Treffpunkt Las Vegas
wirkt sich das kleine Stückchen Metall aus. Haben Sie noch nie gesehen, wie das Rad genau bei der Figur zum Stehen zu kommen scheint, die den Hauptgewinn bringt? Und wie es dann eine Sekunde zögert, um plötzlich doch weiterzulaufen, und schließlich zu Ihrem Pech auf einer Niete stehenbleibt? Wenn Ihnen das passiert, dann hat dieses Stückchen Metall hier seine Arbeit getan. Sehen Sie sich diesen Automaten an. Das erste Rad hat drei Orangen unter zwanzig Figuren. Die Chance, beim Spiel eine Orange zu erwischen, ist also eins zu sieben. Wenn wir jetzt dieses Stückchen Metall hier befestigen, können nur noch zwei Orangen zum Halten gebracht werden. Zwei bis insgesamt zwanzig Figuren: Das ist eine Chance von eins zu zehn. Sie werden vielleicht denken, der Unterschied zwischen einer Chance eins zu sieben und einer eins zu zehn sei nicht so groß. Wird so ein Automat aber laufend benutzt, dann merkt der Betrieb das schon an seinem Gewinn.«
Ich sah mir die Apparate daraufhin nochmals genauer an. »Wie kommen nun die Betrüger zu ihren Gewinnen?«
»Die haben einen Bohrer bei sich und bohren etwa hier ein kleines Loch. Sehen Sie dort die vielen kleinen Nieten an der rechten Seite? Nun machen die weiter nichts, als das Bohrloch mit einer falschen Niete wieder zu verschließen. Besieht man sich den Apparat nur flüchtig, dann fällt das überhaupt nicht auf. Wer macht sich schon die Mühe und zählt jeden Tag mehrmals sämtliche Nieten? Eine mehr oder weniger wird doch gar nicht beachtet.«
»Und was dann?« fragte ich neugierig.
»Nachdem die Burschen an einem Tage den Apparat angebohrt und das Bohrloch mit einem falschen Nietnagel verschlossen haben, gehen sie fort und kommen erst am nächsten Tage wieder. Gewöhnlich arbeiten immer drei bis vier Mann zusammen, und oft ist auch noch ein Mädchen dabei. Sie tun so, als seien sie angeheitert und benehmen sich entsprechend; sie drängen sich dann mit großem Hallo um die Automaten. Eines der Mädchen zieht dann rasch und unauffällig den falschen Nietnagel heraus, während ein anderer ein Stück steifen Draht in das Loch steckt. Wurde der Automat an der richtigen Stelle angebohrt, dann schiebt der Draht diesen Metallfinger hier zurück, und man kann den Apparat unaufhörlich in Gang halten, ohne auch nur eine Münze einzuwerfen. Das heißt, so geht das nur bei den Automaten, die kein >Käsemesser< haben oder in denen das Käsemesser außer Betrieb gesetzt wurde.«
»Was ist denn um Gottes willen nun das >Käsemesser«
»Das ist eine Vorrichtung, die sich über die eingeworfene Münze schiebt und den Mechanismus erst zur Auslösung bringt, wenn sie die Rundung der Münze abgetastet hat. Aber leider sind diese Vorrichtung gen sehr empfindlich und klemmen so oft, daß viele Automatenbesitzer sie wieder ausgebaut haben. Außerdem arbeitet der ganze Apparat nicht mehr, wenn sie verbogen sind, und das kommt sehr oft vor.«
»Sie sagten vorhin noch etwas von einem Metallstäbchen.«
»Das ist wieder etwas anderes und hängt mit dem Auszahlmechanismus zusammen. Die Betrüger stecken einen Metallstab durch die Öffnung, aus der die Gewinne ausgeworfen werden. Die kleinen Metallfinger in der Auszahlvorrichtung sind so eingerichtet, daß sie nur eine ganz bestimmte Zahl von Geldstücken durchlassen. Nun hindert sie der eingeschobene Metallstab aber, sich rechtzeitig zu schließen. Die Auszahlöffnung bleibt also mit Hilfe des Metallstabes offen, bis das ganze Geld aus der Röhre herausgerollt ist.«
»Und die reguläre Auszahlung dieser Automaten hier wird durch die kleinen Metallfinger mehr oder weniger gebremst?«
»Klar wird bei uns >gespart<. Vor allem bei den Automaten, die in den vorderen Reihen aufgestellt sind. Verstehen Sie? Wir gehen dabei von der Annahme aus, daß der Besucher, der nur so zufällig hereinkommt und ein paar Piepen in den Automaten wirft, wieder verschwindet, sobald er nichts gewinnt. Er spielt ja nur zum Zeitvertreib. Meistens sind es Touristen, die in ihrem kleinen Heimatkaff gern protzen möchten, sie seien in Las Vegas gewesen, wo eine Spielhölle neben der anderen steht.«
»Warum läßt man diese Leute denn nicht wenigstens ab und zu gewinnen?« fragte ich. »Wäre das nicht ein guter Anreiz für sie, weiter ihr Glück zu versuchen?«
»I wo«, meinte Louie abweisend. »Wir haben da unsere Erfahrungen. Diese Burschen haben meistens nicht mehr als vier bis fünf Münzen in der Tasche, und mehr riskieren sie auch nicht. Die gehören nicht
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