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Traveler - das Finale

Traveler - das Finale

Titel: Traveler - das Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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Der Kontakt war nur kurz, brachte den Amerikaner aber ins Straucheln.
    Wenige Sekunden später griff Squires an und traf Doyles Rücken. Diesmal ging Doyle in die Knie, während die Motorräder weiterrollten. Der Flüchtige hob den Kopf und sah, dass Boone dreißig Meter hinter ihm war und seine Lanze schon in die Waagerechte gebracht hatte. Doyle sprang auf und drückte sich zwischen zwei Marktständen hindurch.
    Boone hielt sich mit einer Hand am Gürtel seines Fahrers fest, als das Motorrad in Schräglage ging und durch den Dreck schlitterte. Sie nahmen die Kurve und donnerten in die Lücke hinein. Doyle war ihnen höchstens zehn Meter voraus und hielt den Kopf gesenkt und die Arme ausgestreckt, als wolle er auf allen vieren weiterkriechen. Als das Motorrad näher kam, duckte er sich nach links, aber Boones Lanze traf das Bein des schweren Mannes, der vom Stromstoß zu Boden geschleudert wurde.
    Die beiden Australier waren zurückgekommen und von den Motorrädern gesprungen. Boone war der Ansicht, die Lektion würde umso einprägsamer sein, je heftiger der Schmerz ausfiel, deswegen ordnete er ein weiteres Dutzend Lanzenstöße an. Doyle wälzte sich im Schlamm wie ein Epileptiker bei einem Anfall. »Das ist der gerechte Gott!«, schrie Squires. »Fühl den Zorn des gerechten Gottes!«
     
    Ein ortsansässiger Polizist kam angerannt, aber die Motorradfahrer zeigten ihre Militärausweise vor und behaupteten, sie
hätten soeben einen Terroristen festgenommen. Eine Minute später war der Lieferwagen da, und Doyle wurde an Handgelenken, Armen und Knöcheln mit Kabelbinder gefesselt. Dann verklebte man ihm den Mund mit Klebeband und warf ihn in den Lieferwagen wie ein Stück Fleisch.
    »Lassen Sie sich von den Fahrern zum Hotel zurückbringen«, sagte Boone zu Squires. »Ihr Geld bekommen Sie morgen Früh.«
    »Ja, Sir. Können wir Ihnen noch irgendwie behilflich sein?«
    »Sagen Sie Mr. Horsley, er soll die Klappe halten.«
    Boone stieg auf die Rückbank des Lieferwagens und gab dem Fahrer die Order, zum Flughafen zu fahren. Dann nahm er eine Spritze aus seiner Schultertasche und zog aus einer Ampulle ein starkes Betäubungsmittel auf. Doyle lag auf dem Rücken und rollte panisch mit den Augen, als er die Nadel sah.
    »Wenn Sie morgen in Amerika aufwachen, werden Sie eine Wunde an Ihrer rechten Hand bemerken, und eine zweite auf Ihrer Brust. Wir werden Ortungskugeln zwischen Haut und Muskel implantieren, damit wir jederzeit wissen, wo Sie sich gerade aufhalten.«
    Die Spritze war voll. Als Boone sich vorbeugte, stöhnte Doyle auf; er versuchte, den Mund aufzumachen und etwas zu sagen.
    »Falls Sie noch einmal zu fliehen versuchen, werde ich Sie wieder finden, so wie heute. Es gibt kein Entkommen, Doyle. Es ist unmöglich. Ich werde Sie beobachten, bis Sie Ihre Aufgabe erledigt haben.«

FÜNFUNDZWANZIG
    A lice Chen hatte beschlossen, auch zukünftig die Kriegerprinzessin von Skellig Columba zu sein. Ohne eigenes Zutun war sie in die Fänge der Königin der Dunkelheit geraten, die sie nun in die Stadt des Verderbens verschleppte.
    Sie hielt sich diese Vision etwa zehn Minuten lang vor Augen, bis der Teewagen durch den Gang des Zuges ratterte. Alice schlug die Augen auf und fand sich in einem Abteil mit Schwester Joan wieder, die ein in Leder gebundenes Brevier las. Obwohl Schwester Joan ganz in Schwarz gekleidet war, konnte sie unmöglich die Königin der Dunkelheit sein. Sie war einfach bloß eine dickliche Nonne, die eine Brille trug, die köstlichsten Scones backen konnte und in Tränen ausbrach, wenn ihr jemand aus der Zeitung einen Artikel über den mutigen Hund vorlas, der seine Familie aus einem brennenden Haus gerettet hat.
    Außerdem wusste Alice, dass sie keine Prinzessin war. Den Nonnen zufolge war sie ein kleines, ungehorsames Mädchen, das eine Gelegenheit nach der anderen vertan hatte, sich anständig zu benehmen. Schlimm genug, dass Schwester Maura sie beim Sprung über die Klippe erwischt hatte – als Alice zum Konvent zurückmarschierte, war ihr das Fleischermesser aus dem Gürtel gerutscht. Am selben Abend hatte sie oben im Schlafraum gelegen und gelauscht, während die Nonnen unten für Alice’ Seele beteten und das Problem mit gedämpfter Stimme diskutierten. Schließlich wurde eine Entscheidung getroffen: Sie würden Alice zum Londoner Tyburn Convent bringen und unter die Aufsicht der Benediktinerinnen stellen.
Man würde sich erkundigen und sie auf eine gute katholische Mädchenschule schicken,

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