Traveler - das Finale
in die Erste Sphäre zurück, aber ich wäre nicht in der Lage, sie da rauszuholen. Simon Lumbroso ist dabei, alte Aufzeichnungen und Geschichtsbücher zu wälzen. Er muss einen neuen Zugangspunkt finden – einen jener Orte, an denen es auch Normalsterblichen möglich ist hinüberzuwechseln. Vor Tausenden von Jahren wussten die Menschen, wo diese Orte liegen. Sie haben ihre Tempel darüber errichtet. Heute ist dieses Wissen verloren.«
»Was passiert, wenn Simon einen Zugangspunkt gefunden hat?«
»Dann werde ich mich auf die Suche nach ihr machen.«
»Linden würde das gar nicht gefallen, und auch deine Anhänger wären alles andere als glücklich.«
»Wie kommst du darauf?«
»Die Leute, mit denen du dich eben unterhalten hast, haben ihr Leben umgekrempelt und gehen große Risiken ein, um dir zu helfen. Wenn du in die Erste Sphäre zurückgehst,
sagst du ihnen damit: ›Der Widerstand ist mir nicht so wichtig. Ich stelle einen besonderen Menschen über euch und eure Probleme, und vielleicht komme ich nie zurück.‹«
»Sie ist ein ganz besonderer Mensch, Hollis!«
»Maya würde nicht wollen, dass du das Risiko eingehst. Gabe, du bist ein Traveler. Du trägst eine große Verantwortung.«
»Ich brauche sie.« Gabriels Stimme klang bewegt. »Als du mich in Los Angeles kennen gelernt hast, wusste ich nicht, wer ich bin und was ich mit meinem Leben anfangen soll. Inzwischen habe ich die Grenzen überwunden und zwei fremde Sphären besucht. Diese Welten sind genauso real wie dieser Tisch und der Raum, in dem wir gerade sitzen. Solche Erlebnisse sind prägend. Im Moment habe ich das Gefühl, zu nichts und niemandem eine echte Verbindung aufbauen zu können. Maya ist wie ein festes Band, das an meinem Herzen hängt. Ohne sie treibe ich davon.«
»Glaubst du, dein Bruder hat ähnliche Probleme?«
»Ich bezweifle, dass Michael sich Gedanken um andere macht. Er hat nichts im Sinn als Macht und Kontrolle.«
»Macht an sich ist nichts Schlechtes«, sagte Hollis. »Unser einziges Problem liegt darin, dass wir nicht mächtig genug sind, die Tabula zu vernichten.«
»Wir dürfen unsere Feinde nicht einfach vernichten. Wir müssen ihnen eine Alternative anbieten. Linden hat mir erzählt, dass du mit einem Scharfschützengewehr auf Dächern rumkriechst?«
»Das ist meine Sache.«
»Ich versuche nur, dich zu verstehen.«
»Du hast nicht das Recht, über mich zu urteilen. Während des letzten Jahres wurdest du von Harlequins beschützt. Die würden jeden töten.«
»Du hast den Weg des Schwertes gelesen. Die Harlequins sind kontrollierte, disziplinierte Menschen. Sie tun nichts, als
sich und die Traveler zu verteidigen. Sie sind nicht auf Rache aus.«
»Ich bin kein Harlequin, folglich brauche ich mich nicht an ihre Regeln zu halten. Die Tabula haben Vicki ermordet, und ich werde nicht aufhören, bis ich auch den letzten von ihnen vernichtet habe.«
»Du liebst sie immer noch?«
»Natürlich!«
»Und du erinnerst dich noch gut an den Menschen, der sie war?«
»Klar …«
»Meinst du wirklich, sie hätte das gewollt?«
Gabriel sah ihn an, und im selben Moment spürte Hollis die geballte Macht des Travelers. Auf einmal fühlte er sich wie ein kleiner Junge. Nimm mich in den Arm. Tröste mich. Aber dann erinnerte er sich an den Stein, den er mit sich herumschleppte, und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Es gibt nichts, was du sagen könntest, um mich umzustimmen.«
»Gut. Dann hör mir einfach nicht zu. Aber hör auf Vicki! Was, wenn du ein letztes Mal mit ihr reden könntest?«
Hollis hatte das Gefühl, als hätte Gabriel sich heruntergebeugt und ihn geschlagen. Wäre es möglich? Könnte ein Traveler es tatsächlich geschehen lassen? Natürlich nicht. Wütend schlug er mit der Faust auf den Tisch. »Ich will von diesem esoterischen Mist nichts hören. Vicki ist tot. Ich habe sie auf der Insel begraben. Sie kommt nicht zurück.«
»Das habe ich auch nicht behauptet. Wenn ein Mensch stirbt, verlässt das Licht den Körper für immer. Aber unter gewissen Umständen – bei Selbstmord oder nach einem gewaltsamen Tod – bleibt das Licht noch für eine Weile in unserer Welt. Es gibt eine kleine Gruppe von Leuten, die in der Lage sind, diese Energien zu kanalisieren. Früher nannte man sie Schamanen oder Medien.«
»Ich weiß, wovon du sprichst. Geister und Gespenster. Zigeunerinnen mit Kristallkugeln. Das ist doch Augenwischerei.«
»In den meisten Fällen schon. Aber manche Menschen besitzen
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