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Traveblut

Traveblut

Titel: Traveblut
Autoren: Jobst Schlennstedt
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haben.«
    Andresen stand frustriert auf und ging durch die Bankreihen des Restaurants. Vor ihm lag die ehemalige Bar, hinter der noch immer Dutzende Flaschen in Regalen standen.
    Plötzlich hörte er ein Trampeln. Auf den Holzbohlen direkt über ihm. Waren Lohberg und Piet etwa schon zurück?
    »Ben, hast du das gehört? Wir müssen abhauen.«
    Kregel blickte auf. »Was ist denn los? Warum schreist du so herum?« Er war noch immer so auf die Schiffspläne konzentriert, dass er offenbar nichts um sich herum wahrgenommen hatte.
    »Frag nicht! Komm einfach mit!« Andresen zerrte an Kregels Arm und zog ihn hinter sich her.
    Sie liefen den Weg zurück, den sie gekommen waren. Vorbei an der Kombüse und zwei kleinen Lagerräumen. Bis die Luke vor ihnen auftauchte. Kregel schwang sich hoch und stieß sie auf.
    »Sei vorsichtig! Wer weiß, wo sie hingelaufen sind«, flüsterte Andresen.
    Kregel nickte und hangelte sich auf das Deck des Bootes.
    Andresen hielt inne. Im ersten Moment konnte er nicht zuordnen, woher der Geruch kam, der plötzlich in seiner Nase kitzelte. Doch dann roch er das Gas. Als er einen letzten Blick ins Innere des Schiffes warf, war er sich sicher. Er zog sich hoch, quetschte sich durch die Luke und knallte sie hinter sich zu.
    »Lauf, so schnell du kannst!«, rief er Kregel zu, der bereits zum Sprung an Land ansetzte. Er vernahm ein Knarzen aus dem Schiffsrumpf direkt unter ihm.
    Nur noch ein paar Meter und dann der Sprung. Das Schiff würde jeden Augenblick in die Luft fliegen.
    Er landete sicher an Land und lief weiter. Im Augenwinkel registrierte er die Fähre, die an ihnen vorbeifuhr. Das Licht, das sie auf den Fischereihafen warf, reichte aus, um zu sehen, wie sich Kregel auf einen schwarz gekleideten Mann stürzte und ihn zu Fall brachte.
    Die Explosion selbst war nicht so laut, wie Andresen erwartet hatte. Sie breitete sich jedoch mit Schallgeschwindigkeit im gesamten Fischereihafen aus. Es war wie ein Feuerwerk, das außer Kontrolle geraten war. Glassplitter und Holzteile flogen durch die Luft. Pfannen und Kochtöpfe aus der Kombüse der »Perle« wurden zu gefährlichen Wurfgeschossen. Innerhalb weniger Augenblicke brannte der hintere Teil des Aufbaus lichterloh.
    Andresen stand zwischen den brennenden Trümmern und blickte sich um. Schwarzer Rauch zog über ihn hinweg. Wo war Kregel? Er sah ihn in einiger Entfernung am Boden liegen. Der Schwarzgekleidete hatte sich offenbar von ihm losgerissen und lief rasch davon.
    Wer war dieser Mann? Lohberg jedenfalls nicht, das konnte er an der Statur erkennen. Auch sein Sohn schien nicht in Frage zu kommen. Obwohl Andresen so schnell rannte, wie es seine Beine zuließen, konnte er den Unbekannten bereits nicht mehr sehen. Er war in der Dunkelheit der Nacht verschwunden.
    Als er Kregel erreichte, war er völlig außer Atem. Er kramte sein Handy hervor und forderte Verstärkung an.
    »Wir brauchen alle verfügbaren Einsatzwagen, Krankenwagen und Löschzüge«, rief er ins Telefon. »Auch von der Wasserseite.«
    Aus der Dunkelheit vernahm er plötzlich aufgebrachte Stimmen. Ein Streit. Er und Kregel rannten los und bogen hinter einer der Buden auf einen kleinen Pfad ab. Eine verbogene Laterne warf fahles Licht auf den Weg. Kregel humpelte leicht. Er hatte sich bei seinem Kampf mit dem unbekannten Mann offensichtlich am Knöchel verletzt.
    In einiger Entfernung sah Andresen zwei Personen, die in eine wüste Prügelei verwickelt waren. Einer von ihnen war der schwarz gekleidete Mann, der andere sah aus wie Piet.
    »Bleib du hier«, rief Andresen und lief weiter.
    Während das Martinshorn im Hintergrund bereits zu hören war, sah er, dass der Unbekannte Piet niedergeschlagen hatte und nun wegrannte. Er versuchte, die Verfolgung aufzunehmen, musste sich aber schon nach wenigen Metern eingestehen, dass es sinnlos war. Der Mann war viel zu schnell; er würde es nicht schaffen, ihn einzuholen. Andresen hoffte auf die Verstärkung, die jeden Moment hier sein musste.
    Er packte Piet am Arm und half ihm auf die Beine. »Ich glaube, wir werden uns jetzt mal in Ruhe unterhalten«, sagte er knapp. »Als Erstes sagen Sie mir, wer das hier eben war.«
    »Ich habe keine Ahnung.« Piet stöhnte vor Schmerz. »Das müssen Sie mir glauben.« Offenbar hatte ihm der Unbekannte in den Unterleib getreten.
    »Wieso sollte ich?«
    »Er trug eine Strumpfmaske, ich habe sein Gesicht gar nicht gesehen. Es ging alles viel zu schnell.«
    Andresen führte Piet wortlos zurück zur
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