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Traveblut

Traveblut

Titel: Traveblut
Autoren: Jobst Schlennstedt
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»Ich bin gleich wieder zurück.«
    Er folgte der Schulleiterin in ihr Büro und schloss die Tür hinter sich. »Wir vermuten, dass der Grund für die Taten in der Vergangenheit zu suchen ist«, begann er. »Wir konzentrieren uns auf die Zeit, in der Brigitte Jochimsen, Katharina Kock und Hanka Weichert an der Blücher-Schule unterrichtet haben. Irgendetwas muss damals hier vorgefallen sein.«
    Gisela Sachs wandte ihren Blick ab und stellte sich ans Fenster. Andresen hatte das Gefühl, dass sie etwas beschäftigte, aber sie schwieg beharrlich.
    Er versuchte es anders. »Es tut mir leid, dass wir den Schulablauf stören müssen. Es ist sicher keine einfache Situation für Sie. Dennoch bitten wir Sie, uns alle Unterlagen von damals zur Verfügung zu stellen. Wir brauchen wirklich alles. Zeugnisse, Vermerke, Protokolle. Über Lehrer, Schüler, Eltern, alles, was Sie haben. Und das so schnell wie möglich.«
    »Wie stellen Sie sich das vor?«, fragte Gisela Sachs. Sie wirkte seltsam gleichgültig. »Wir müssen sämtliche Archive und Schränke durchsuchen. Damals haben wir noch nicht mit Computern gearbeitet.«
    »Geben Sie Ihrem Hausmeister Bescheid, dass er Ihnen helfen soll. Oder jemandem aus dem Kollegium. Und denken Sie bitte daran, dass wir keine Zeit mehr zu verlieren haben. Es eilt.«
    »Wäre das alles?«
    »Im Moment schon.«
    »Gut, wir kümmern uns darum.« Gisela Sachs blickte noch immer aus dem Fenster.
    Andresen bedankte sich und ging zurück ins Lehrerzimmer. Er erfuhr, dass Julia die Befragung des Kollegiums in einem benachbarten Klassenzimmer durchführte. Auf dem Weg dorthin klingelte sein Handy. Es war Ida-Marie.
    »Was gibt es denn?«, meldete er sich.
    »Ich habe gerade mit Oliver Rehm gesprochen«, sagte sie ohne Begrüßung. »Du wirst nicht glauben, was ich rausgefunden habe.«
    »Los, sag schon.«
    »Oliver Rehm und Hanka Weichert waren mal ein Paar. Ist das nicht ein Hammer?«
    »Wann war das?«, fragte Andresen.
    »Etwa vor zehn Jahren. Noch bevor er Katharina Kock kennengelernt hat. Aber er hat für zwei der drei Tatzeitpunkte ein Alibi.«
    »Das muss nichts heißen«, entgegnete Andresen. »Alibis kann man sich kaufen.«
    »Er hat gearbeitet. Sein Chef hat es mir bestätigt.«
    »Mist«, fluchte Andresen.
    »Nach einer halben Stunde mussten wir das Gespräch abbrechen«, berichtete Ida-Marie weiter. »Die Schwester befürchtete, Rehm könne einen Rückfall erleiden.«
    »Wie schätzt du die Sache ein? Glaubst du, Rehm steckt doch dahinter?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete Ida-Marie. »Dann schon eher die Weichert. Vielleicht hat sie uns einen Bären aufgebunden.«
    »Hast du jetzt noch ein wenig Zeit?«
    »Kommt drauf an, wofür«, entgegnete sie kühl.
    »Keine Angst. Ich habe verstanden, dass die Sache zwischen uns für dich nur eine einmalige Sache war.« Andresen war über seine Worte überrascht. Hatte er das Ganze tatsächlich verstanden und akzeptiert?
    »Das ist gut. Also, wie kann ich helfen?«
    »Es geht um die Gespräche mit den Lehrern der Blücher-Schule. Kannst du uns vielleicht doch unterstützen?« Andresen nannte ihr die Privatadresse einer Lehrerin. »Karin Busch ist zurzeit krankgeschrieben. Vielleicht kannst du sie zu Hause besuchen.«
    »In Ordnung. Soll ich mich nachher noch mal bei dir melden? Wir sollten doch noch einmal miteinander reden.«
    »Lass stecken«, antwortete Andresen. »Das Ganze war ein Riesenfehler, wir sollten es so schnell wie möglich vergessen.«
    »Wie du meinst.«
    »Es ist besser so. Für dich und vor allem für mich. Wir sehen uns morgen.« Andresen legte auf. Augenblicklich hielt er inne und wunderte sich. Hatte er das wirklich gerade gesagt? Er war über seinen Schatten gesprungen und hatte die Sache mit Ida-Marie geklärt, ohne noch einmal im Detail über ihre gemeinsame Nacht und seine Gefühle für sie sprechen zu müssen. In diesem Moment fühlte er so etwas wie Erleichterung.
    Von Weitem sah er Julia, die gerade mit einer Lehrerin in einem der Klassenzimmer verschwand. Er dachte darüber nach, was Ida-Marie berichtet hatte. Oliver Rehm hatte also nicht nur Katharina Kock, sondern auch Hanka Weichert gekannt, sogar eine Beziehung mit ihr gehabt. Sie hatte ihm nichts davon erzählt. Warum auch? Vielleicht wusste sie nicht, dass er nach ihr mit Katharina Kock zusammen gewesen war. War Rehm plötzlich etwa wieder von Interesse für die Ermittlung? Wahrscheinlich nur aus Mangel an Alternativen.
    Er verwarf den Gedanken, sich noch einmal um
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