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Traumzeit

Traumzeit

Titel: Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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trächtigen Schafe absondern. Wir haben etwa zweitausend. Denn wenn sie auch befallen werden, verlieren wir alle Tiere. Danach versuchen wir es mit Desinfektionsbädern und können nur hoffen, damit Erfolg zu haben.«
    »Hugh«, sagte Sarah, »wenn ich dir irgendwie helfen kann …«
    »Vielen Dank, Sarah«, er seufzte. Dann dachte er: Als erstes habe ich die unangenehme Aufgabe, nach Cameron Town zu reiten. Ich muß Joanna telegrafieren, daß ich leider nicht so schnell zu ihr nach Kalangandra kommen kann.
    3
    Sarah konnte nicht schlafen. Eine innere Unruhe hatte sie erfaßt. Vielleicht, so dachte sie, lag es an der Seuche, die die Schafe bedrohte, denn auch sie machte sich große Sorgen. Möglicherweise hatte ihre Rastlosigkeit jedoch überhaupt nichts mit Merinda zu tun, sondern mit dem, was sich viele tausend Meilen entfernt an der Westküste des Kontinents ereignete.
    Sarah stand seufzend wieder auf, legte sich das Umschlagtuch um die Schultern und verließ leise das Haus. Es war Mitternacht. Ein runder großer Herbstmond wachte seltsam abweisend und kalt über dem schlafenden westlichen Distrikt. Sarah lief hinunter zum Fluß. Dort hatte sie neue Beete mit Basilikum und Minze angelegt. Sie dachte an Joanna. Wo mochte sie jetzt sein? Wie ging es Lisa, und was hatten sie auf ihrer abenteuerlichen Reise gefunden? Sarah bereute inzwischen, daß sie nicht mit ihnen nach Westaustralien gefahren war. Joanna hatte ihr gesagt: »Mrs. Jackson wird sich um den Garten kümmern.« Aber Sarah zweifelte daran, daß Mrs. Jackson die Pflanzen richtig pflegen würde. Außerdem hatte sie geglaubt, Adam werde in den Semesterferien nach Hause kommen. Sie wollte ihn nicht auf Merinda allein lassen. Aber er schrieb, er habe bereits viele neue Freunde und sei eingeladen worden, die Ferien in Sydney zu verbringen. Deshalb hatte er sich entschlossen, nicht nach Merinda zu kommen.
    Ich hätte Joanna begleiten sollen, dachte Sarah, als sie vor dem Beet kniete und im hellen Mondlicht die Blütenknospen der Minze begutachtete. Sie wurde den Gedanken nicht los: Ich sollte jetzt unbedingt bei Joanna sein! Das mußte wohl der Grund für ihre seltsame Unruhe sein. War Joanna in Schwierigkeiten geraten? Brauchte sie Hilfe? Dachte Joanna in diesem Augenblick an sie und wünschte, Sarah wäre in dem fremden, gefährlichen Land bei ihr?
    Sie stellte fest, daß das Basilikum und die Minze nicht so viele Blätter hatten, wie es hätte der Fall sein müssen. Deshalb entfernte sie vorsichtig Knospen, um das Wachstum der Blätter anzuregen. Umgeben von den vertrauten Geräuschen der Nacht arbeitete sie geübt, aber ihre Gedanken waren nach innen gerichtet. Schatten bewegten sich durch die Bäume, Wolken schoben sich hin und wieder vor den Mond und Sarah versuchte in stiller Konzentration die große Entfernung zu überbrücken, die sie von Joanna trennte. Sie versuchte zu spüren, was in der Wüste des westlichen Australien geschah.
    Plötzlich hörte sie das Geräusch von Pferdehufen. Sie richtete sich auf und lauschte. Es war ein einzelner Reiter. Wer mochte das sein? Kam jemand, der ihre Hilfe brauchte? Aber plötzlich wußte sie, wer es war. Sie blickte mit angehaltenem Atem durch die Bäume.
    Und dann sah sie ihn. Er war vom Pferd gesprungen und ging langsam auf dem schmalen Pfad hinunter zum Fluß.
    »Philip!« rief sie und lief ihm entgegen.
    »Sarah!« Er breitete die Arme aus, und sie warf sich an seine Brust. Er drückte sie fest an sich. Sein Mund suchte ihre Lippen, und sie küßten sich lange. Dann flüsterte er zärtlich und staunend: »Sarah … meine Sarah …«
    »Du bist hier! Du bist wirklich hier!«
    »Hast du meinen Brief nicht bekommen?«
    Sie schüttelte stumm den Kopf.
    »Mein Gott, Sarah, wie habe ich mich danach gesehnt, dich wiederzusehen. Als ich heute in Cameron Town ankam, konnte ich einfach nicht im Hotel bleiben und noch eine Nacht warten. Ich konnte nicht einschlafen. Schließlich habe ich mich aufs Pferd gesetzt und bin hierher geritten …« Er küßte sie noch einmal, er streichelte ihre Haare. Sie drückte sich ungläubig an ihn. Es war wie ein Rausch, ein unbeschreibliches Glücksgefühl, ihn zu fühlen, ihn zu küssen.
    »Du hast mir gefehlt«, flüsterte er und nahm ihr Gesicht zwischen beide Hände. »Aber ich habe dir geschrieben, Sarah … und ich bin noch verheiratet …«
    Sie verschloß ihm den Mund mit einem Kuß. Dann drückte sie ihr Gesicht an seinen Hals. »Du bist hier, Philip. Du bist endlich

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