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Traumzeit

Traumzeit

Titel: Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Kapitänsmütze trug er inzwischen einen breitkrempigen Hut. »Ich habe ihn auf die Suche nach einer Wasserstelle geschickt. Unsere Wasservorräte werden bedenklich knapp, Mrs. Westbrook.«
    »Aber Sie scheint noch etwas anderes zu bedrücken, Kapitän. Was ist es?«
    »Sie irren sich leider nicht, Mrs. Westbrook. Wie es aussieht, haben wir die Orientierung verloren.«
    »Die Orientierung verloren? Aber wie ist das möglich?«
    Er gab ihr seinen Kompaß. »Beobachten Sie die Nadel.«
    Joanna betrachtete den Kompaß auf ihrer flachen Hand. Die Nadel zitterte über ›Norden‹, und plötzlich sprang sie auf ›Süden‹.
    »Das geht nun schon einige Tage so«, sagte Fielding. »Anfangs war es nicht so schlimm. Sammy und ich glaubten, uns trotzdem noch orientieren zu können. Aber es wird immer schlechter. Ich fürchte, der Kompaß ist mittlerweile nutzlos.«
    »Wie kommt das?« fragte Joanna und sah verblüfft, daß die Nadel wieder auf ›Norden‹ sprang.
    »Wir wissen es nicht. Ich habe das bei einem Kompaß noch nie erlebt.«
    »Ist er vielleicht kaputt?«
    »Diese Frage habe ich mir auch schon gestellt. Aber ein guter Seemann fährt niemals mit nur einem Kompaß zur See.« Er öffnete die Satteltasche und holte eine Kugel von der Größe einer Orange heraus. Die untere Hälfte war aus Metall, die obere aus Glas. In dieser Kugel befand sich ein Kompaß. »Wir benutzen diese Art Kompaß auf dem Meer«, erklärte er. »Die Nadel schwimmt in Alkohol, sehen Sie? Dieser Kompaß ist zuverlässiger als die anderen, die man in der Hand hält. Und jetzt achten Sie auf die Nadel.«
    Joanna blickte wie gebannt auf die Nadel in der Kugel. Sie pendelte in Richtung ›Norden‹ und dann kreiste sie langsam weiter auf ›Süden‹.
    »Wenn Sie mich fragen«, Fielding warf einen Blick auf das öde Land, »hier sind sehr seltsame Kräfte am Werk.«
    »Gibt es keine Möglichkeit festzustellen, wo wir uns befinden?«
    »Mrs. Westbrook, wir haben nicht einmal die Möglichkeit, zu bestimmen, in welche Richtung wir reiten. Normalerweise kann man das mit einer ganz gewöhnlichen Taschenuhr …« Er griff nach seiner Taschenuhr und zeigte sie ihr. »Man muß die Zwölf-Uhr-Anzeige nur auf die Sonne richten, dann verläuft die Nord-Süd-Linie genau zwischen der Zwölf und dem Stundenzeiger. Aber wir bekommen schon seit Tagen die Sonne nicht mehr zu sehen.«
    Joanna kniff die Augen zusammen und blickte zu dem weißen Himmel hinauf. Eine hohe, geschlossene Wolkendecke lag über dem Land wie ein weißes Musselintuch über einem Tonkrug. Nichts wies auf die Sonne hin, die für das grelle Licht verantwortlich war. Das eigenartige Weiß endete erst, wo am Horizont die dunklen Wolken hingen, die sie ebenfalls schon seit Tagen sahen. Fielding war der Ansicht, daß dort heftige Gewitter tobten. Aber man konnte unmöglich sagen, ob sie im Norden, Süden, Osten oder Westen waren, und auch nicht, wie viele Meilen von ihnen entfernt.
    »Und was ist mit Sammy?« Joanna meinte den schwarzen Führer, den sie in Kalagandra angeheuert hatten. »Kann er uns nicht weiterhelfen?«
    »Sammy ist ein Pilbara, Mrs. Westbrook. Seine Vorfahren stammen nicht aus dieser Gegend. Er sagt, er kann die Traumpfade hier nicht erkennen.«
    Lisa lenkte ihr Kamel zu ihnen. Sie hatte in Kalagandra schnell gelernt, auf einem zu reiten, und es bereitete ihr inzwischen keine Schwierigkeiten mehr. Wie alle hatte sie sich ein Tuch um Mund und Nase gebunden, damit sie den staubfeinen Sand nicht einatmete, und als Schutz gegen die Sonne trug sie einen breitkrempigen Hut. Den Saum ihres langen Rocks hatte sie in die Stiefel gesteckt. »Was gibt es, Mutter?«
    Joanna erklärte ihr das Problem mit dem Kompaß, und Lisa fragte: »Müssen wir umkehren?«
    Joanna dachte an Hugh. Sie zweifelte nicht daran, daß er bereits wieder auf dem Weg ins westliche Australien war. Als er vor sechs Wochen nach Merinda zurückgefahren war, hatte er ihr versichert, er werde den Fliegenbefall innerhalb einer Woche unter Kontrolle bekommen und könne sich danach sofort wieder auf den Weg nach Westaustralien machen. Er mußte also innerhalb der nächsten zwei Wochen in Kalagandra eintreffen. Joanna hatte im Golden Age Hotel einen Brief für ihn zurückgelassen. Sie erklärte darin den Grund für diese Expedition und das Ziel, das sie erreichen wollten. Sie hatte auch geschrieben, daß sie Mitte Juni wieder in Kalagandra sein würden – und Mitte Juni war in wenigen Tagen.
    Sie fragte Kapitän

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