »Diese alte Frau weiß etwas über mich. Ich habe es an der Art gesehen, wie sie mich angestarrt hat. Sie wußte von dem Hund, der mich beinahe getötet hätte und irgendwie auch für den Tod meiner Mutter verantwortlich ist.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Hugh. »Die Frau wollte Ihnen die Zukunft voraussagen. In Ihrer Zukunft muß ein Hund eine Rolle spielen.«
    »Nein«, widersprach Joanna, während der Wagen in der einsetzenden Dämmerung langsam weiterrollte, »ich weiß, wovon sie gesprochen hat …« Bekümmert dachte sie: Die alte Frau hat bedrohliche Schatten gesehen. Was haben sie wohl zu bedeuten?
    Sie wandte sich wieder Hugh zu und fragte: »Warum sind Schlangen für die Ureinwohner etwas Besonderes?«
    »In ihrer Mythologie gibt es eine Regenbogenschlange. Viel weiß ich auch nicht darüber. Ich weiß nur, daß die Regenbogenschlange ein Wesen der Zerstörung ist. Ich glaube, die Ureinwohner sind der Ansicht, daß man sich vor dieser Schlange sehr fürchten muß.«
    »Die Regenbogenschlange«, wiederholte Joanna leise und dachte an die Notizen im Tagebuch ihrer Mutter. Sie hatte Träume über eine ›Schlange mit vielen Farben‹ erwähnt.
    »Worum ging es bei dem Streit, Mr. Westbrook? Warum haben sich die Reiter so über diese Leute aufgeregt?«
    »Sie haben behauptet, die Aborigines hätten versucht, sie zu bestehlen. Aber ich bezweifle das.«
    »Der eine wollte den Alten sogar auspeitschen. Warum?«
    »Leider fürchten sich einige Weiße vor den Schwarzen. Sie glauben, diese Menschen hätten besondere Kräfte – übernatürliche Kräfte. Und deshalb haben sie vor ihnen Angst.«
    »
Haben
sie übernatürliche Kräfte? Glauben Sie das auch, Mr. Westbrook?«
    »Manche Leute glauben daran. Ich weiß es nicht. Ich habe erlebt, daß Aborigines zu außergewöhnlichen Dingen in der Lage sind.« Er schwieg. »Wer kann sich darüber ein Urteil erlauben? Vor fünfunddreißig Jahren gab es in diesem Teil des Landes noch keine Weißen. Wir kennen diese Menschen kaum, die hier Tausende und Abertausende von Jahren vor uns gelebt haben. Einige von uns haben sich mit ihnen angefreundet. Auf meiner Farm arbeitet eine junge Eingeborene. Sie hilft Ping-Li im Kochhaus und versorgt die Wäsche. Und ich habe Schwarze unter den Arbeitern. Sie sind in Ordnung. Ach ja, dann gibt es noch Ezekial. Er ist uralt und erinnert sich noch an die Zeit, als seine Leute keine Weißen kannten. Die meisten Aborigines und ich, wissen Sie, wir kommen miteinander aus. Aber ich muß gestehen, daß ich sie nicht so gut verstehe wie Weiße.«
    Joanna stellte fest, daß die Dämmerung anbrach und der Tag in die Nacht überging. Was hat die alte Frau gesehen, überlegte sie. »Wohin wollen diese Leute, Mr. Westbrook?« fragte

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