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Traveler - Roman

Traveler - Roman

Titel: Traveler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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Zwischenfall in Michaels Appartementkomplex fuhr Hollis zurück in sein Kampfkunststudio an der Florence Avenue und gab noch einen Tag lang Unterricht. Er verkündete seinen beiden besten Schülern – Marco Martinez und Tommy Wu –, dass er ihnen das Studio schenke. Marco solle zukünftig die Fortgeschrittenen unterrichten, Tommy die Anfänger. Sie sollten sich ein Jahr lang die Kosten halbe-halbe teilen und sich dann entscheiden, ob sie zusammen weitermachen wollten.
    »Wahrscheinlich kommen demnächst ein paar Männer her und fragen nach mir. Entweder sind es echte Polizisten, oder sie haben gefälschte Dienstausweise. Sagt ihnen, dass ich zurück nach Brasilien gegangen bin, um dort wieder bei Profikämpfen anzutreten.«
    »Brauchst du Geld?«, fragte Marco ihn. »Ich hab zu Hause dreihundert Dollar.«
    »Nein, nicht nötig. Ich erwarte eine größere Zahlung aus Europa.«
    Tommy und Marco warfen sich einen Blick zu. Bestimmt glaubten sie, dass er mit Drogen dealte.
    Auf dem Heimweg hielt er bei einem Supermarkt an und besorgte sich einen größeren Vorrat an Lebensmitteln. Ihm wurde langsam bewusst, dass die Entscheidungen, die er für Wendepunkte in seinem Leben hielt – sein Bruch mit der Kirchengemeinde, die Reise nach Brasilien –, ihn nur auf den Moment vorbereitet hatten, als Vicki Fraser und Maya in seinem Studio erschienen waren. Er hätte sie wegschicken können,
aber das wäre ihm falsch vorgekommen. Er hatte sich sein Leben lang auf diesen Kampf vorbereitet.
    Auf den letzten paar hundert Metern vor seinem Haus hielt Hollis nach Leuten Ausschau, die nicht in diese Gegend passten. Während er das Tor zur Auffahrt öffnete und den Wagen in der Garage abstellte, fühlte er sich wie Freiwild. Er ging durch die Hintertür und schrak zusammen, als er einen Schatten in der Küche wahrnahm. Musste dann aber laut lachen, als er feststellte, dass es sein Kater Garvey war.
    Inzwischen dürfte die Tabula herausgefunden haben, dass ein Schwarzer drei ihrer Söldner in dem Fahrstuhl überwältigt hatte. Es würde garantiert nicht lange dauern, bis ein Computer ihr seinen Namen verriet. Shepherd hatte Vicki zum Flughafen geschickt, um Maya abzuholen. Das System kannte wahrscheinlich den Namen aller Mitglieder der Jonesie-Gemeinde. Hollis hatte zwar mit diesen Leuten schon seit Jahren nichts mehr zu tun, aber viele von ihnen wussten, dass er Kampfsportlehrer war.
    Obwohl die Tabula alles daransetzen würde, ihn zu töten, sollte er vorläufig nicht fliehen. Dafür gab es einen praktischen Grund – er hatte von den Harlequins noch nicht seine fünftausend Dollar erhalten –, aber sein Ausharren in Los Angeles entsprach auch seinem Kampfstil. Hollis war ein Konterboxer. Bei seinen öffentlichen Kämpfen ließ er zu Beginn jeder Runde den Gegner angreifen. Hatte er einen Schlag eingesteckt, fühlte er sich stark und im Recht. Er wollte, dass die Bösen den ersten Schritt machten, damit er sie vernichten konnte.
    Hollis lud sein Sturmgewehr und setzte sich in eine Ecke seines Wohnzimmers. Er schaltete weder das Radio noch den Fernseher ein und aß, obwohl es Abend war, Müsli. Gelegentlich spazierte Garvey mit hochgerecktem Schwanz herein und sah ihn skeptisch an. Bei Einbruch der Dunkelheit stieg Hollis mit einer Schaumstoffmatratze und einem Schlafsack aufs
Dach. Im Schutz der Klimaanlage legte er sich auf den Rücken und blickte zum Himmel empor. Maya hatte gesagt, dass die Tabula Wärmebildkameras benutzten, um durch Wände zu schauen. Tagsüber konnte Hollis sich verteidigen, aber die Tabula sollten nicht wissen, wo er schlief. Er ließ die Klimaanlage laufen und hoffte, dass die Hitze des Elektromotors seine Körperwärme überstrahlte.
    Am nächsten Tag brachte der Postbote ein Paket aus Deutschland: zwei Bücher über Orientteppiche. Zwischen den Seiten steckte nichts, aber als er die Umschläge mit einer Rasierklinge aufschnitt, entdeckte er einen Packen Hundertdollarscheine. Der Absender hatte eine Visitenkarte eines deutschen Tonstudios beigelegt. Auf der Rückseite der Karte stand handschriftlich eine Web-Adresse und eine Werbebotschaft: Einsam? Hier findest du neue Freunde . Hollis lächelte, während er das Geld nachzählte. Neue Freunde. Harlequins. Die wahren Helden. Nun ja, falls es zu einer erneuten Begegnung mit den Tabula käme, könnte er Verstärkung sicher gut gebrauchen.
    Hollis sprang an der Rückseite seines Grundstücks über die Mauer und redete mit dem Mann, der jenseits davon

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