Traveler - das Finale
Geliebter … Glaube mir, das Licht lebt weiter.« Vicki war weit gereist, um ihm das sagen zu können, und nun wurde der Satz zum Fundament seines neuen Glaubens. Es konnte einen Menschen für immer verändern, wenn ein anderer an ihn glaubte. Vielleicht sandte Gott aus diesem Grund heilige Männer und Frauen auf die Erde. Sie waren in der Lage, das Licht in den anderen zu sehen, und manchmal reichte das, um einen Menschen ein Ideal anstreben zu lassen.
Gabriel konnte unmöglich von dem tapferen Buchhändler, von dem Yakuza mit der Pistole und dem tödlichen Kampf im Hotelzimmer gewusst haben, aber vielleicht hatte er vorausgeahnt, welchen Weg Hollis einschlagen würde. Wer bin ich?, fragte Hollis sich wieder. Er würde immer ein Krieger sein, aber nun wollte er für etwas Wichtigeres kämpfen als seine persönliche Rache. Als er auf die Wellen hinausschaute, fühlte er sich, als habe er all den Ballast und die Verwirrung abgeschüttelt, die seine Sicht auf die Wahrheit getrübt hatten. Wenn du dich daran erinnerst, wer du bist, wirst du wissen, was zu tun ist.
»Hollis!«
Er fuhr herum und entdeckte Billy Hirano, der über den Strand auf ihn zugelaufen kam. Billy musste sich in Tokio mit Haargel eingedeckt haben – jedes Haar in seiner Tolle saß perfekt.
»Die Alten mögen dich. Meine Tante sagt, du bist ein tüchtiger Arbeiter. Wenn du willst, kannst du für immer hierbleiben.«
»Deine Tante ist ein wundervoller Mensch, aber ich muss weiter.«
»Ja, das dachte ich mir schon. Ich habe mit ein paar Leuten geredet. Es gibt einen sicheren Weg aus Japan raus. Wir nehmen die Fähre nach Okinawa, zu den Inseln im Südwesten. Wenn du genug zahlst, werden die Fischer dich per Boot an jedes gewünschte Ziel bringen – Taiwan, die Philippinen, sogar bis nach Australien.«
»Klingt nach einem guten Plan.«
»Die Dorfbewohner werden dich vermissen.« Billy lächelte. »Ich werde dich auch vermissen. Es ist so cool, einen Harlequin zu kennen.«
»Darüber wollte ich noch mit dir reden. Nun, da wir Freunde sind, kann ich dir meinen Harlequinnamen verraten.«
Für wenige Sekunden war er immer noch Hollis. Er starrte zum Horizont und wurde sich der Tragweite seiner Entscheidung bewusst. Er ließ alle Bindungen, alle Hoffnung auf ein normales Leben fahren.
»Mein Harlequinname ist Priest.«
»Priest . Ja. Das passt.« Billy sah zufrieden aus. »Ehrlich gesagt, habe ich dir nie abgekauft, dass du Hollis heißt.«
VIERUNDZWANZIG
E ine halbe Stunde vor Martin Doyles Entlassung erreichten Boone und sein Team das Gefängnis. Die Motorradfahrer brausten die Straße ein paar Mal auf und ab und parkten schließlich unter einer Bengalischen Feige, die auf einem Feld gegenüber dem Besucherparkplatz wuchs. In den Ästen kletterten schmächtige Kinder herum, die neugierig zu den drei Thais und den drei Ausländern heruntersahen. Ein kleines Mädchen trug eine Blumengirlande um den Hals. Sie zupfte gelbe und orangefarbene Blütenblätter und schaute zu, wie sie auf den morastigen Boden hinunterflatterten.
Bei den Motorradfahrern handelte es sich um thailändische Militärpolizisten, die statt ihrer Uniform Jeans und glänzende Seidenhemden trugen. Sie standen rauchend neben ihren Maschinen und vermieden jeden Blickkontakt mit Boone und seinen beiden australischen Söldnern.
Der ältere Australier war ein untersetzter, kleiner Mann namens Tommy Squires, der jedem Befehl folgte und sich erst nach getaner Arbeit betrank. Tommy hatte seinen Freund Ryan Horsley mitgebracht, und so langsam begann der junge Mann, Boones Missfallen zu erregen. Horsley war ein ehemaliger Rugbyspieler und hielt sich für unglaublich hart. Das allein wäre in Ordnung gewesen, aber Horsley hielt sich noch dazu für besonders clever – ein trauriger Irrtum. Boone bevorzugte es, mit Leuten zusammenzuarbeiten, die schlau genug waren, die Grenzen ihrer Intelligenz zu kennen.
Hitze und Schwüle machten alle träge. Die Polizisten kauften Fruchtshakes bei einem Straßenhändler, während Squires
und Horsley die Lanzen überprüften. Einer von Boones Kontaktleuten hatte sie einem Polizisten in Singapur abgekauft. Es handelte sich um zwei Meter lange, weiße Kunststoffstangen mit stumpfer Spitze. Sobald die Spitze auf einen Widerstand traf, gab sie einen 50 000-Volt-Stromstoß ab.
In China kamen die Lanzen zum Einsatz, um Demonstrationen aufzulösen, deren Teilnehmer sich untergehakt hatten oder Sitzblockaden bildeten. Das Problem mit Tasern oder
Weitere Kostenlose Bücher