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Traveler - Roman

Traveler - Roman

Titel: Traveler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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haben Sie sich nichts gemacht?«
    »Ich habe keinen Hunger.«
    »Wissen Sie etwas über die Wegweiserin?«, fragte Gabriel. »Ist sie jung oder alt? Aus welchem Land kommt sie? Martin und die anderen haben uns so gut wie gar nichts über sie erzählt.«
    »Niemand außer ihnen kennt den Aufenthaltsort dieser Frau. Sie zu beschützen ist ein Akt der Rebellion gegen die Maschine. In einem Punkt hatte Antonio Recht: Wenn die Tabula wüssten, dass wir hier sind, wäre ganz New Harmony in Gefahr.«
    »Und was passiert, wenn wir bei der Wegweiserin sind? Werden Sie da bleiben und zusehen, wie ich mich blamiere?«
    »Ich habe Wichtigeres zu tun. Die Tabula suchen garantiert nach Ihnen. Ich muss dafür sorgen, dass man glaubt, Sie wären ganz woanders.«
    »Und wie wollen Sie das anstellen?«
    »Sie haben mir erzählt, dass Ihr Bruder Ihnen Geld und eine Kreditkarte gegeben hat, als die Textilfabrik gestürmt wurde.«

    »Stimmt. Ich benutze öfter die Nummer einer seiner Kreditkarten«, sagte Gabriel. »Ich besitze nämlich keine eigene.«
    »Leihen Sie mir die Karte?«
    »Und was ist mit der Tabula? Werden diese Leute denn nicht jede Benutzung der Karte zurückverfolgen?«
    »Genau damit rechne ich«, antwortete Maya. »Ich brauche die Karte und Ihr Motorrad.«
    Gabriel wollte sich nicht von der Moto Guzzi trennen, aber er sah ein, das Maya Recht hatte. Die Tabula kannte das Nummernschild und verfügte außerdem über viele andere Methoden, ihn aufzuspüren. Er musste jede Verbindung zu seinem bisherigen Leben kappen.
    »Okay.« Er gab Maya den Motorradschlüssel und Michaels Kreditkarte. Maya schien ihm etwas Wichtiges sagen zu wollen, doch dann stand sie wortlos auf und ging zur Tür. »Frühstücken Sie«, sagte sie. »Antonio wird uns in ein paar Minuten abholen.«
    »Vielleicht ist das alles pure Zeitverschwendung. Vielleicht wird aus mir nie ein Traveler.«
    »Ich bin mir dieser Möglichkeit durchaus bewusst.«
    »Also tun Sie bitte nichts Verrücktes. Ich will nicht, dass Sie Ihr Leben aufs Spiel setzen.«
    Maya sah ihn an und lächelte. Gabriel hatte in dem Moment das Gefühl, dass eine persönliche Verbindung zwischen ihnen bestand. Nicht wie zwischen Freunden, eher wie zwischen zwei Soldaten derselben Armee. Und dann erlebte er zum allerersten Mal, dass der Harlequin lachte.
    »Das alles ist verrückt. Trotzdem schafft man es, den Verstand nicht zu verlieren.«
     
    Zehn Minuten später erschien Antonio Cardenas, um sie zu der Wegweiserin zu bringen. Gabriel nahm das Jadeschwert und seinen Rucksack mit. Auf der Ladefläche von Antonios
Pick-up lagen drei Leinensäcke mit Lebensmitteldosen, Brot und frischem Gemüse aus den Gewächshäusern.
    »Nachdem die Wegweiserin hierher gezogen war, habe ich einen Monat bei ihr verbracht, um ein Windrad zu bauen, das Strom für eine Wasserpumpe und elektrisches Licht liefert«, sagte Antonio. »Jetzt fahre ich nur noch alle zwei Wochen hin, um ihr Lebensmittel zu bringen.«
    »Was für ein Mensch ist sie?«, fragte Gabriel. »Sie haben uns eigentlich gar nichts über sie erzählt.«
    Antonio winkte ein paar Kindern zu, die an der Straße standen. »Sie ist eine sehr starke Persönlichkeit. Seien Sie aufrichtig, dann kommen Sie gut mit ihr klar.«
    Sie erreichten den Highway, fuhren ein paar Kilometer in Richtung San Lucas und bogen dann auf eine asphaltierte Seitenstraße ab, die schnurgerade durch die Wüste führte. Überall sah man BETRETEN VERBOTEN-Schilder; sie waren entweder an Eisenpfeilern befestigt oder lagen auf der rissigen Erde.
    »Hier befand sich früher eine Raketenbasis«, erklärte Antonio. »Dreißig Jahre lang. Hochsicherheitszone. Dann hat das Verteidigungsministerium die Raketen woandershin geschafft und das Gelände an die Abfallbehörde des Bezirks verkauft. Als die Behörde es loswerden wollte, haben wir die gesamten vierhundert Morgen gekauft.«
    »Sieht nicht so aus, als könnte man mit dem Gelände irgendwas anfangen«, meinte Maya.
    »Sie werden feststellen, dass es für unsere Wegweiserin gewisse Vorteile bietet.«
    Wild wuchernde Kakteen und Yuccapalmen kratzten über die Seitenwände des Pick-ups. Auf etwa hundert Metern bedeckte Sand die Straße, dann kam der Asphalt wieder zum Vorschein. Als der Weg leicht bergauf zu führen begann, tauchten auf beiden Seiten rote Felsbrocken und Wäldchen von Josuabäumen auf, die ihre Äste mit den spitzen Blättern
gen Himmel reckten, sodass sie wie die Arme eines betenden Propheten aussahen. Es war sehr

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