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Traveler - das Finale

Traveler - das Finale

Titel: Traveler - das Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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sich nichts als einen anständigen Job und die Aussicht auf ein bisschen Spaß – ein bequemes, geordnetes Leben. Vergessen Sie die radikalen Splittergruppen. Die Öffentlichkeit steht fraglos auf unserer Seite. In der Tat wäre dies ein geeigneter Moment für uns, die Bruderschaft,
innezuhalten und uns zu fragen, auf welche Weise wir von der neuen Weltordnung profitieren wollen.«
    Michael pausierte, um die Gesichter seiner Zuhörer zu studieren. Die meisten Mitglieder waren von seiner Frage überrascht, andere nickten zustimmend, als wollten sie sagen: Ja, genau. Was habe ich davon?
    »Das Panopticon wird für gesellschaftliche Stabilität sorgen und es uns ermöglichen, das Verhalten der Masse zu manipulieren und jeden Widerstand im Keim zu ersticken. Und was wird die neue Ordnung uns bringen? Die Geschichte hat uns gelehrt, dass sich unter einer strengen Diktatur eine verbitterte, rebellische Unterklasse herausbildet. Der bessere Weg besteht darin, Kontrolle mit Wohlstand zu vereinen. Das Problem bei Benthams Panopticon ist, dass die Gefangenen nicht arbeiten. Sein altmodisches Gefängnis ignoriert den wirtschaftlichen Aspekt.
    Es ist höchste Zeit für das Neue Panopticon. Stellen Sie sich ein riesiges Großraumbüro vor, einen großen Saal mit Milliarden von Schreibtischen. In meinem System bekommt jeder Einwohner der Industriestaaten seinen eigenen Schreibtisch. Und was tut er dort? Er arbeitet, als Produzent oder als Dienstleister. Der produktive Bürger stempelt seine Karte ab und beschwert sich nicht.
    Wenn wir verstanden haben, dass unser wahres Ziel in der Schaffung einer arbeitenden Kooperative besteht, beantworten sich viele Fragen von selbst. Es ist gleichgültig, ob wir von Ärzten, Buchhaltern, Studentinnen, Aushilfsköchen oder Stahlarbeitern sprechen. Ein jeder wird in seiner unsichtbaren Arbeitsnische sitzen, von unseren Kameras beobachtet und vom Parameterprogramm überwacht.
    Interessiert es uns, wie die Arbeiter ihren Schreibtisch gestalten? Ob sie in ihrer Freizeit fernsehen oder lieber den Garten umgraben? Natürlich nicht. Uns ist gleich, welcher Kirche sie angehören, solange ihr Glaube sich nicht auf ihre
Lebensführung auswirkt. Solange der Kandidat ihrer Partei nicht vorhat, ernsthaft etwas zu verändern, dürfen sie zur Wahl gehen und sich Aufkleber auf die Stoßstange kleben. Kommt es zu einer Wirtschaftskrise, sorgen wir dafür, dass die Regierung die Geldmenge erhöht und oberflächliche Verschönerungsmaßnahmen vornimmt, ohne die grundlegende Struktur anzutasten.
    Das Neue Panopticon versetzt uns in die Lage, das Verhalten der Arbeiter wie auch der Konsumenten zu beeinflussen. Der Bürger in seiner Nische ist praktisch machtlos, dafür steht es ihm frei, seiner Individualität im Kaufhaus Ausdruck zu verleihen. Aus der Freiheit zu wählen wird die Freiheit zu kaufen, und das neue System gibt uns mächtige Instrumente an die Hand, das Kaufverhalten zu manipulieren. Wenn unser Bürger die Straße überquert, erkennt die Werbetafel auf der anderen Straßenseite sein Gesicht. Irgendwann wird der Zentralcomputer wissen, für welche Produkte ein Bürger sich in der Vergangenheit entschieden hat, und er wird dafür sorgen, dass der Einzelne nicht durch unpassende Angebote verunsichert wird. Es ist, als höre man eine Radiostation, die ausschließlich angenehm vertraute Musik im Programm hat.
    Dies ist mein Vorschlag. Wir wollen kein Gefängnis für mürrische, unproduktive Insassen errichten, sondern eine weit reichende Struktur schaffen, die gehorsame Arbeiter und funktionierende Konsumenten hervorbringt. Dieses weltumspannende System wird Ihnen und Ihrer Familie Reichtum sowie ein sorgenfreies, komfortables Leben bescheren. Wir verleihen dem alten Panopticon ein neues, ein fröhliches Gesicht.«
    Die meisten Anwesenden lächelten und nickten. Mrs. Brewster verrenkte sich den Hals dabei, hilflos zuzusehen, wie ihr Einfluss dahinschwand.
    »Mein Plan lässt sich in die Tat umsetzen, wenn wir unsere Energien nicht länger auf kurzfristige Strategien verschwenden.
Anstatt darauf zu warten, dass die Bürger sich unserem System anschließen, sollten wir eine weltweite Serie von Bedrohungen und Krisen auslösen, die die Menschen dazu veranlasst, ihre Freiheit ganz freiwillig aufzugeben. Warum sie das tun werden? Die Antwort ist nicht schwer. Weil wir verängstigte Kinder aus ihnen gemacht haben. Sie werden sich verzweifelt nach uns sehnen und das Leben außerhalb der Nische fürchten, da es

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