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Traveler - das Finale

Traveler - das Finale

Titel: Traveler - das Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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Oberflächen wie möglich zu berühren.
    Das Auto passierte mehrere Häuserblocks, rollte auf eine Kreuzung zu und hielt abrupt an. Ringsum stauten sich Pickups, Motorräder und Tuk-tuks , jene grellbunten, motorisierten Rikschas, die Touristen durch die Stadt karren. Ein Verkehrspolizist in weißer Uniform stand mitten auf der Kreuzung auf einer Kiste und fuchtelte mit den Händen, wurde aber von allen fröhlich ignoriert. Straßenhändler zwängten sich zwischen den stehenden Autos hindurch und klopften an die Seitenscheiben. Sie hatten Kokosnussspalten und Lotterielose im Angebot, neongrüne Kondome und sogar einen Hahn in einem Bambuskäfig, der gackerte und flatterte, als ahne er, bald schon gerupft zu werden.
    Nach langer Huperei schob das Auto sich an einem liegengebliebenen Laster vorbei. An den Essensständen am Straßenrand sammelten sich die Fliegen. Eine Prostituierte in einem pinkfarbenen Minikleid legte die Handflächen aneinander und verbeugte sich vor zwei buddhistischen Mönchen. Eine alte Frau langte in einen Plastikeimer und holte einen
lebendigen Tintenfisch heraus. Der Gestank von Autoabgasen und Frittierfett drang herein, und auch den Lärm konnte Boone nicht aussperren. Knatterte ein Tuk-tuk vorbei, klang es wie eine Armee aus Rasenmähern, die durch Betonschluchten jagt.
     
    Seit sechs Jahren war Boone bevollmächtigt, seine Mitarbeiter selbst anzuheuern, ohne seine Entscheidungen vom Vorstand absegnen zu lassen. Seine Aufgabe bestand darin, die Bruderschaft zu schützen und ihre Feinde auszuschalten. Kennard Nash und auch Mrs. Brewster hatten es vorgezogen, über Boones Aktivitäten nicht allzu genau informiert zu werden.
    Aber alles hatte sich geändert, seit Michael vor den Mitgliedern seine Rede gehalten hatte. Die spezielle Projektgruppe organisierte Veranstaltungen in mehreren Staaten, ohne dass Boone darüber Kenntnis erhielt. Nun hatte man ihn nach Thailand geschickt, um einen Amerikaner namens Martin Doyle ausfindig zu machen, der in der Nähe von Bangkok eine Haftstrafe absaß. Gegen den Auftrag an sich hatte Boone nichts einzuwenden. Der Anruf von Michael Corrigan hatte ihn hingegen verärgert.
    »Die spezielle Projektgruppe hat mir die Akte von Mr. Doyle geschickt«, sagte Michael. »Kein einfacher Charakter, aber bestens geeignet für eine bestimmte Aufgabe.«
    »Ich verstehe.«
    »Finden Sie ihn. Setzen Sie ihn in ein Flugzeug in die USA. Und dann …«
    Es zischte in der Leitung, und Boones Verbindung nach London wurde unterbrochen.
    »Hallo, Mr. Corrigan? Ich kann Sie nicht hören.«
    »Beeindrucken Sie ihn, Mr. Boone. Stellen Sie sicher, dass er ganz und gar unter unserer Kontrolle steht.«
    »Und wie soll ich das schaffen?«

    »Ich kann mich nicht um jedes kleine Detail selbst kümmern.«
     
    Die Fahrt zum Gefängnis von Klong Dan, einem weitläufigen, von Wachtürmen und Ziegelmauern umschlossenen Gelände, dauerte eine gute Stunde. Boone ließ den Fahrer auf dem Besucherparkplatz warten und betrat das dreistöckige Verwaltungsgebäude, dessen Obergeschosse Holzbalkone hatten. Er ließ Captain Tansiris Namen fallen und wurde unverzüglich in den überfüllten Wartebereich durchgewinkt, wo Frauen und Kinder saßen, die einen Gefangenen besuchen wollten. Es roch nach Schweiß und vollen Windeln. Babys weinten, alte Frauen löffelten geraspelte Papaya und Sojabohnensprossen aus Plastikdosen.
    Als auf dem Fernsehschirm neben dem Eingang die Gefangenen erschienen, fingen die Leute zu rufen an, sprangen auf und eilten hinaus. Sekundenlang stand Boone allein in der Mitte des Warteraums.
    »Mr. Boone?«
    Vor ihm stand ein Thai in einer viel zu großen Wachuniform, die lose an seinem schmalen Körper herabhing. Der Wächter nahm grinsend seine Zigarette aus dem Mund. Seine Zähne sahen aus wie Splitter aus vergilbtem Elfenbein.
    »Sie müssen Captain Tansiri sein.«
    »Ja, Sir. Wir haben eben einen Anruf aus dem Ministerium erhalten. Ihr Besuch wurde angekündigt.«
    »Ich bin gekommen, um Martin Doyle zu sprechen.«
    Tansiri wirkte überrascht. »Hat die Botschaft Sie geschickt?«
    »Ich komme vom Ministerium für Innere Sicherheit.« Boone griff in seine linke Hemdtasche und zog einen gefälschten Mitarbeiterausweis heraus. »Wir müssen davon ausgehen, dass Mr. Doyle uns Informationen über geplante Terroranschläge vorenthält.«

    »Da muss ein Irrtum vorliegen. Mr. Doyle ist kein politischer Gefangener, nur ein schlechter Mensch. Wissen Sie, warum er hier ist?«
    Die

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