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Traveler - Roman

Traveler - Roman

Titel: Traveler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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Geister.«
    »Klingt einleuchtend. Ich war vorhin in einem Restaurant. Vier Leute saßen an den Tischen, aber keiner hatte auch nur einen Happen Essen auf dem Teller.«
    Michael riss das Lenkrad herum, bog in eine schmale Gasse ab und hielt an. »Beeilung«, sagte er. »Wir müssen in das Gebäude rein, ehe uns jemand entdeckt.«
    Die Brüder stiegen aus. Michael trug ein Schwert bei sich, in dessen Griff ein goldenes Dreieck eingelassen war.
    »Wo hast du das her?«, fragte Gabriel.
    »Von Freunden.«
    »Das ist ein Talisman.«
    »Ich weiß. An einem Ort wie dem hier kann man eine Waffe gut gebrauchen.«
    Die Corrigan-Brüder verließen die Gasse und liefen zu einem vierstöckigen Gebäude mit Granitfassade. Die große Eingangstür war aus dunklem Metall und in mit Reliefdarstellungen von Weizenkörnern, Äpfeln und anderen essbaren Dingen verzierte Quadrate aufgeteilt. Michael zog die Tür auf, und die Brüder betraten eine lange, fensterlose Eingangshalle mit einem Fußboden in schwarz-weißem Schachbrettmuster und Lampen, die an Messingketten hingen. Michael trabte durch die Halle und blieb vor einer Tür stehen, auf der BIBLIOTHEK stand. »Da wären wir. Der sicherste Ort in der ganzen Stadt.«
    Gabriel folgte seinem Bruder in einen doppelstöckigen Raum mit einem Buntglasfenster an einem Ende. An den übrigen Wänden reihten sich Eichenregale voller Bücher. Es gab mehrere an einer Metallschiene befestigte Leitern, die sich hin und her schieben ließen, und in etwa viereinhalb Meter Höhe befand sich ein Steg mit Geländer, von dem aus die Bücher in den obersten Regalen zugänglich waren. Mitten im Raum standen schwere Holzstühle und mit grünem Leder bespannte Lesetische. Lampen aus dunkelgrünem Glas beleuchteten
die Tische. Gabriel hatte sofort das Gefühl, sich an einem traditionsreichen Ort zu befinden. Bestimmt konnte man hier jedes wichtige Werk der Geistesgeschichte finden.
    Michael spazierte herum, als wäre er der Bibliothekar. »Nett, was?«
    »Und hier kommt bestimmt niemand her?«
    »Natürlich nicht. Wieso auch?«
    »Um Bücher zu lesen.«
    »Vergiss es.« Michael nahm einen dicken, in schwarzes Leder gebundenen Band und warf ihn seinem Bruder zu. »Sieh selbst.«
    Gabriel schlug das Buch auf. Alle Seiten waren leer. Er legte es auf einen Tisch und zog ein anderes Werk aus einem der Regale. Wieder nur leere Seiten. Michael lachte.
    »Ich habe in einer Bibel und einem Wörterbuch nachgeschaut. Keine einzige bedruckte Seite. Die Leute hier sind nicht in der Lage zu essen, zu trinken, zu lesen. Ich wette, sie können auch keinen Sex haben und nicht schlafen. Wenn dies ein Traum ist, dann ist es eindeutig ein Alptraum.«
    »Es ist kein Traum. Wir sind beide hier.«
    »Stimmt. Wir sind Traveler.« Michael nickte und berührte den Arm seines Bruders. »Ich war in Sorge deinetwegen. Schön, dass es dir gut geht.«
    »Vater lebt.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Ich war im Süden von Arizona, in einer Siedlung namens New Harmony. Die Leute dort sind ihm vor acht Jahren begegnet, und er hat sie ermutigt, das Raster zu verlassen und ihre Siedlung zu gründen. Er könnte in unserer Welt sein, in dieser Welt – überall.«
    Michael lief zwischen den Lesetischen hin und her. Er nahm ein Buch in die Hand, so als hoffte er, darin die Antwort auf eine Frage zu finden, warf es dann wieder auf den Tisch. »Okay«, sagte er. »Dad lebt. Das ist eine interessante Neuigkeit,
aber sie bringt uns nicht weiter. Wir müssen uns auf unser aktuelles Problem konzentrieren.«
    »Und das wäre?«
    »Mein Körper befindet sich momentan auf einem Tisch in einem Forschungszentrum in der Nähe von New York. Und wo ist deiner?«
    »In den Malibu Hills, im ehemaligen Freizeitcamp einer Kirchengemeinde.«
    »Wie viele Leute bewachen dich?«
    »Was soll die Frage? Natürlich niemand.«
    »Wenn ich in die normale Welt zurückkehre, werde ich erzählen, wo du bist –«
    »Spinnst du?« Gabriel trat näher an seinen Bruder heran. »Die Tabula haben dich gekidnappt. Es sind dieselben Leute, die damals unser Haus angezündet haben, um Vater umzubringen.«
    »Ich weiß über alles Bescheid. Ein gewisser Kennard Nash hat es mir erklärt. Aber das ist Vergangenheit. Jetzt brauchen sie unbedingt einen Traveler. Sie stehen in Kontakt mit einer hoch entwickelten Zivilisation.«
    »Und wenn schon. Sie wollen jegliche Form persönlicher Freiheit zerstören.«
    »Das gilt nur für gewöhnliche Menschen, nicht für uns. Ob wir das gut

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