Traveler - das Finale
offensiv vorgegangen.«
»Nathan, Sie sind ein ganz außergewöhnlich motivierter Angestellter. Wir alle wissen Ihre Loyalität und Einsatzbereitschaft zu schätzen. Sie haben uns auf den rechten Weg gebracht, aber nun gehe ich noch einen Schritt weiter.«
»Wann bekomme ich weitere Informationen?«
»Sie werden der Erste sein, der die Neuigkeit erfährt.« Michael klopfte dem älteren Mann auf die Schulter. »Ich bin mir sicher, mit Ihrer Unterstützung ist uns der Erfolg garantiert.«
Er ließ Boone vor Benthams Auto-Ikone stehen und schlenderte ans Ende des Ganges. Die Delegierten saßen auf Klappstühlen oder lehnten an den Fensterbögen, die auf den Innenhof des Kreuzgangs hinausgingen. Michael trat ans Rednerpult, zog seine Rede aus der Tasche und ließ den Blick über die Menge schweifen.
Während er die Gesichter der Delegierten abscannte, wurde ihm klar, dass sie sich in drei Kategorien unterteilen ließen. Einige waren offenkundig misstrauisch, andere gespannt
auf den neuen Anführer. Die kleine Gruppe, die sich um Mrs. Brewster geschart hatte, strahlte eine unverhohlene Feindseligkeit aus und starrte tuschelnd zum Podium herüber.
Die letzte Kellnerin verließ, gefolgt von zwei Wachleuten, den Kreuzgang. Nathan Boone stand hinter den Gästen und nickte Michael zu. Alles war bereit. Fangen Sie an.
ACHTZEHN
J eder hier scheint zu wissen, wer ich bin und worin mein besonderes Talent besteht. Der kürzlich verstorbene Kennard Nash, ein Mann von großem Wissen und Weitblick, hatte als erstes Mitglied der Bruderschaft erkannt, von welch großem Nutzen ein Mensch wie ich für die Organisation sein kann. Für das Vertrauen, das er mir entgegenbrachte, werde ich ewig dankbar sein. Er wurde von einigen der heute hier Anwesenden nach Kräften unterstützt – ganz besonders von Mrs. Brewster. Mit ihrer Hingabe und ihrem Fleiß sollte sie uns allen ein Vorbild sein.«
Einige der Delegierten applaudierten Mrs. Brewster zu. Sie hob nickend die rechte Hand, wie um zu sagen: Ach bitte, das ist doch nicht nötig . Dann warf sie Michael einen wütenden Blick zu.
»Anfänglich stellte General Nash meine Loyalität infrage, und zugegebenermaßen hegte ich Zweifel, was Ihre Organisation betrifft. Aber inzwischen habe ich einen Wandlungsprozess durchlaufen. Heute betrachte ich die Bruderschaft und ihre Vision von einer stabilen, geordneten Gesellschaft mit Ehrfurcht. Was wir in den nächsten Tagen hier beschließen, wird für die Zukunft unserer krisengeschüttelten Welt entscheidend sein. Obwohl das Panopticon zu Jeremy Benthams Lebzeiten nie errichtet wurde, hat unsere Generation die Möglichkeit, seinen Traum Wirklichkeit werden zu lassen.
Vor Kurzem habe ich eine andere Sphäre besucht und die erste von vielen technologischen Neuerungen mitgebracht,
die uns dabei helfen werden, unser Ziel endlich zu erreichen. Und was noch viel wichtiger ist: Ich hatte Kontakt zu geistigen Führern von großer Weisheit, die mir gezeigt haben, dass das so genannte Recht auf Freiheit nichts als eine gefährliche Illusion ist und dass nur eine strenge, aber gerechte soziale Kontrolle die Menschheit retten kann.
Die Bruderschaft ist im Recht, und sie ist es seit ihrer Gründung immer gewesen. Nachdem mir diese große Einsicht zuteilwurde, hatte ich nur noch einen Wunsch: zurückzukehren und Sie in jeder erdenklichen Hinsicht zu unterstützen. Aber bevor wir unsere Aufgabe in Angriff nehmen, sollten wir uns darüber klar werden, wo wir im Moment stehen und wie unsere Ziele aussehen. In gewisser Hinsicht waren wir nie einflussreicher als heute. Fast alle elektronischen Transaktions-und Kommunikationsvorgänge lassen sich mittlerweile verfolgen und einem Individuum zuordnen. Die Informationen lassen sich in zentralen Datenbanken sammeln und auf unbegrenzte Zeit speichern. Wir sind in der Lage, den ›Schattenriss‹ eines jeden Menschen zu erstellen und seinen Tagesablauf zu überwachen.
Zugegeben, es gibt sie wirklich, jene Spinner, die ihre Meinungen im Internet verbreiten – aber die wichtigsten Medien sind in der Hand einer kleinen, verlässlichen Gruppe von Menschen. Diese Meinungsmacher sind unsere Freunde, und solange wir sie mit guten Geschichten versorgen – mit Schurken und Helden, mit Bedrohungen und dem Schutz davor –, können wir jeden Rufer auf der Straße übertönen.
Umfragen haben ergeben, dass der gesetzestreue Bürger nichts dagegen hat, von den Behörden überwacht zu werden. Die meisten Menschen wünschen
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