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Traveler - das Finale

Traveler - das Finale

Titel: Traveler - das Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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tatsächlich die Fähigkeit, mit den Toten zu kommunizieren.«
    »Du?«
    Gabriel schüttelte den Kopf. »Nein. Über diese Gabe verfüge ich nicht. Aber Simon Lumbroso hat mir von einer anderen Möglichkeit berichtet. Als Sparrow der letzte Harlequin in Japan war, stattete Mayas Vater ihm in Tokio einen Besuch ab. Sparrow nahm Thorn zu einer Geisterbeschwörerin mit, die an der Nordküste der Hauptinsel lebte. Thorn sagte, die Frau sei beeindruckend gewesen – alles echt.«
    »Wahrscheinlich irgendein Bluff.«
    »Hollis, du hast kein Zuhause mehr. Du kannst nicht nach Los Angeles zurück. Wenn du London schon verlassen musst, kannst du genauso gut nach Tokio fliegen.«
    »Du versuchst, mich zu manipulieren.«
    »Ich biete dir eine Alternative an. Uns allen steht es frei, unser Leben in den Dienst des Hasses zu stellen. Es passiert überall, jeden Tag. Nun ist es an dir, über die Alternativen nachzudenken. Geh nach Japan. Mach dich auf die Suche nach der Geisterfrau. Vielleicht wirst du sie nicht finden. Vielleicht kommst du zurück und sagst: ›Wenn wir unsere Feinde besiegen wollen, müssen wir mit ihren Waffen kämpfen. ‹ Wenn du das sagst, wenn du das wirklich glaubst, werde ich dich ernst nehmen.«
    Schritte auf der Treppe. Hollis warf einen Blick über die Schulter und sah Linden hereinkommen, eine Kaffeetasse in der riesigen Hand.
    »Ich werde darüber nachdenken«, sagte Hollis. »Ich glaube trotzdem nicht, dass man mit den Toten sprechen kann.«

FÜNF
    M aya erreichte den dritten Stock des verlassenen Bürogebäudes und bewegte sich langsam durch den Mittelflur, während sie den staubigen Boden nach Fußspuren absuchte. Als sie sicher sein konnte, dass niemand das Haus nach ihrem letzten Besuch betreten hatte, verteilte sie ein paar Glasscherben auf dem Boden und näherte sich dann einem Bürotrakt, der früher einmal einer Versicherungsgesellschaft gehört hatte. Sie legte eine Hand an den Schwertgriff und machte sich zum Angriff bereit.
    So lautlos wie möglich schlich sie in den Empfangsraum. Stopp. Hör genau hin. Niemand da. Maya schob den Schreibtisch an die Tür und öffnete die Lüftungsklappe zum Korridor, um zu hören, ob sich jemand näherte. Auf der Insel gab es keinen Strom mehr, und das einzige Licht stammte von einer Gasflamme draußen auf der Straße. Die Flamme zuckte hin und her, und Schatten tanzten über die alten Büromöbel und kaputten Aktenschränke. Während eines früheren Besuches hatte Maya die Schränke durchwühlt und nichts gefunden als Versicherungsverträge und Quittungen.
    Sie betrat eins der Büros, suchte sich einen Chefsessel und wischte den Staub von der Sitzfläche. Im Nebenzimmer bewegte sich etwas, und sofort zog sie ihr Schwert. Die Inselbewohner hatten sich in zwei Gruppen aufgeteilt. Es gab die »Kakerlaken«, schwache, ängstliche Männer, die zu überleben versuchten, indem sie sich in den Ruinen versteckten, und die »Wölfe«, aggressive Gruppen, die die Stadt auf der Suche nach Beute im Pulk durchstreiften.

    Das Geräusch war wieder zu hören. Maya spähte durch den Türspalt und entdeckte eine Ratte, die über den Boden flitzte und in der Wand verschwand. Die Ratten lebten überall auf der Insel, ebenso wie graue, frettchenähnliche Tiere, die durch das Unterholz der verwilderten Parks jagten. Keine Gefahr, dachte Maya . Hier kann ich bleiben. Sie schob das Schwert in den Köcher zurück und rollte den gepolsterten Sessel ins Empfangszimmer. Nachdem sie sich ein letztes Mal überzeugt hatte, dass die Tür sicher verrammelt war, setzte sie sich und versuchte zu entspannen. Auf dem Boden neben ihren Füßen lagen ein mit Stahl verstärkter Knüppel und eine Kuriertasche, in der eine Wasserflasche, aber nichts zu essen steckte.
    Diese dunkle Welt hatte viele Namen: die Erste Sphäre, der Hades, Sheol, die Hölle. Sie war in unzähligen Mythen und Legenden beschrieben, und in einem Punkt glichen sich alle Schilderungen: Eine Besucherin wie sie durfte während ihres Aufenthaltes niemals etwas essen – selbst dann nicht, wenn man ihr ein Festmahl auf goldenen Tellern anbot. Die Traveler ließen ihren Körper in der Vierten Sphäre zurück und entgingen damit der Gefahr, aber ein normaler Mensch war dazu verdammt, auf alle Zeiten hierzubleiben, wenn er auch nur ein Stückchen Brotkruste verschluckte. Maya fühlte sich wie das Feuer, das zwischen den Ruinen brannte; eine helle Flamme, die sich langsam selbst verzehrte. Die meisten Spiegel der Stadt waren

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