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Traveler - das Finale

Traveler - das Finale

Titel: Traveler - das Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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die Frucht aufs Förderband.
    Verga lächelte. »Sehr schön. Eine Opfergabe für die Götter.«
    »Wie lange müssen wir arbeiten?«
    »Bis zur Mittelpause.«
    »Und wann ist die?«
    »Sobald der Kriecher auf eine Grenzmarkierung stößt, wird er anhalten und wenden. Dann wirst du Zeit haben, deine Lunge zu füllen.«
    Der Pfiff ertönte, und wieder musste Michael sich beeilen, auf gleicher Höhe mit der Maschine zu bleiben. Damals, in seinem alten Leben, hatte er zusammen mit Gabriel in einem Zuchtbetrieb für Rinder gearbeitet, und während eines besonders heißen Sommers hatten sie Dächer geteert. Aber die Tätigkeit im Wasserfeld fühlte sich nicht nach Arbeit an. Sie führten einen schlammigen Kampf gegen die lebendige Natur  – sie packten den Spark beim Schopf, schlugen ihn ab und warfen ihn fort wie den Kopf eines getöteten Feindes.

SIEBEN
    D as dunstige Sonnendreieck stieg am Himmel höher, und irgendwann drehte eine der kleineren Maschinen mit vollbeladenem Container ab. Der immer noch jaulende und dampfende Großkriecher hielt neben einem Damm, und die Erntehelfer gingen an Land. An diesem Rastplatz hatte jemand einen kegelförmigen Behälter aus beschlagenem Kupfer aufgestellt, der Trinkwasser enthielt. Am Ende der am Kegel angebrachten Ketten hingen kleine Becher. Während die Erntehelfer nacheinander tranken, öffnete die junge Frau einen kleinen Sack und teilte kleine, an Brot erinnernde Laibe aus. Michael griff zu und biss vorsichtig in ein Ende hinein. Das Mittagessen war braunorange gefärbt und von grobkörniger Beschaffenheit; es schmeckte nach gerösteten Haselnüssen.
    Verga setzte sich an die Kante des Damms und verschlang einen Laib, während zwei weitere auf seinen Knien lagen. »Heute gibt es Gunderspark. Ich dachte, wir würden Rastenspark bekommen, aber der hier ist noch besser.«
    »Etwas anderes essen Sie nicht?«
    »Ich vergaß – Ihr Hirten esst mehr von dieser Welt. Wir Diener essen Finner und Schantu und Rake, meistens aber nur Spark, der auf verschiedenste Weisen zubereitet wird.«
    »Möchten Sie nicht auch wie die Hirten essen?«
    »Hier bin ich, hier soll ich sein«, antwortete Verga, als könne der Spruch jedes Argument entkräften. »Wir Diener sind die Hände und Arme und die Beine, die fest auf dem Boden stehen. Die Streiter sind hier« – Verga legte sich eine Hand
aufs Herz – »und Ihr Hirten seid hier …« Er tippte sich an den Kopf. »Alles ist gut, wenn ein jeder seinen Teil erfüllt.«
    Als die Ernte kurze Zeit später wieder aufgenommen wurde, fühlte Michael sich stärker, und er konnte mit den anderen mithalten. Was zunächst nach einem planlosen Einsatz ausgesehen hatte, stellte sich als überaus effizientes Anbausystem heraus. Solange die Mutterpflanzen in Ruhe gelassen wurden, bestand keine Notwendigkeit zu säen oder Unkraut zu bekämpfen. Die Felder waren durch Drainagerohre miteinander verbunden, und eine sanfte Strömung sorgte dafür, dass das Wasser niemals brackig wurde. Der klappernde, zischende Wasserkriecher folgte einer festgelegten Route: Der Diener, der die Maschine steuerte, hielt Kurs, indem er sich an in den Schlamm gesteckten Stöcken orientierte.
    Am Ende des Tages steckten die Erntehelfer ihre Messer ein, klappten die Stiefelschäfte um und folgten Verga über das Raster aus Dämmen aufs Festland, das die Felder umgab. Nach etwa zwanzig Minuten erreichten sie ein dreisträngiges Bahngleis in einem Kiesbett. Die erschöpften Arbeiter legten sich neben den Schienen ins Unkraut und warteten, bis eine Dampfmaschine heranrollte, die eine Reihe von Flachwagen hinter sich herzog. Die Dampfmaschine selbst funktionierte auf ähnlich simple Weise wie eine Teekanne auf einem dreirädrigen Wagen. Ein Dampfzylinder mit einem einzigen Kolben übertrug seine Kraft auf eine Kurbelwelle, die den Zug antrieb.
    Wenn der Zug ihn in eine andere Gegend brachte, würde er möglicherweise den Rückweg nicht mehr finden. Als die Erntehelfer auf die Flachwagen kletterten, sah Michael sich nach einem Anhaltspunkt um und entdeckte einen verrosteten Handwagen, der wie eine altmodische Rikscha aussah. In der Nacht würde er den Schienen bis zu diesem Punkt folgen und auf demselben Weg, auf dem sie gekommen waren, zu den Stöcken im Wasser zurücklaufen.

    Seine neuen Freunde winkten und riefen. »Beeilt Euch, Tolmo! Wir fahren ab!«
    Michael sprang auf einen der Wagen, und der klapprige Zug setzte sich in Bewegung. Sie umrundeten die Wasserfelder und stoppten

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