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Traveblut

Traveblut

Titel: Traveblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Schlennstedt
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feststellen, dass Vosberg in einem heillosen Durcheinander lebte. Überall lagen Kleidung, Papiere, Essensreste verstreut. Bierflaschen türmten sich auf den Schränken. Die Wände waren mit Zeitungsausschnitten beklebt.
    Du musst vorsichtig sein, ermahnte sich Andresen. Es schien zwar so, als sei Vosberg nicht in der Wohnung, aber sicher konnte er nicht sein. Langsam ging er weiter in ein angrenzendes Zimmer, offenbar das Wohnzimmer. Hier sah es noch schlimmer aus. In der Mitte des Raumes lagen ein umgefallener Tisch und zwei Stühle. Leere Flaschen und volle Aschenbecher überall. Es sah aus, als hätte ein Kampf stattgefunden. Andresen blickte sich um und sah, dass es neben diesem Zimmer noch eine kleine Küche und ein Badezimmer gab.
    Er ging zurück in den Flur und betrachtete die Wand. Er musste zweimal hinschauen, ehe er verstand, was er da sah. Es handelte sich um einen Zeitungsausschnitt der letzten Woche. Er selbst war zusammen mit Sibius auf einem Foto zu sehen. Der Artikel war im Zusammenhang mit dem Mord an Katharina Kock in den Lübecker Nachrichten veröffentlicht worden.
    Sein Blick wanderte weiter. Überall hingen Zeitungsartikel und ausgedruckte Nachrichten aus dem Internet. Sie handelten größtenteils von den beiden Todesopfern Brigitte Jochimsen und Katharina Kock.
    Alles war genauestens dokumentiert. Angefangen vom Tag des Todes von Brigitte Jochimsen bis zum gestrigen Datum, an dem ein kleiner Artikel über die laufenden Ermittlungen erschienen war.
    Das alles war kein Zufall. Jimmy Vosberg hatte seine Opfer gezielt ausgesucht, weil sie ein Teil seines Plans gewesen waren. So viel stand jetzt fest.
    Und dann entdeckte er auch die fehlenden Fotos aus Katharina Kocks Fotoalbum. Vosberg hatte sie mit Stecknadeln an der Wand befestigt. Die Nadeln durchbohrten Katharinas Augen.
    Andresen warf einen raschen Blick in Küche und Badezimmer. In beiden Zimmern herrschte ebenfalls Chaos. Dann ging er noch einmal zurück ins Wohnzimmer. Von Vosberg war weit und breit nichts zu sehen.
    Weshalb hatte die Wohnungstür offen gestanden? Irgendetwas musste in dieser Wohnung vorgefallen sein. Andresen musste wieder an Gisela Sachs und seinen Verdacht denken, dass Vosberg es auch auf sie abgesehen haben könnte. Er hatte die ganze Zeit über das Gefühl gehabt, dass sie ihm etwas verschwiegen hatte. Er kramte sein Handy aus der Innentasche seiner Jacke und wählte ihre Nummer. Nach dem zehnten Klingeln legte er wieder auf. Erneut überkam ihn dieses ungute Gefühl. Möglicherweise war Vosberg bereits auf dem Weg zu ihr.
    Sein Blick blieb plötzlich an einem Gegenstand in der Küche hängen. Ein Paket, das auf dem Kühlschrank lag. Er nahm es herunter und klappte den Deckel auf. Der Inhalt irritierte ihn. In dem Paket lag eine Kinderturnhose. Andresen schüttelte den Kopf und legte sie wieder zurück. An einer Seite des Raums stand ein offenes Regal mit Geschirr. Mehrere Teller und Tassen lagen zersplittert auf dem Fußboden.
    Im Wohnzimmer entdeckte er einen antiken Sekretär, offenbar das einzige wertvolle Möbelstück in dieser Wohnung. Er war bedeckt von einem Wust an Papieren und Zeitschriften. Wahllos zog Andresen einige Zettel aus dem Durcheinander hervor. Es waren handbeschriebene Blätter. Die Schrift war unleserlich, sodass er sie nur mit Mühe entschlüsseln konnte.
    Fast alle Zettel waren mit knappen Notizen versehen. Ich habe versagt , las er auf einem Papier. Ich werde dich kriegen , stand auf dem nächsten. Schon bald wird es so weit sein , auf einem anderen. »Verdammt«, murmelte Andresen. Wen meinte Vosberg bloß damit? Etwa tatsächlich Gisela Sachs?
    Er griff nach weiteren Blättern und zog sie aus dem Haufen hervor. Es läuft alles nach Plan. Hätte nie gedacht, dass es so einfach ist.
    Und noch ein Blatt, diesmal voll beschrieben. Es trug den Titel FÜR NIEMANDEN. Andresen begann zu lesen.
    Wenn es eines letzten Beweises bedurft hätte, hier lag er vor ihm. Bis eben war alles noch eine Vermutung gewesen. Aber jetzt war endgültig klar, dass Jimmy Vosberg der Mörder von Brigitte Jochimsen und Katharina Kock war. Vor ihm lag gewissermaßen sein Geständnis. Es fehlte nur noch eine Sache: ein Hinweis darauf, wer das nächste Opfer sein würde.
    Andresen massierte seine Schläfen. Im nächsten Moment klingelte sein Handy. Er griff in die Jackentasche und zog es hervor.
    »Ja?«
    »Gisela Sachs hier.« Die Stimme der Schulleiterin klang leise und zittrig.
    »Bei Ihnen wollte ich mich gerade

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