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Traumzeit

Traumzeit

Titel: Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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ergriffen hat.«
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    Als Hugh schließlich nach Merinda zurückritt, war er völlig erschöpft. Im Haus fand er nur Mrs. Jackson, die das Abendessen kochte.
    Er zog sich niedergeschlagen um und genehmigte sich dann im Wohnzimmer einen Whiskey. Er fand es besonders tröstlich, wieder zu Hause in den eigenen vier Wänden zu sein. Das neue Haus auf Merinda tat ihm in seinem Kummer gut. Er war dankbar für die schlichte Schönheit, die ihn hier umgab, und er freute sich an den glänzenden Böden, den modern gekachelten Badezimmern, den bunten Glasscheiben in der Haustür, den schön gearbeiteten Möbeln und natürlich über die hellen Gaslampen. Das Haus strahlte Frieden und Ruhe aus. Es war solide, groß und vermittelte Zuversicht – es ist ein richtiger Zufluchtsort, dachte Hugh.
    Aber noch wohltuender als Merindas schlichte Schönheit empfand er die vertrauten Dinge in diesem Haus. Jedes einzelne besaß für ihn eine besondere Bedeutung – ganz besonders die vielen Fotografien in Silber- oder Holzrahmen auf den kleinen Tischen oder an den Wänden. Hugh betrachtete versonnen die Aufnahmen – der neunjährige Adam hielt stolz einen Fisch hoch, den er im Fluß gefangen hatte; Lisa bei einem Maskenfest; Sarah und Joanna im Gewächshaus. Sie standen inmitten von Kräutern und Blumen im hellen Sonnenlicht. Die Fotografien weckten ebenso glückliche Erinnerungen wie die vielen Andenken, die den Zimmern eine besondere Note und Wohnlichkeit verliehen – zum Beispiel der Preis, den Lisa auf der letzten Landwirtschaftsausstellung für ein Lamm gewonnen hatte, oder Adams Urkunden für besondere Leistungen an der höheren Schule in Cameron Town.
    In seiner Jugend im Busch hatte Hugh niemals ein so großes Haus gesehen, wie es ihm jetzt gehörte. Er wünschte, daß sein Vater noch lebte und sich daran erfreuen könnte.
    Hugh trank langsam seinen Whiskey und versuchte, nicht an die schrecklichen Dinge zu denken, die er seit seiner Ankunft zu sehen bekommen hatte – Schafe, die bei lebendigem Leib verwesten, die Hoffnungslosigkeit in den Augen der Männer, die wußten, daß sie durch diese Tragödie ihre Farmen verlieren würden und damit alles, wofür sie gearbeitet hatten. Hugh wollte sich am nächsten Tag an die Arbeit machen und einen Ausweg suchen. Er mußte ein Mittel finden, mit dem man diese Herausforderung des Schicksals bewältigen konnte, die alle Schafzüchter im westlichen Victoria heimsuchte. Aber an diesem Abend suchte er Trost bei seiner Familie.
    Ihm fehlte Joanna, und er wünschte, sie wäre mit zurückgefahren. Natürlich wäre ihm noch lieber gewesen, er hätte die Reise mit ihr fortsetzen können. Möglicherweise hatte Joanna in den vergangenen fünf Wochen Karra Karra bereits gefunden. Bei seiner Ankunft hatte ihn ein Telegramm von ihr erwartet. Es war bereits viereinhalb Wochen alt: ›Wir sind nach Kalagandra gefahren. Wohnen im Golden Age Hotel. Du fehlst mir. Ich liebe dich, Joanna.‹ Seitdem hatte sie sich nicht mehr gemeldet …
    Hugh hörte Schritte im Gang draußen. Er drehte sich um und sah Sarah in der Tür.
    »Hugh, du bist wieder da!« rief sie und strahlte.
    Sie umarmten sich. »Wie geht es Joanna?« fragte Sarah. »Hat sie Karra Karra gefunden?«
    »Ich fürchte noch nicht, das heißt, zumindest nicht, als wir uns trennten. Ich hatte gehofft, hier eine Nachricht von ihr zu finden.«
    »Außer dem Telegramm ist nichts angekommen«, sagte Sarah. »Aber wie ich Joanna kenne, wird sie nicht ruhen, wo immer sie auch sein mag! Aber Adam hat geschrieben.« Sie ging zum Schreibtisch und kam mit einem dicken Umschlag zurück. »Du wirst eine Stunde brauchen, um das alles zu lesen. Er ist offenbar sehr glücklich an der Universität!«
    Hugh warf einen Blick auf die vertraute Handschrift und las die ersten Worte: ›Ihr Lieben, Euer sehr kluger und wissensdurstiger Sohn grüßt Euch aus der großen weiten Welt!‹
    Hugh lächelte und sah wieder einen kleinen Jungen mit einem verbundenen Kopf vor sich, der nicht sprechen konnte und ihn mit angstvollen und verwirrten Augen anstarrte.
    »Was ist mit den Schafen?« fragte Sarah. »Weißt du, was ihnen fehlt? Ich habe gehört, daß man glaubt, es sei eine neue Art Schmarotzerfliege.«
    »Ich glaube, das stimmt leider. Diesmal kommt es auch zu Pilzbefall auf der Haut. Das habe ich bisher bei einem Fliegenbefall noch nicht erlebt.«
    »Was wirst du tun?«
    »Zuerst werden wir alle Schafe scheren und soviel Wolle wie möglich retten. Dann werde ich die

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