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Traveblut

Traveblut

Titel: Traveblut
Autoren: Jobst Schlennstedt
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mich«, begann Schröder zögerlich. »Ich weiß, dass ich selbst unter Verdacht stehe, aber Sie müssen mir glauben, dass ich tatsächlich nur zum Bauernopfer für meinen Chef geworden bin.«
    »Ich bin gespannt, was Sie zu erzählen haben.«
    Schröder fixierte Andresen. Sein Blick flackerte. »Sie müssen wissen, dass unser Unternehmen vor einigen Wochen einen wichtigen Kunden verloren hat. Ich war nicht ganz unschuldig daran, aber das ist eine andere Sache.«
    »Kommen Sie bitte auf den Punkt«, sagte Andresen ungeduldig.
    »Seitdem hat mich Ensink auf dem Kieker«, fuhr Schröder fort.
    »Ich verstehe noch nicht ganz.«
    »Diesen Einbruch hat jemand anderes begangen. Ensink passte es aber wunderbar in den Kram, es mir in die Schuhe zu schieben und mich loszuwerden.«
    »Und Sie wissen, wer den Einbruch in Wahrheit begangen hat?«
    »Ja«, bestätigte Schröder. »Ein Praktikant, der in dem besagten Zeitraum bei uns war. Ich habe es damals herausgefunden, aber meine Klappe gehalten, weil ich den Kerl mochte und er wirklich arm dran war. Er hatte Schulden und andere private Probleme. Außerdem hat es mich für Ensink gefreut, ich konnte ihn noch nie leiden. Das Ganze war natürlich vollkommen idiotisch von mir.«
    »Allerdings«, entgegnete Andresen trocken. »Wie heißt dieser Praktikant?«
    »Sein Name ist Jimmy Vosberg. Gehen Sie bitte rücksichtsvoll mit ihm um.«
    Andresen verschluckte sich an seinem Kaffee und starrte Schröder fassungslos an.
    »Jimmy hat ein paar krumme Dinger gedreht, um sich durchzuschlagen. Arbeiten war nichts für ihn. Bei uns hat er nicht einmal sechs Wochen durchgehalten. Aber ich glaube wirklich, dass er kein schlechter Mensch ist.«
    »Hatten Sie näheren Kontakt zu Vosberg?«
    »Nein, nur in der Firma.«
    »Können Sie sich daran erinnern, dass er Ihnen irgendwann etwas aus seiner Vergangenheit erzählt hat?«
    »Was meinen Sie?«, fragte Schröder irritiert.
    »Irgendetwas Ungewöhnliches. Etwas, von dem Sie meinen, es uns erzählen zu müssen.«
    Schröder schüttelte den Kopf und blickte Andresen schulterzuckend an.
    »In Ordnung«, sagte Andresen. »Ihnen ist hoffentlich klar, dass Sie wichtige Hinweise unterschlagen haben. Die Sache dürfte hiermit noch nicht für Sie erledigt sein. Vosberg knöpfen wir uns so schnell wie möglich vor. Genau wie Ihren Chef. Wenn Sie Ensink noch einmal sprechen, können Sie ihm sagen, dass er sich dank seiner Falschaussage auf einiges gefasst machen kann.«
    Er verabschiedete Schröder und dachte einen Augenblick nach. Dann nahm er seine Jacke und verließ das Büro. Er musste so schnell wie möglich noch einmal mit Gisela Sachs sprechen. Sie sollte ihm alles über Jimmy Vosberg sagen, an das sie sich erinnern konnte. Die anderen Gespräche mussten warten. Das, was ihm Jens Schröder gerade erzählt hatte, warf ein völlig neues Licht auf Vosberg.
    Auf dem Flur stieß er um ein Haar mit Kregel zusammen. Er sah übermüdet und gestresst aus.
    »Gut, dass ich dich treffe«, sagte Andresen. »Ihr habt ihn nicht gefasst, oder?«
    Kregel schüttelte wortlos den Kopf.
    »Dürfte wohl einer von Lohbergs osteuropäischen Konkurrenten gewesen sein?«
    »Sieht ganz danach aus.«
    »Und wie ist es sonst so gelaufen?«
    »Frag lieber nicht«, antwortete Kregel. »Ich war um halb zwei im Bett. Wohin bist du eigentlich so plötzlich verschwunden?«
    »Ich war fix und fertig und hab mir ein Taxi genommen. Übrigens genau das, mit dem der Unbekannte wegfahren wollte. Er hatte es telefonisch bestellt, um nach Lübeck gebracht zu werden. Eine Adresse hatte er nicht genannt. Seine Stimme klang tief und akzentfrei, sagt die Zentrale. Wir müssen auch überprüfen, welche Taxifahrten es an diesem Abend von Lübeck nach Travemünde gab. Falls er nicht den Bus oder die Bahn genommen hat. Aber erzähl mal, was habt ihr denn noch die halbe Nacht gemacht?«
    »Lohberg hat uns ein bisschen was erzählt.«
    »Und? Was kam dabei heraus?«
    »Nicht viel, zumindest was die Explosion angeht. Er kann sich nicht erklären, wer so etwas macht. Aber immerhin wissen wir jetzt, was Lohberg und Hanka Weichert miteinander verbindet.«
    »Sag schon.«
    »Piet und Hanka Weichert sind seit einigen Wochen ein Paar.«
    »Die Lehrerin und der Sohn vom Hausmeister«, sagte Andresen ungläubig. »Die sind doch mindestens zehn Jahre auseinander.«
    »Zwölf«, korrigierte Kregel. »Als du zum ersten Mal auf der ›Perle‹ warst«, fuhr er fort, »da hast du erzählt, dass Lohberg und Hanka
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