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Traveler - das Finale

Traveler - das Finale

Titel: Traveler - das Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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Brüder waren sich des großen Abstands bewusst. Selbst wenn Michael den Pfad hinuntersprinten würde, bliebe Gabriel genug Zeit zu fliehen.
    »Na, das ist eine Überraschung«, sagte Michael. »Da mache ich mich auf die Suche nach dem einen Traveler – und finde den anderen.«
    »Ist Dad hier?«
    »Nein. Aber die Höhle wurde über einen längeren Zeitraum bewohnt. Am Eingang ist eine Feuerstelle. Vielleicht, um die wilden Tiere fernzuhalten.«
    Michael trat einen Schritt vor, und Gabriel wich zurück. »Du glaubst, ich wollte dich umbringen?«
    »Sieht ganz danach aus.«
    »Warum hast du dann kein Schwert dabei? Hast du es vergessen?«
    »Ich bin nicht hergekommen, um zu kämpfen.«
    Michael lachte. »Du hast dich kein bisschen verändert. Du warst immer schon ein hoffnungsloser Träumer. Als wir noch in Los Angeles waren, hast du wie in einem Nebel gelebt – ständig in deine Bücher vergraben oder auf dem Motorrad unterwegs.«
    »Wir können uns nicht ändern, Michael. Es steht uns aber frei, unseren Lebenswandel zu ändern.«
    »Da irrst du dich. Ich habe mich total verändert.« Wieder machte Michael einen Schritt bergab. »Als wir klein waren,
wollte ich unbedingt dazugehören und so sein wie alle anderen in der Schule. Weißt du noch, wie ich den Job in Sloanes Eisenwarenladen angenommen habe?«
    »Du wolltest dir endlich eine Jeans kaufen.«
    »Nein, ich wollte die richtige Jeans kaufen, und dazu die richtigen Schuhe – das ganze Zeug, das die anderen auch hatten.«
    »Als ob das etwas verändert hätte.«
    »Genau. Ich habe die Klamotten gekauft, bin aber trotzdem ein Außenseiter geblieben. Ich habe lange gebraucht, aber ich habe es endlich eingesehen: Ich bin nicht wie die anderen. Ich war in der Fünften Sphäre und habe die Halbgötter gesehen. Ich habe begriffen, dass es in allen sechs Sphären nur um eins geht: um Macht. Und Macht hat man, wenn man das Leben der anderen kontrollieren kann.«
    »Glaubst du das wirklich?«
    »Es geht hier nicht um Glaube, Gabriel. Die Halbgötter haben sich von diesem ganzen idealistischen Müll befreit. Sie haben die Wahrheit erkannt.«
    »Du darfst ihnen nicht trauen.«
    »Oh, das tue ich gar nicht.« Michael lachte. »Die Halbgötter beneiden mich, sie beneiden alle Traveler. Sie fühlen sich in ihrer Sphäre eingesperrt und wollen unbedingt da raus. Ich benutze sie, um zu bekommen, was ich will. Sie haben uns schon die Entwürfe zu einem neuen Computerchip geschickt, der die Errichtung des Panopticons ermöglichen wird.«
    »Du kannst Computer bauen, so viele du willst. Die Menschen werden dir nicht folgen.«
    »Aber natürlich werden sie das! Ich brauche ihnen bloß einen kleinen Stoß in die richtige Richtung zu versetzen. Deine neuen Freunde haben vielleicht keine Lust, im Raster zu leben, aber alle anderen sehnen sich nach Sicherheit. Solange die Verpackung stimmt und nach freiheitlicher Grundordnung aussieht, sind die Leute bereit, den Inhalt zu ignorieren und ihre Freiheit aufzugeben.«

    »Ein paar von uns wissen, was gespielt wird.«
    »Na und? Du kannst den Prozess nicht mehr aufhalten.« Michael trat einen weiteren Schritt vor. »Der Stärkere gewinnt  – immer. Ich finde, das ist verdammt klar.«
    »In ein paar Jahren werden die Siege, von denen du sprichst, längst vergessen sein. Die Mauern werden einstürzen und die Leute werden die Götzenstatuen niederreißen. Die Menschheit ist von Mitgefühl, Hoffnung und Kreativität getrieben. Alles andere zerfällt zu Staub.«
    »Wie immer du meinst, Gabe, aber du wirst trotzdem verlieren.«
    Gabriel sah zu Michael hinauf und spürte die finstere Energie des Bruders. Sie waren miteinander verbunden und doch getrennt – wie zwei Partikel in einem Atom, die eine Explosion auslösen, sobald sie sich zu nahe kommen. Er drehte sich um und lief den Abhang hinunter. Erst, als er die Bäume erreicht hatte, warf er einen Blick über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass Michael ihm nicht folgte.
    Allein lief er durchs hohe Gras und zum Strand zurück.

ZWEIUNDZWANZIG
    A ls der Mietwagen die Parkgarage des Hotel Inter-Continental in Bangkok verließ, gab Nathan Boone dem Fahrer Anweisung, die Klimaanlage einzuschalten und kalte Luft in den Fond des Wagens zu blasen. Der Rezeptionist des Hotels hatte ihm eine eiskalte Wasserflasche mitgegeben, aber Boone nippte nur einmal kurz daran. Er wollte vermeiden, im Gefängnis auf die Toilette gehen zu müssen, und er hatte sich vorgenommen, dort so wenige

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