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Traveler - Roman

Traveler - Roman

Titel: Traveler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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der Kirchen und Schlösser in ganz Europa unter seine Kontrolle brachte. Er besaß eine Flotte und lieh den europäischen Königshäusern Geld. Schließlich gaben die Templer das Heilige Land auf und konzentrierten sich ganz auf den Schutz der Pilger. Sie nahmen Verbindung zu ketzerischen Gruppierungen auf, den Bogomilen in Bulgarien und den Katharern in Frankreich. Diese Leute waren Gnostiker. Sie glaubten, dass unsere Seele Gefangene unseres Körpers ist. Nur wer über das Geheimwissen verfügt, kann diesem Gefängnis entkommen und sich in anderen Sphären bewegen.«
    »Dann wurden die Templer vernichtet«, sagte Gabriel. Maya nickte langsam, so als erinnerte sie sich an eine Geschichte, die sie vor langer Zeit gehört hatte. »König Philip IV. von Frankreich fürchtete ihren Einfluss, und er hatte es auf ihre Schätze abgesehen. Im Jahr 1307 entsandte er Truppen in ihr Hauptquartier und ließ die Templer unter dem Vorwurf der Ketzerei gefangen nehmen. Ihr Anführer wurde auf dem Scheiterhaufen verbrannt, und der Orden existierte nicht mehr – nicht öffentlich jedenfalls. Tatsächlich wurden nur wenige Templer getötet. Die meisten gingen in den Untergrund und setzten ihre Aktivitäten fort.«
    »Mittagessen!«, rief Hollis. Er stellte einen Teller mit Sandwiches auf den Tisch, und Vicki brachte den Obstsalat. Maya hatte sich ein wenig beruhigt, aber die Atmosphäre war immer noch angespannt. Der Harlequin starrte Gabriel an – wie um abzuschätzen, ob er die Fähigkeit zu transzendieren besaß. Gabriel schien zu wissen, was in ihrem Kopf vorging. Er sah auf seinen Teller und stocherte im Essen herum.
    »Aber wieso nennen Sie sich Harlequins?«, wandte Hollis
sich an Maya. »Sind das nicht diese Schauspieler mit geschminkten Gesichtern, so ähnlich wie Clowns?«
    »Den Namen haben wir im siebzehnten Jahrhundert angenommen. Der Harlequin ist eine der Figuren der italienischen Commedia dell’Arte, meistens der listige Diener. Der Harlequin trägt ein Kostüm mit Rautenmuster. Manchmal spielt er eine Laute, manchmal hat er ein Holzschwert dabei. Er hat immer eine Maske auf, um seine Identität zu verbergen.«
    »Aber der Name ist italienisch«, warf Hollis ein. »Mir wurde gesagt, es hätte Harlequins in Japan und Persien und fast überall auf der Welt gegeben.«
    »Im siebzehnten Jahrhundert nahmen die Harlequins Kontakt zu Kriegern aus anderen Nationen auf, die sich ebenfalls dem Schutz der Traveler widmeten. Unsere erste Allianz gingen wir mit den Sikhs, die im Punjab leben, ein. Wie die Harlequins tragen gläubige Sikhs ein rituelles Schwert, Kirpan genannt. Kurze Zeit später verbündeten wir uns mit Kriegern der Buddhisten und der Sufi. Im achtzehnten Jahrhundert schloss sich uns ein Orden jüdischer Kämpfer aus Russland und Osteuropa an. Sie beschützten die Rabbis, die die Kabbala studierten.«
    Vicki wandte sich an Gabriel. »Lion of the Temple – der Harlequin, der unseren Propheten verteidigte – war jüdischer Abstammung.«
    Hollis wirkte amüsiert. »Wisst ihr, ich habe in Arkansas das Kaff besucht, in dem sie Isaac Jones gelyncht haben. Vor dreißig Jahren taten sich der NAACP und irgendeine jüdische Gruppe zusammen, um eine Gedenkplakette für Zachary Goldman zu enthüllen. Sie tarnten es als Friede-Freude-Eierkuchen-Veranstaltung. Der Harlequin hatte zwei Rassistenschweine mit einer Brechstange erschlagen.«
    »Hat es jemals ein Harlequin-Treffen gegeben?«, fragte Gabriel. »Sind die verschiedenen Gruppen irgendwann einmal in einem Raum zusammengekommen?«

    »Das wird niemals geschehen. Harlequins respektieren die Zufälligkeiten des Kampfes. Wir mögen keine Regeln. Harlequinfamilien sind einander durch Heirat, Tradition und in Freundschaft verbunden, manche Familien seit Jahrhunderten Bundesgenossen. Weder haben wir gewählte Anführer noch ein Grundgesetz. Es kommt nur auf die Harlequinperspektive an, aus der man die Welt betrachtet. Manche Harlequins kämpfen, weil es unser Schicksal ist. Manche von uns kämpfen für die Freiheit. Ich meine damit nicht die Auswahl zwischen vierzehn verschiedenen Zahnpastasorten oder den Wahnsinn, der einen Terroristen einen Bus in die Luft sprengen lässt. Die wahre Freiheit ist tolerant. Sie ermöglicht den Menschen, auf neue Art zu denken und zu leben.«
    »Ich möchte mehr über Verdammt durch das Fleisch, gerettet durch das Blut wissen«, sagte Hollis. »Wessen Blut ist gemeint? Das Blut der Tabula? Das der Harlequins? Der Traveler?«
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