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Traveblut

Traveblut

Titel: Traveblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Schlennstedt
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ohne Probleme auf eine Realschule wechseln. Es gab nichts Ungewöhnliches, das mir an ihm aufgefallen wäre. Ich kann mir diesen Eintrag in den Akten nicht erklären.«
    Sie sagte nicht die Wahrheit. Andresen war sich sicher, dass sie mehr wusste, als sie preisgab. »Sie haben also keine Veränderungen an Jimmy Vosberg festgestellt, obwohl dieser Vermerk in den Akten etwas anderes besagt?«
    Ihr Nicken wirkte wenig überzeugend. Sie wusste ganz genau, was damals geschehen war. Warum Jimmy Vosberg nach den Sommerferien plötzlich so verändert gewesen war.
    »Sie haben im Kollegium nicht über Jimmys Verhalten gesprochen?«, fragte Andresen hartnäckig. »Solch ein Thema wird doch bestimmt auf Lehrerkonferenzen diskutiert. Ich werde das Gefühl nicht los, dass Sie mir nicht die volle Wahrheit erzählen.«
    »Jetzt hören Sie endlich auf!«, brach es aus Gisela Sachs heraus. »Mehr kann ich Ihnen dazu nicht sagen.«
    »Wie Sie meinen«, entgegnete Andresen. »Wenn Ihnen doch noch danach ist, mir mehr über Jimmy Vosberg zu erzählen, dann melden Sie sich bitte. Falls wir Sie vorher nicht bereits vorgeladen haben.«
    Er verabschiedete sich mit einem kurzen Nicken und verließ das Büro. In der Tür drehte er sich noch einmal um. Eine letzte Frage hatte er noch. »Wann haben Sie Jimmy eigentlich zuletzt gesehen?«
    Wieder zögerte sie mit ihrer Antwort. Egal, was sie sagen würde, Andresen glaubte ihr nicht mehr.
    »Worauf wollen Sie eigentlich hinaus?«
    »Beantworten Sie bitte einfach meine Frage.«
    »Wahrscheinlich an seinem letzten Tag an der Blücher-Schule bei der Zeugnisvergabe. Was soll diese Fragerei denn bloß?«
    Andresen sparte sich eine Antwort.
    Nachdem er das Schulgelände verlassen hatte, stieg er in sein Auto und blieb einen Moment lang regungslos sitzen, ohne den Motor zu starten. Er musste dringend mit Jimmy Vosberg sprechen. Ausloten, ob er etwas mit der Sache zu tun hatte. Ob er Probleme im Elternhaus gehabt hatte. Ob seine Hautfarbe irgendwann einmal ein Problem gewesen war. Ob sein Leben reibungslos verlaufen war oder neben der Spur. Jens Schröders Aussage ließ Letzteres vermuten.
    Andresen startete den Volvo und fuhr los. Als er an einer roten Ampel warten musste, fiel sein Blick auf die umliegenden Wohnhäuser mit den kleinen Geschäften in den Untergeschossen. Eine Apotheke, ein Antiquariat und ein kleiner Friseursalon.
    Gedankenfetzen schwirrten durch seinen Kopf. Irgendetwas Wichtiges hatte sein Unterbewusstsein gerade aufgeschnappt. Angestrengt versuchte er es zu fassen zu bekommen. Die Apotheke zu seiner Linken, es hatte mit ihr zu tun. Was hatte Gisela Sachs vorhin noch mal erzählt? Jimmy Vosberg war der Sohn eines Apothekers.
    Die Ampel schaltete auf Grün. Andresen fuhr weiter in Richtung Mühlenteller. Die Apotheke, durchfuhr es ihn wieder. Was war bloß damit? Er spürte, dass in seinem Hirn etwas in Gang gekommen war. Im nächsten Moment kombinierte er die richtigen Gedanken miteinander.
    Plötzlich war er sich sicher, dass Jimmy Vosberg der Mann war, den sie suchten.

25

    »Los, nimm schon ab«, murmelte Andresen.
    »Birnbaum«, hallte es aus seinem Handy.
    »Kommissar Andresen hier. Ich brauche Ihre Hilfe.«
    »Ich höre.«
    »Wo beschaffe ich mir am besten Chloroform?«
    »Nun, da gibt es verschiedene Möglichkeiten«, antwortete Birnbaum umständlich. »In der Regel in chemischen Labors oder …«
    »Auch in Apotheken?«, fiel Andresen ihm ins Wort.
    »Das sollte möglich sein, ja.«
    »Gut«, antwortete Andresen. »Sie haben mir sehr geholfen.«
    »Warten Sie, Andresen«, sagte Birnbaum. »Ich habe noch etwas für Sie.«
    »Und zwar?«
    »Das Kieler Labor hat sich gemeldet. Die Spuren, die wir beim Brand der Turnhalle sichergestellt haben, sind mit unserer Datenbank abgeglichen worden.«
    »Ja, das weiß ich«, rief Andresen ungeduldig.
    »Wir sind fündig geworden. Die Morde und der Brandanschlag wurden von ein und derselben Person verübt.«
    »In Ordnung.«
    »In Ordnung?«, fragte Birnbaum überrascht. »Was heißt denn hier ›in Ordnung‹? Ich schätze, dass diese Nachricht durchaus von elementarer Bedeutung für Ihre Ermittlungen ist.«
    »Absolut«, sagte Andresen. »Sie verwundert mich allerdings nicht.«
    »Manchmal sind Sie mir wirklich ein Rätsel, Andresen. Vielleicht kann ich Sie ja damit überraschen, dass das Labor noch etwas herausgefunden hat. Die Spuren stimmen nämlich noch mit einem weiteren Verbrechen überein. Es geht um einen …« Birnbaum stockte.

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