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Traveler - das Finale

Traveler - das Finale

Titel: Traveler - das Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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also sagen, wir müssen arbeiten, bis es dunkel wird, und dann …«
    »Drei Sonnen gehen«, wiederholte Verga.
    Während ihrer Unterhaltung hatten die übrigen Erntehelfer ihre Stiefelschäfte hochgezogen und am Gürtel eingehakt. Nun waren ihre Beine vor den schwimmenden Wesen geschützt. Als die Wasserkriecher noch etwa zwanzig Meter weit entfernt waren, setzten sie zu einer langsamen Wende an. Jede der Maschinen wurde von einem Diener gesteuert, während junge Helfer Brennstoff nachlegten und Druckventile kontrollierten.
    Verga schlug Michael auf die Schulter, so als sei er der Neue
in der Footballmannschaft. »Von jetzt an seid Ihr Tolmo. So wurde der Dieb genannt.«
    »Was, wenn jemand nach ihm fragt?«
    »Unsere Gesichter interessieren nicht. Das ist so sicher wie die Stiefel, die ich trage. Die Götter schauen nur auf unser Leben.«
    Die Erntehelfer griffen zum Messer, so als wollten sie die Kriecher entern und die Besatzung erstechen. Die Apparatur jaulte und puffte und stieß kleine Dampfwolken aus. Plötzlich griff Verga ins Wasser und zog eine grüne, kürbisgroße Frucht heraus, die noch an einer blättrigen Ranke hing.
    »Das ist ein Spark. Weiß nicht, wie Ihr Hirten sie nennt. So, man nimmt das Messer und schneidet ein Mal um die Hauptwurzel herum. Dann werden die abstehenden Ranken abgeschnitten und die Ernte in den Schacht geworfen.« Er hob eine kleinere Frucht an. »Also, diese hier muss noch wachsen. Und das da …« Verga packte Michaels Hand und drückte sie unter Wasser, bis der ein großes, glattes Objekt fühlen konnte. »Das ist eine Mutterpflanze. Die lassen wir stehen, auf dass sie die nächste Generation hervorbringe.«
    »Ich verstehe.«
    »Stetig und langsam kommt man ans Ziel. Schneidet Euch nicht mit der Klinge ins Bein.«
    »Im Wasser sind Tiere. Ich wurde gebissen.«
    Ein paar Leute lachten, und Verga zog Michael die Hutkrempe ins Gesicht. »Wenn ein Finner Euch anknabbert, könnt Ihr mich rufen. Dann landet er im Eintopf.«
    Nun, da der größte Wasserkriecher zum Stillstand gekommen war, konnte Michael die angehängte Apparatur sehen. Nur wenige Zentimeter über der Wasseroberfläche hing ein von einem Metallrahmen gehaltenes Laufband. Das Band beförderte den geernteten Spark zum Fuß einer senkrecht aufragenden Röhre, in der sich eine Schaufel drehte. Am oberen Ende der Röhre angekommen, wurde der Spark nach Größe
sortiert und in riesige, von den Begleitmaschinen gezogene Behälter umgeleitet.
    »Mögen die Götter uns belohnen«, betete Verga. Die Erntehelfer zogen ihre Messer. Die vom Förderbandträger abgehenden Eisenstangen unterteilten das Feld in zwölf separate Arbeitsbereiche. Wäre Michael nicht für den Selbstmörder eingesprungen, hätte man dessen Fehlen sofort bemerkt. Der Lärm der Maschine und die gleißend helle, scheinbar endlose Wasseroberfläche waren überwältigend. Michael verspürte den Impuls, sich umzudrehen und an Land zurückzuwaten.
    Die Dampfpfeife stieß ein schrilles Kreischen aus, und der Kriecher setzte sich wieder in Bewegung. Ein vom Krach aufgestörter Finner kam an die Wasseroberfläche. Die alte Frau packte ihn beim Schwanz und schleuderte ihn auf das Förderband, wo er von einem Mann geköpft und von einem anderen in den hinteren Teil des Metallträgers geworfen wurde. Der Wasserkriecher bebte, als könne er jeden Augenblick auseinanderfallen. Michael starrte dem Aalkopf mit den Nadelzähnen nach, der an ihm vorbeitrieb.
    »Tolmo!«, schrie Verga. »Was habt Ihr zu tun? Wo ist Euer Messer?«
    Michael griff zur Klinge und holte die anderen Arbeiter ein. Männer und Frauen arbeiteten gleich schnell. Sie ertasteten Form und Größe der im Wasser verborgenen Früchte mit Füßen und Beinen, beugten sich herunter, packten den Stiel und zogen den Spark aus dem Wasser. Ein oder zwei schnelle Schnitte, und die Frucht war befreit. Sie mussten sich beeilen, um mit dem Kriecher Schritt zu halten und die geernteten Früchte aufs Band zu werfen.
    Michael konnte die Früchte unter Wasser fühlen, hatte aber große Probleme damit, sie abzuschneiden. Die Stiele waren dick und die Ranken ineinander verschlungen. Ein pausenloses Durcheinander aus Blättern und Schlamm und wirren Gedanken. Bücken. Packen. Schnitt. Nein, das war falsch. Zu
klein. Wirf es weg. Als er endlich einen Spark in der richtigen Größe gefunden und abgeschnitten hatte, war ihm der Kriecher schon zehn Meter voraus. Fluchend lief Michael durch die spritzende Dreckbrühe und warf

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