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Traveler - das Finale

Traveler - das Finale

Titel: Traveler - das Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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Fleischreste, denn sonst zieht der Kompost Ratten an.«
    Die drei Erwachsenen kamen überein, dass man Schnecken am effektivsten bekämpft, indem man mit schalem Bier gefüllte Kuchenbleche aufstellt. Alice ignorierte die Unterhaltung und starrte aus dem Fenster. Als sie sich den Londoner Vororten näherten, zeigten sich die ersten Fabriken und Apartmenthäuser. Nach und nach verschwanden die Freiflächen; die Gebäude rückten immer dichter aneinander und drückten die Grünflächen zu schmalen Streifen zusammen.
    »Es tut mir leid«, sagte Mr. Hydrant, »aber wir haben uns gar nicht ordentlich vorgestellt. Ich bin Malcolm, und das ist meine Frau Viv.«
    »Nun ja, manchmal nenne ich meinen Mann ›Champ‹ – kurz für Champignon«, erklärte Mrs. Hydrant. »Einmal hat
er versucht, in unserem Garten Trüffel zu ziehen, aber das hat natürlich nicht funktioniert.«
    »Die falschen Bäume. Dazu braucht man Eichen.«
    »Es ist mir ein Vergnügen. Ich bin Schwester Joan, und dies ist …«
    »Sarah«, sagte Alice schnell. »Sarah Bradley.«
    »London! London!«, rief eine Stimme, und dann eilte der Schaffner an ihrem Abteil vorbei.
    »Tja, dann ist es nun so weit«, sagte Mr. Hydrant. »In der Tat, es ist so weit.«
    Er warf seiner Frau einen langen Blick zu, und auf einmal fühlte Alice sich seltsam. Irgendetwas stimmte mit diesen Leuten nicht. Sie und Joan sollten wegrennen.
    »Es war mir ein Vergnügen, Sie kennen gelernt zu haben«, sagte Mrs. Hydrant.
    Schwester Joan lächelte freundlich. »Ja. Genießen Sie den Urlaub in Spanien.«
    »Möglicherweise brauchen wir einen Gepäckträger«, verkündete Mr. Hydrant, »Viv hat alles außer unserer Küchenspüle mitgenommen.«
    Er stand auf und holte den großen Koffer unter Ächzen und Stöhnen herunter. Diesmal war Alice nah genug, um sein Gesicht sehen zu können. Der Koffer war gar nicht so schwer. Der Mann tat bloß so.
    Verzweifelt griff Alice nach Joans Hand. Aber die Nonne lächelte nur und drückte kurz zu. »Ja, Liebes, ich weiß, wir haben eine lange Reise hinter uns.«
    Warum waren die Erwachsenen so einfältig? Warum konnten sie es nie sehen? Alice beobachtete, wie Mrs. Hydrant aufstand und in ihre Handtasche griff. Sie holte ein kleines, blaues Gerät heraus, das wie eine Wasserpistole aussah. Noch bevor Alice reagieren konnte, packte die Frau Schwester Joan bei der Schulter, hielt der Nonne das Gerät an den Hals und drückte auf den Abzug.

    Schwester Joan brach zusammen. Alice wollte fliehen, aber der riesige Koffer versperrte den Weg zur Abteiltür. »Nein, du bleibst hier!«, sagte Mr. Hydrant und packte sie beim Arm. Alice zog ihren Holzknüppel heraus und stieß ihn gegen seinen Hals. Er stieß einen Fluch aus, als der Stock zerbrach.
    »Du bist ein Wildfang, was?« Er warf seiner Frau einen Blick zu. »Nimm den in Rosa, meine Liebe. Der blaue war für die Nonne.«
    Mrs. Hydrant packte Alice beim Schopf und zog sie an ihren ausladenden Busen. Sie nahm eine rosa Plastikpistole aus ihrer Tasche und presste sie an Alice’ Hals.
    Alice fühlte einen stechenden Schmerz, und dann wurde sie benommen. Sie wollte kämpfen wie Maya, aber ihre Knie gaben nach, und sie stürzte zu Boden. Bevor alles dunkel wurde, hörte sie Mr. Hydrant noch etwas zu seiner Frau sagen.
    »Ich glaube trotzdem, dass Eierschalen auf dem Kompost ein großer Fehler sind, meine Liebe. Damit lockst du Ratten an.«

SECHSUNDZWANZIG
    M aya saß im überfüllten Wartezimmer der Brick Lane Medical Clinic und starrte die Wanduhr an. Sie hatte einen Termin für elf Uhr gehabt, und nun ließ man sie seit fast vierzig Minuten warten. Sie würde sich beeilen müssen, um rechtzeitig am Bahnhof Euston zu sein.
    In einem überheizten Raum voller schreiender Babys und alter Frauen mit Gehhilfen zu sitzen war ärgerlich. Wie die meisten Harlequins hatte Maya ihren Körper immer als Werkzeug zur Erledigung bestimmter Aufgaben betrachtet. War sie krank oder verletzt, fühlte sie sich wie von einem abtrünnigen Angestellten im Stich gelassen.
    Eine Bengalin in einem rosa Kittel betrat das Wartezimmer und warf einen Blick auf ihre Namensliste. »Mrs. Strand?«
    »Hier.«
    »Wir wären so weit.«
    Maya folgte der Arzthelferin durch den Hauptgang bis zu einem Untersuchungsraum. Als fünf Minuten vergangen waren und immer noch niemand erschien, zog sie den Zufallszahlengenerator heraus, den sie an einer Kette um den Hals trug. Ungerade hieß bleiben. Gerade hieß gehen.
    Aber noch bevor sie auf den

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