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Traumzeit

Traumzeit

Titel: Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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ich, nach ihrem Tod ebenfalls von einer unheimlichen Schlange zu träumen. Meine Mutter hat alles in ihrem Tagebuch niedergeschrieben.«
    Joanna reichte Hugh das Buch. Er schlug die erste Seite auf und las die Widmung: »Für Emily Makepeace zu ihrer Hochzeit von Major Petronius Drury, ihr sie liebender Mann, 12 . Juli 1850 .«
    »Es ist eine Art Buch der Erinnerungen«, erklärte Joanna. »Meine Mutter begann es als Tagebuch, aber dann glaubte sie, wenn sie ihre Träume und jede einzelne Erinnerung, die sich wieder einstellte, niederschrieb, würde es ihr vielleicht gelingen, die leeren Stellen in ihrem Leben zu füllen. Und sie wollte auch den …«
    Hugh hob den Kopf. »Den was?« fragte er.
    »Ich weiß nicht, ob Sie das hören wollen. Ich fürchte, es klingt merkwürdig.«
    Hugh lächelte und sagte: »Erzählen Sie nur weiter.«
    Joanna sagte leise und langsam: »Meine Mutter glaubte, auf ihrer Familie liege eine Art … Fluch. Es gab keine Beweise dafür. Das sagten ihr nur ein inneres Gefühl und ihre seltsamen Träume …«
    »Was für ein Fluch?«
    »Ich weiß es nicht.
Sie
wußte es nicht. Aber sie glaubte, es habe mit den Aborigines zu tun.«
    Hugh sah sie verwundert an und sagte dann: »Erzählen Sie weiter.«
    Joanna berichtete stockend von dem tollwütigen Hund, von Lady Emilys Versuch, durch ihr Dazwischentreten Joanna das Leben zu retten, und von dem Soldaten, der im letzten Augenblick den Hund erschossen hatte. Und wie bei Lady Emily kurz darauf die Symptome der Tollwut auftraten, an denen sie schließlich gestorben war. »Sie glaubte bis zum Ende, der Fluch töte sie … Wie ein Gift, sagte sie.«
    »Ein Gift? Warum ein Gift?«
    »Ich weiß es nicht. Sie sagte, sie habe es geträumt. Sie glaubte, der Fluch sei auf mich übergegangen.«
    »Glauben Sie daran?«
    »Ich weiß nicht, was ich glauben soll, Mr. Westbrook. Aber ich werde das Gefühl nicht los, daß … mich manchmal etwas umgibt. Ich weiß nicht, was es ist, vielleicht eine Art Unglück oder wie immer man es nennen will.«
    Als er sie verständnislos ansah, fügte sie hinzu: »Das Schiff, auf dem ich gekommen bin, geriet in eine Flaute. Der Kapitän erklärte, das habe er an dieser Stelle noch nie erlebt. Wir lagen mehrere Tage auf dem Meer und kamen nicht weiter, Mr. Westbrook. Unsere Wasservorräte gingen bereits zur Neige.«
    »Ach, wissen Sie, so etwas kommt immer wieder vor.«
    Sie seufzte und sagte: »Ja, ich weiß. Und ich weiß, es klingt verrückt. Aber ich hatte in Indien vor meiner Abreise einen Traum. Ich träumte, … was geschehen würde, und alles ereignete sich so wie in dem Traum.«
    »Merkwürdig, aber das kommt vor. Ich verstehe nicht, weshalb Sie glauben, daß Sie der Grund dafür waren. Miss Drury, wußten Sie damals schon, daß Sie nach Australien fahren würden?«
    »Ja.«
    »Dann war Ihr Traum vielleicht nichts anderes als ein Ausdruck von Ängsten, die vor einer so langen Reise durchaus verständlich und allgemein üblich sind. Viele Menschen haben Angst vor einer Schiffsreise. Immer wieder versinken Schiffe im Meer. Es ist eine gefährliche Art zu reisen. Ich würde sagen, daß Sie sich insgeheim geängstigt haben, mehr nicht.«
    »Die meisten träumen dann von Wracks und vom Ertrinken, Mr. Westbrook, aber nicht von einer Flaute.«
    Er blätterte in dem Tagebuch und sah, daß auf den ersten Seiten Anweisungen für die Herstellung von Heilmitteln und die Behandlung von Krankheiten standen. »Ihre Mutter scheint viel von Medizin verstanden zu haben«, sagte er.
    »Wir wurden oft von einem Ort zum anderen versetzt. Mein Vater war Offizier der britischen Armee. Und nicht selten lebten wir in Gegenden, in denen es keinen Arzt gab. Meine Mutter lernte von den indischen Heilern. Sie las Bücher und brachte sich ihr Wissen selbst bei. Sie behandelte meinen Vater und mich, unsere Dienstboten und manchmal auch verwundete Soldaten.«
    »Wodurch erwachte das Interesse Ihrer Mutter für die Heilkunst? War Ihr Vater Arzt?«
    »Nein, ich glaube, er war Pfarrer. Das heißt, er war Missionar bei den Ureinwohnern irgendwo hier in Australien.«
    »Ich verstehe«, sagte Hugh. Er sah, daß ihr Becher leer war, und fragte: »Darf ich Ihnen noch etwas Tee eingießen?« Joanna reichte ihm den Becher, und er fuhr fort: »Deshalb glaubte Ihre Mutter, es sei ein Fluch oder ein Gift der Ureinwohner. Sie hat offenbar als Kind eine Zeitlang bei ihnen gelebt.«
    »Das vermutete sie, aber sie konnte sich nicht daran erinnern, außer

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