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Traveler - Roman

Traveler - Roman

Titel: Traveler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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wohnte, einem ehemaligen Anführer einer Jugendgang namens Deshawn Fox, der inzwischen mit teuren Autofelgen handelte. Er gab Deshawn achtzehnhundert Dollar, damit er ihm einen Pick-up mit Wohnwagenaufsatz besorgte.
    Drei Tage später stand der Pick-up in Deshawns Auffahrt, bepackt mit Kleidung, Lebensmitteldosen und Munition. Während Hollis im Haus seine Campingausrüstung zusammensuchte, verschwand Garvey in dem Hohlraum unter dem Dach. Hollis versuchte, den Kater mit einer Gummimaus und dem Inhalt einer Thunfischdose herunterzulocken, aber vergebens.
    Ein Lieferwagen der Elektrizitätswerke kam angefahren, und drei Männer mit Schutzhelmen taten so, als reparierten
sie an der Straßenecke eine Leitung. Dann tauchte ein neuer Postbote auf: ein älterer Mann mit militärischem Haarschnitt, der mehrere Minuten lang an der Tür klingelte, ehe er sich wieder entfernte. Hollis verzog sich gleich nach Sonnenuntergang mit seinem Gewehr und ein paar Flaschen Wasser aufs Dach. Durch das Licht der Straßenlaternen und den Smog war es schwierig, die Sterne zu erkennen, aber er legte sich trotzdem auf den Rücken und beobachtete stattdessen die Flugzeuge, die im Landeanflug auf den Flughafen von Los Angeles über der Stadt kreisten. Er versuchte, nicht an Vicki Fraser zu denken, sah aber immer wieder ihr Gesicht vor sich. Die meisten Mädchen bei den Jonesies gingen jungfräulich in die Ehe. Hollis fragte sich, ob Vicki das auch gelobt hatte oder ob sie schon heimlich mit einem Jungen zusammen gewesen war.
    Gegen zwei Uhr morgens weckte ihn ein leises Klappern. Etliche Personen sprangen über das verschlossene Tor vor der Einfahrt und landeten auf dem Betonboden. Ein paar Sekunden später traten die Tabula die Hintertür ein und rannten ins Haus. »Niemand da!«, riefen mehrere Stimmen. »Niemand da!« Ein Teller zerbrach, und ein Kochtopf fiel zu Boden.
    Eine knappe Viertelstunde verstrich. Hollis hörte, wie jemand die Hintertür schloss. Kurz darauf wurden mehrere Wagen angelassen und fuhren weg. Es herrschte erneut Stille. Hollis schulterte das Sturmgewehr und ließ sich vom Dach hinunter. Als seine Füße den Boden berührten, löste er die Sicherung des Gewehrs.
    Er stand in einem Blumenbeet und lauschte den dumpfen Bässen aus den Lautsprechern eines vorbeifahrenden Autos. Hollis wollte gerade über die Mauer zu Denshaws Grundstück springen, als ihm der Kater wieder einfiel. Vielleicht hatten die Tabula Garvey beim Durchsuchen des Hauses aus seinem Versteck gescheucht.
    Er öffnete die Hintertür und ging in die Küche. Obwohl
nur wenig Licht durch die Fenster drang, sah er sofort, dass die Tabula alles verwüstet hatten. Die Tür zur Abstellkammer stand offen, und der gesamte Inhalt der Küchenschränke lag auf dem Boden verstreut. Hollis trat auf die Scherben eines Tellers und erschrak über das knirschende Geräusch. Nur die Ruhe, ermahnte er sich. Die Arschlöcher sind weg.
    Von der Küche aus führte ein kurzer Flur ins Bad, ins Schlafzimmer und in einen Trainingsraum mit verschiedenen Übungsgeräten. Am Ende des Flurs befand sich die Tür zum L-förmigen Wohnzimmer. Im langen Teil des Ls hielt Hollis sich auf, um Musik zu hören oder fernzusehen. Den anderen Teil des Zimmers hatte er in eine »Erinnerungsstätte«, wie er es nannte, verwandelt. Dort befanden sich Fotos seiner Familie, alte Karate-Pokale und ein Album mit Presseberichten über seine Profikämpfe in Brasilien.
    Als Hollis die Flurtür öffnete, drang ihm ein stechender Geruch in die Nase, der ihn an einen verdreckten Zwinger in einem Tierheim denken ließ. »Garvey?«, flüsterte er, da er sich plötzlich wieder an den Kater erinnerte. »Wo zum Teufel steckst du?« Vorsichtig schlich er den Flur entlang und sah etwas auf dem Boden. Blut. Fetzen aus Fell. Die miesen Tabula-Schweine hatten Garvey eingefangen und abgeschlachtet.
    Als er die Wohnzimmertür erreichte, wurde der Gestank stärker. Er blieb eine Weile reglos stehen und dachte an Garvey. Dann hörte er ein hohes, lachendes Geräusch aus dem Wohnzimmer. Stammte es von einem Tier? Hatten die Tabula einen bissigen Hund in seinem Haus zurückgelassen?
    Er hob das Gewehr, riss die Tür auf und betrat das Wohnzimmer. Das Licht von der Straße wurde durch die Bettlaken gedämpft, die er als Vorhänge benutzte, dennoch erkannte Hollis, dass in der Ecke neben dem Sofa ein großes Tier auf seinen Hinterbeinen hockte. Als er näher kam, stellte er zu seinem Erstaunen fest, dass es kein Hund war,

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