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Traveler - das Finale

Traveler - das Finale

Titel: Traveler - das Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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Bildschirm, über den eine Abfolge von schwarzen und weißen Kreisen flimmerte. Ihre Anordnung änderte sich alle paar Sekunden, so als würden sie auf besonders seltsame Art die Zeit messen.
    Michael brauchte eine Weile, um zu verstehen, dass die Kreise ein Binärsystem darstellten – dasselbe System, mit dem die Computer der Vierten Sphäre arbeiteten. Jede Ziffer in der Zahlenreihe war entweder ein oder aus, eins oder null. Als aus der Elf () eine Zehn () wurde, warfen die Leute ihre leeren Schüsseln in eine Tonne und schlenderten zum Bildschirm hinüber. Eltern riefen ihre Kinder, und für einen kurzen Moment fühlte Michael sich wie in einem Kleinstadtkino, wo die Leute eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn eintreffen, um Plätze für ihre Freunde zu reservieren.
    Die drei Sonnen standen jetzt dicht über dem Horizont.
Die Köche hatten ihre Aufgabe erledigt und gesellten sich zu den anderen in das kleine Amphitheater. Michael wagte nicht, zu viele Fragen zu stellen, doch er wollte wissen, was vor sich ging. »Wie lange müssen wir warten?«, fragte er Verga.
    »Nicht mehr lange. Bis der dunkle Himmel kommt.« Der Alte wies auf den Bildschirm. »Schaut Euch einfach nur den Visionär an.«
    Sobald es dämmerte, ertönte aus verborgenen Lautsprechern ein Chor, und auf dem Bildschirm erschien eine Kristallkugel. Auf ihrer Oberfläche trieben Sterne, die ihre Position veränderten, während sich die Kugel durchs All drehte. Die Kamera fuhr durch ihre lichtdurchlässige Oberfläche hindurch und erreichte ein zweites Firmament, an dem drei Sonnen standen, und dann ein drittes voller Kometen und Asteroide. Im Zentrum von allem befand sich eine blau-grün gescheckte Scheibe. Die Kamera fuhr vom Himmel darauf zu wie ein Racheengel, und dann erkannte Michael eine Welt aus Weideland, Wäldern und Wasserfeldern. Aus ihrer Mitte erhob sich eine Stadt, und schon bald glitt die Kamera durch Straßen mit Ziegelbauten und dampfbetriebenen Kriechern.
    Auf der einzigen Erhebung der Stadt ragten neun Türme in den Himmel. Sie hatten hohe, spitze Dächer aus durchsichtigem Glas oder Kunststoff, die das Turminnere verbargen und gleichzeitig ein helles Licht aussendeten. Direkt unterhalb der Türme, am Fuß des Hügels, stand ein weißes, dreieckiges Gebäude mit offenem Dach. Während die Musik sich dem Höhepunkt näherte, fuhr die Kamera zu einem Mann hinunter, der allein auf einer Bühne stand.
    Bei dem Hirten handelte es sich um einen schlanken, blonden Mann mit blassem Gesicht, der etwa Mitte dreißig war. Er trug eine dunkelgrüne Robe, die an ein Priestergewand erinnerte, aber seine Gesten waren so professionell wie die eines Showmasters. »Herzlich willkommen!«, rief er. »Heute könnte der Abend sein, an dem die Götter dir zulächeln!«

    Musik dröhnte aus den Lautsprechern, Lichtstrahlen schossen über die Bühne. Die Kameraeinstellung änderte sich, und Michael konnte sehen, dass der Hirte in einem Amphitheater vor einem riesigen Publikum stand. Männer und Frauen saßen voneinander getrennt, und kurze Schnitte aufs Publikum zeigten, dass die Anwesenden jung und begeistert waren. Bei den meisten Zuschauern handelte es sich um treue Diener, aber ein kleiner Teil des Publikums trug silberne Tuniken und schwarze Hosen. Michael kam zu dem Schluss, dass es sich bei ihnen um die kirchlichen Streiter handeln musste, die hier anscheinend die Rolle von Armee und Polizei innehatten.
    »In diesem Moment wird aus zwei Hälften ein Ganzes.« Der Hirte breitete die Arme aus und führte die Hände dann langsam zusammen. »In diesem Moment erschaffen die Götter eine neue Einheit, eine neue Schöpfung.«
    Das Licht veränderte sich erneut, und die Laserstrahlen fuhren durchs Amphitheater, als suchten sie jemanden. Auf der Bühne begann die Lämpchenreihe eines Bedienfeldes hastig zu blinken.
    »Die Götter haben gesucht, und auserwählt haben sie …«
    Die Lämpchen blinkten nun nicht länger – und bildeten einen binären Code ab. Ein kurzer Moment der Stille folgte, und dann fing eine Frau im Publikum an, zu kreischen, zu hüpfen und den Zettel mit ihrer Nummer zu schwenken. Ihre Freundinnen umarmten sie und gratulierten ihr, bevor sie zum Mittelgang hastete und die Treppe zur Bühne erklomm.
    Die junge Frau hatte Seidenblumen um ihr Halsband gewunden, um es wie ein Schmuckstück aussehen zu lassen. Das grelle Scheinwerferlicht und die Tatsache, eine Mitwirkende bei diesem Spektakel zu sein, schienen sie zutiefst zu

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