Traveler - das Finale
Knopf drücken konnte, klopfte es an die Tür, und im selben Augenblick kam Dr. Amita Kamani mit einem braunen Umschlag herein. Die Klinikärztin wirkte nervös; aus ihrem Pferdeschwanz hatte sich eine rebellische Haarsträhne gelöst, die ihr in die Stirn fiel.
»Guten Morgen, Mrs. Strand. Tut mir leid, dass Sie so lange warten mussten. Geht es Ihrem Bein besser?«
»Keine Veränderung.«
Maya hatte einen Rock angezogen, um sich das demütigende Krankenhausnachthemd zu ersparen. Sie saß auf der Kante des Untersuchungstischs und riss sich den Verband herunter. Die immer noch geschwollene Wunde blutete, aber Maya ließ sich den Schmerz nicht anmerken. Dr. Kamanis besorgtes Gesicht verschaffte ihr ein wenig Genugtuung.
»Ja. Ich sehe schon. Das ist enttäuschend.« Die Ärztin holte das Desinfektionsmittel und frische Verbände aus dem Schrank. Sie zog Latexhandschuhe über, setzte sich auf den Hocker vor dem Untersuchungstisch und begann, die Wunde zu versorgen. »Haben Sie die Medikamente gut vertragen?«
»Mir wird davon übel.«
»Haben Sie sich übergeben?«
»Ein paar Mal.«
»Andere Probleme? Schwindel? Müdigkeit?«
Maya schüttelte den Kopf. »Ich brauche ein neues Antibiotikum. Das reicht.«
»Sie können sich auf dem Weg nach draußen eine Packung mitnehmen. Aber vorher müssen wir uns unterhalten.« Dr. Kamani drückte vorsichtig den letzten Pflasterstreifen an und stand dann auf. Nun, da sie nicht länger vor Maya kniete wie ein Schuhputzer, schien ein Teil ihres Selbstvertrauens zurückzukehren. »Wir wissen immer noch nicht, was mit Ihrem Bein ist, aber ganz offensichtlich sollten sie gesünder leben. Sie sollten das Reisen einstellen und Stress vermeiden.«
»Das ist unmöglich. Ich habe Verpflichtungen nachzukommen.«
»Heutzutage sind wir alle überfordert, aber manchmal muss man auf seinen Körper hören.« Dr. Kamani warf einen Blick in die Akte. »Was genau machen Sie beruflich?«
»Das hat mit meinem Bein nichts zu tun.«
»Wir werden Sie an einen Fachmann überweisen.«
»Es reicht.« Mayas Schwert lag im Köcher hinter ihr auf
dem Untersuchungstisch. Sie griff danach und schlang sich den Trageriemen über die Schulter. »Sie sind eine verdammte Versagerin.«
Dr. Kamani richtete sich gerade auf. Ihre Augen weiteten sich, und ihre Nasenflügel bebten, so als würde sie gleich einen Tennisball über das Netz schlagen. »Außerdem sind Sie schwanger, Mrs. Strand.«
»Das ist unmöglich.«
»Nun ja, es stimmt. Ich habe eine ganze Reihe von Tests durchführen lassen, und dazu gehörte auch ein Schwangerschaftstest. Wahrscheinlich rührt Ihre Übelkeit daher.«
Verrückte Gedanken schossen Maya durch den Kopf. Am liebsten wäre sie jetzt von Feinden umzingelt gewesen, dann hätte sie zum Schwert greifen und sich einen Fluchtweg schlagen können.
»Wann hatten Sie zum letzten Mal Geschlechtsverkehr, Mrs. Strand?«
Maya schüttelte den Kopf.
»Wissen Sie, wer der Vater ist?«
Sie fühlte sich wie gelähmt, im Augenblick der Enthüllung erstarrt, aber ihre Lippen bewegten sich, und Töne kamen heraus. »Ja, aber der ist weg.«
»Natürlich gibt es eine Alternative – für den Fall, dass Sie die Schwangerschaft beenden wollen. Normalerweise bitte ich meine Patientinnen, vierundzwanzig Stunden drüber nachzudenken, bevor wir den Termin festlegen.« Dr. Kamani griff in den Ständer an der Tür und zog ein Faltblatt mit dem Titel ES IST DEINE ENTSCHEIDUNG heraus. »Diese Broschüre erklärt alle Möglichkeiten. Haben Sie noch irgendwelche Fragen?«
»Nein.« Maya überprüfte die Uhrzeit auf ihrem Handy. »Jetzt komme ich zu spät zu meinem Termin.« Sie rutschte vom Untersuchungstisch herunter, zwängte sich an Dr. Kamani vorbei und hastete aus der Klinik.
Alice Chen und eine der Nonnen wurden in London erwartet,
und Linden hatte Maya damit beauftragt, sie vom Zug abzuholen. Sie entdeckte ein nicht registriertes Taxi auf der anderen Straßenseite, lief hinüber und kletterte hinein.
»Euston Station«, sagte sie zum Fahrer. »Ich muss in zehn Minuten dort sein.«
Als der Wagen sich mit einem Ruck in Bewegung setzte und durch die Brick Lane rauschte, traf Maya die Erinnerung an die Szene im Untersuchungsraum mit voller Wucht. Sie erwartete ein Kind von einem Traveler. Sie fühlte sich wie bei einem Flugzeugabsturz, wenn der Moment des Begreifens von Verwirrung und Schmerz abgelöst wird. Was sollte sie tun? Konnte sie irgendwem davon erzählen? Sie war abwechselnd wütend und
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