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Traveler - das Finale

Traveler - das Finale

Titel: Traveler - das Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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beeindrucken. Als ihre Freundinnen ihr aus dem Publikum zujohlten, kicherte sie nervös und winkte.
    »Wie heißen Sie?«, fragte der Hirte.
    »Zami.«

    »Herzlich willkommen, Zami! Haben Sie geahnt, dass Ihnen heute Abend so etwas passieren würde?«
    »Ich … ich habe die Götter angefleht.«
    »Und nun werden wir sehen, was sie für Sie bereithalten!«
    Die Lämpchenreihe blinkte wie wild, während Zami händeringend daneben stand. Als das Blinken aufhörte und eine Zahl erschien, erhob sich Rufen und Gelächter aus dem männlichen Teil des Publikums. Ein breitschultriger Diener löste sich aus der Menge und rannte auf die Bühne zu. Sobald er Zami erreicht hatte, löste seine unbändige Energie sich in nichts auf. Er starrte auf seine Schuhe und lächelte schüchtern.
    »Wir … wir kennen uns«, sagte Zami.
    »Wunderbar! Das kann vorkommen.« Der Hirte schüttelte die Hand des jungen Mannes. »Mit wem spreche ich?«
    »Malveto.«
    »Sie sehen aus wie ein glücklicher Bräutigam.«
    »Ja, Sir. Ja, das bin ich.«
    Im Laufe des Abends wurden noch viele Bräute ihrem Zukünftigen vorgestellt. Einige der Paare waren einander fremd, andere kannten sich seit ihrer Kindheit. In regelmäßigen Abständen präsentierte der Hirte Hochzeitsgeschenke: Werkzeug, Kleidung, einfache Möbelstücke. Niemand schien sich darüber zu wundern, dass in dieser Welt Lasershows und Videomonitore neben Wasserkriechern und Pferdekarren existierten.
    Am Ende wurden zwölf junge Pärchen von der Bühne geführt. Die Lichter wurden gedimmt, die Musik leise und festlich. Die Erntehelfer rechts und links von Michael unterhielten sich nicht länger. Sie wirkten angespannt und erwartungsvoll. Verga lehnte sich leicht vor.
    »Ein jeder von uns ist ein Faden, der fest in ein Kleidungsstück eingewebt ist. Die treuen Diener sind stark. Die Streiter
sind furchtlos. Wir Hirten sind bedacht. Gemeinsam dienen wir den Göttern«, erklärte der Hirte. »Leider gibt es immer noch Ungläubige, die die heilige Einheit, in der wir alle leben, zu zerstören suchen.«
    Die Streiter trugen drei an schwere Holzstühle gefesselte Männer aus den Kulissen auf die Bühne. Die Gefangenen waren kahl rasiert und trugen Verbände um den Hals. Ihre dünnen, weißen Gewänder erinnerten Michael an Krankenhaushemden.
    Der Hirte trat vor den ältesten Gefangenen. »Dieser Widersacher Gottes war einst ein treuer Diener.«
    Der Gefangene zitterte. Mund und Zunge bewegten sich, aber heraus kam nur ein Gurgeln. Nun wurde klar, warum die Männer Verbände trugen – man hatte ihre Stimmbänder entfernt.
    »Ein Diener, der sich zu einem schändlichen Verbrechen hinreißen ließ!«
    Der Bildschirm zeigte den Gefangenen, wie er eine junge Frau durch eine Lagerhalle voller Tonnen verfolgte. Als die Frau am Riegel einer Tür zerrte, packte er sie von hinten, warf sie zu Boden und machte sich daran, sie zu vergewaltigen. Die Überwachungskameras filmten die Tat aus verschiedenen Winkeln, ohne dass jemand zu Hilfe kam.
    Wieder erschien das Amphitheater auf dem Bildschirm, und die Kamera zeigte das Gesicht des Mannes auf dem zweiten Stuhl in Großaufnahme. Dieser Gefangene war jünger als der Vergewaltiger. Seine Wangen hingen schlaff herunter, und er hatte die Augen nach oben verdreht, als habe man ihn unter Drogen gesetzt.
    »Und hier haben wir einen Kirchenstreiter, der zum Verräter und Mörder wurde«, rief der Hirte. »Man lehrte ihn, mutig und treu zu sein, aber er brach seinen Eid und ermordete einen Vorgesetzten.«
    Auf dem Bildschirm erschienen Bilder einer Überwachungskamera,
die den Gefangenen in einer Art Militärbaracke zeigten. Er stritt mit einem älteren Mann und fing dann plötzlich an, mit einem Rohr auf ihn einzuschlagen. Während des Angriffs erhoben sich einige Erntehelfer von ihren Plätzen und begannen zu rufen. Nach der Tat flüchtete der Streiter durch Reihen aus Stockbetten. Auf dem Bildschirm sah es aus, als käme er direkt auf die Zuschauer zu, um sie anzugreifen.
    »Und nun kommen wir zu einem wahrhaften Sakrileg«, erklärte der Hirte, während er sich dem dritten Gefangenen näherte. »Dieser Schurke war ein Hirte und Kamerad. Ein Mann, den ich Bruder nannte.«
    Der Visionär zeigte, wie der dritte Gefangene in einem der Kristalltürme mit einem Hammer einen Altar zerschlug. Die zuschauenden Erntehelfer fingen an zu brüllen: »Tötet ihn! Tötet sie alle!« Fäuste wurden in die Luft gereckt, die Gesichter waren hassverzerrt. Michael hörte die vom

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