Treffpunkt Las Vegas
begrüßten und unterhielten uns.«
»Ihre Freunde konnten keinen längeren Aufenthalt hier nehmen?«
»Nein. Sie fuhren geschäftlich nach Los Angeles. Außerdem reisten sie mit Bekannten zusammen.«
»Und Sie blieben beieinander, bis der Schaffner >Alles einsteigen!< rief?«
»Jawohl.«
»Ihre Leute stiegen dann ein?«
»Ja.«
»Haben Sie gewartet, bis der Zug abfuhr?«
»Wir sind dann gegangen, aber der Zug ist auch gleich danach abgefahren. Wir hörten noch das Pfeifsignal der Lokomotive, als wir gerade das Bahnhofsgebäude verließen. Ich hätte fast vergessen zu sagen, daß wir noch warteten, bis der Schaffner die Türen geschlossen hatte.«
»Am Wagen, in dem Ihre Freunde eingestiegen waren?«
»Äh... wir... ja.«
Kleinsmith sah seinen Chef nur an und sagte nichts.
Dieser blickte mich mit faltenüberladener Stirn an, betrachtete dann Mrs. Clutmer und schließlich deren Mann. »Wie heißen Sie mit Vornamen?«
»Robert.«
»Sie waren mit Ihrer Frau zusammen?«
»Jawohl.«
»Stimmen Sie mit allem überein, was Ihre Frau gesagt hat?«
»Hm, ich... in gewisser Weise... ja.«
»Womit sind Sie denn nicht ganz einverstanden?«
»Hm, sie hatte wohl schon recht. Ja... So ist es gewesen.«
»Nun denken Sie einmal ganz scharf nach. Besteht nicht doch die Möglichkeit, daß Mr. Lam auf dem Bahnhof war und Sie ihn einfach nicht gesehen haben?«
»Hm, vielleicht. Möglich ist es schon, aber die Wahrscheinlichkeit ist sehr gering.« Clutmer wagte nicht, zu seiner Frau hinüberzublicken.
Allmählich reichte es mir, und ich wurde wütend. »Sagen Sie mal, es ist wohl kaum zuviel verlangt, wenn ich um Aufklärung bitte, was das ganz Theater zu bedeuten hat!«
Mrs. Clutmer platzte empört heraus: »Na, wenn Sie das nicht wissen sollten. Man hat doch...«
Lester ließ sie nicht weitersprechen. »Ich führe das Verhör durch, Mrs. Clutmer. Antworten Sie bitte nur auf meine Fragen.«
Empört, daß ihr so rasch der Faden abgeschnitten wurde, antwortete Mrs. Clutmer: »Deswegen brauchen Sie mir ja nicht gleich den Kopf abzureißen. Ich wollte ihm doch nur sagen, daß...«
»Das wird er schon von mir erfahren, wenn es soweit ist.«
»Na, das kann er doch ein paar Stunden später in allen Zeitungen lesen. Was soll denn da noch geheim dran sein? Ich...«
Lester gab Kleinsmith einen Wink. Der wuchtete seinen schweren Körper aus dem Stuhl und sagte: »Also gut, meine Herrschaften, das ist alles.«
»Lassen Sie die Leute nach Hause gehen«, sagte der Chef.
»Sie können jetzt gehen«, echote Kleinsmith.
»Es ist ja wohl auch höchste Zeit«, gab Mrs. Clutmer kratzbürstig zurück. »Ich muß schon sagen, so etwas ist mir in meinem Leben noch nicht passiert. Da wird man um Mitternacht aus dem Bett geholt, und dann...«
»Raus jetzt!« schrie Lester das Ehegespann an.
Kleinsmith schob beide durch die Tür und schloß sie hinter ihnen.
Lester war wieder ruhig. »Sieht nicht gerade gut aus für Sie, Lam.«
»Ist wohl jemand umgebracht worden? Wer ist es?«
Lester starrte nachdenklich auf seine Notizen, die er in ein kleines
Lederbüchlein eingetragen hatte. Dann nahm er seinen Füllhalter und kritzelte weitere Bemerkungen hinein.
Nachdem er seinen Füllhalter wieder zugeschraubt hatte, sah er mich an. »Gestern abend zwischen ein Viertel vor neun und neun Uhr fünfundzwanzig Minuten wurde Harry Beegan durch einen Schuß getötet.«
»Hat Pech gehabt, der arme Kerl.«
Die beiden Beamten sahen mich konsterniert an. Ich sagte nichts weiter und gab ihnen auch keine Gelegenheit, meinem Gesichtsausdruck irgend etwas zu entnehmen, was sie gegen mich hätten auslegen können.
»Das Mädchen, mit dem er zusammen lebte, scheint sich aus dem Staube gemacht zu haben«, fügte Lester noch hinzu.
»Hat er denn mit ihr zusammen gelebt?« fragte ich.
»Er ist häufig bei ihr in der Wohnung gewesen.«
»Das ist doch ein wesentlicher Unterschied«, bemerkte ich.
»Kurz bevor Beegan erschossen wurde, sagen wir etwa zwei Stunden vor seinem Tode, besuchten Sie dieses Mädchen. Beegan kam unerwartet dazu. Sie stritten miteinander. Dann gingen Sie. Beegan beschuldigte Miss Framley, sie habe sich in Sie verknallt. Er war eifersüchtig und warf ihr vor, sie wolle nur aus dem Hause gehen, um Sie zu treffen. Sie beteuerte, daß sie gar nicht daran dächte. Nachdem sie das Haus verlassen hatte, traf sie sich doch mit Ihnen. Beegan war ihr nämlich gefolgt. Es kam wegen des Mädchens zu einer Schlägerei. Angesichts dieser
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