Treffpunkt Las Vegas
Tatbestände ist es wohl keine übertriebene Phantasie, wenn ich annehme, daß Sie das Mädchen überredeten, sich von Beegan zu trennen und mit Ihnen nach Los Angeles zu gehen. Sie verschwand dann auch prompt von der Bildfläche.«
»Ihrer Logik kann ich nicht ganz folgen«, antwortete ich in aller Ruhe.
»Sie arbeiteten doch an einem Fall. Sie hatten geplant, noch zwei bis drei Tage hierzubleiben. Und dann die plötzliche Abreise?«
»Wie kommen Sie darauf, daß ich noch länger hierbleiben wollte?«
»Das ist doch eine logische Schlußfolgerung, denn Mrs. Cool ist ja noch hier.«
»Der Auftrag, den ich auszuführen habe, sieht vor, jemanden zu finden, der aus Los Angeles verschwunden ist. Dort fängt die Spur an, und es ist doch wohl auch das klügste, sie von dort aus aufzunehmen.«
Er nahm von meiner Erklärung keine Notiz. »Gestern abend entschließen Sie sich aus heiterem Himmel und in aller Eile, nach Los Angeles zu fahren. Sie verlassen das dicht neben dem Bahnhof gelegene Hotel eine ganze Weile vor Abfahrt des Zuges... Sie hatten wie kein anderer ein Motiv, fast möchte ich sagen, einen direkten Anlaß, und auch die Möglichkeit, Harry Beegan zu erschießen. Das wissen Sie genausogut wie ich.«
»Er wurde also in der Wohnung des Mädchens ermordet?« fragte ich.
»Ja.«
»Wieso können Sie den Zeitpunkt des Mordes so genau festlegen und dennoch einen gewissen Spielraum für die Tat lassen?«
»Die Clutmers waren zu Hause, bis sie zum Bahnhof gingen, um ihre Freunde zu begrüßen. Vom Bahnhof aus sind sie dann wieder direkt in ihre Wohnung gegangen. Beide haben nichts gehört — keinen Mucks. Hätte in der Wohnung nebenan eine Schlägerei stattgefunden, dann hätten sie es mitbekommen, ganz zu schweigen von dem Knall, den ein Schuß verursacht. Der Zeitpunkt der Tat ist also ziemlich eng begrenzt.«
»Falls die Clutmers die Wahrheit gesagt haben.«
»Warum sollten sie lügen?«
»Vielleicht konnten sie diesen Beegan nicht leiden und warteten nur auf die Gelegenheit, ihm eins auszuwischen. Wann wurde die Leiche entdeckt?«
»Kurz vor Mitternacht.«
»Also gut. Nehmen wir mal an, die beiden kamen nach Hause und sahen Beegan entweder in der Tür zur Wohnung des Mädchens oder im Vorraum stehen. Es kam zu einem Streit. Vielleicht folgten sie ihm auch in die Wohnung und schossen dort auf ihn. Setzen Sie diese beiden noch auf die Liste der Verdächtigen, dann kann der Mord zu jeder beliebigen Zeit vor Auffindung der Leiche geschehen sein.«
»Völlig verrückt... Völlig abwegig, mein Lieber.«
»Für Sie vielleicht. Für mich beispielsweise hört es sich genauso verrückt an, wenn Sie behaupten, ich hätte Beegan erschossen.«
»Sie hatten einen Grund. Sie interessierten sich ja für seine Freundin.«
»Nicht mehr und nicht weniger als für hundert andere attraktive Frauen.«
»Sie haben es aber doch ihretwegen riskiert, sich in eine wüste Schlägerei einzulassen!«
»Sie vergessen, daß ich an einem Fall arbeite.«
»Ich weiß«, sagte er und strich mit der Hand über sein Kinn. »Sie sind in Ihrer Arbeit sehr gründlich.«
»Wenn ich an einem Fall arbeite, habe ich auch den Ehrgeiz, ihn zu Ende zu führen, genau wie Sie.«
»Schluß damit. Die Clutmers können wir wirklich aus dem Spiel lassen. Damit bleibt der Zeitpunkt der Tat bestehen. Und nun wollen wir mal vernünftig miteinander reden, Lam. Sollten Sie die Absicht gehabt haben, sich mit diesem Mädchen zu treffen, dann kriegen wir das auf jeden Fall sehr bald heraus. Warum wollen Sie das nicht gleich zugeben? Steckt wirklich nichts weiter dahinter, dann wollen wir die
Sache schnell begraben und vergessen. Gestehen Sie doch, daß Sie nur der Framley wegen nach Los Angeles wollten. Stimmt's?«
»Leider kann ich Ihnen nicht ganz folgen.«
»Sie haben doch mit dem Mädchen ausgemacht, daß Sie sich beide in Los Angeles treffen würden.«
»Ich muß Sie leider enttäuschen. Nein.«
»Dieses Nein nehme ich Ihnen nicht ab.«
»Von mir aus. Denken können Sie, was Sie wollen. Bleibt nur der sehr bedauerliche Übergriff, den Sie sich geleistet haben, indem Sie mich aus dem Zuge herausgeholt haben.«
»Wieso? Wie meinen Sie das?«
»Ich bin ja nur ein kleiner Privatdetektiv und maße mir nicht an, Ihnen Vorschriften zu machen, wie Sie Ihren Dienst auszuüben haben. Hätten Sie mich aber nach Los Angeles fahren und mich dort beschatten lassen, und hätte ich mich dort dann wirklich mit dem Mädchen getroffen... das wäre etwas
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