Treffpunkt Las Vegas
ergriff mich beim Arm und stellte mich ruckartig auf die Beine. Mein Muskelkater vom Vortage machte sich dabei sehr bemerkbar.
»Nein, Louie. Heute kann ich das nicht schon wieder. Ich muß erst ein paar Tage Ruhepause einlegen.«
»Ist nicht drin. Nur keine Schwäche Vortäuschen.« Unerbittlich schob Louie mich vor sich her.
Ich versuchte es nochmals, ihn von seinem Vorhaben abzubringen, indem ich ihn bat: »Lassen wir's doch heute, Louie. Schließlich trainiere ich ja nicht für einen bestimmten Kampf. Wir können doch morgen...«
Louie jedoch ließ sich auf nichts ein. Er öffnete das Fenster, warf meine Laufschuhe nebst Sporthose und den leichten Sweater hinaus, und noch ehe ich seine Absicht erkennen konnte, packte er mich, als wäre ich ein Federball, und warf mich hinterher. Danach schloß er das Fenster von innen.
Da der Erdboden eiskalt war, hob ich meine Siebensachen auf und verzog mich damit hinter die windgeschützte Seite des Hauses. Dort kleidete ich mich, vor Kälte zitternd, um und trottete dann schweigend hinter Louie her, der inzwischen gekommen war. Jeder einzelne Schritt machte sich schmerzhaft bemerkbar.
Louie beobachtete mich beim Laufen über seine Schulter hinweg und studierte die Art, wie ich meine Beine bewegte. Er schien genau zu wissen, wann der tote Punkt bei mir überwunden war, und wußte dann später auch genau, wann meine Atemnot einsetzte.
Den Rückweg legten wir gehend zurück, wobei Louie mich verschiedene Atemübungen machen ließ. Er beobachtete mich ununterbrochen und nickte zustimmend. Als wir wieder daheim waren, zog er mir die Boxhandschuhe an. »Heute werde ich dir beibringen, wie man einen wirklich harten Punch schlägt. Jetzt laß mal einen rechten Schlag auf meinen Handschuh los. Leg dein ganzes Gewicht in den Schwinger. Nein... nein, nicht so. Nicht zurückweichen.«
Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, als Louie mich unter die Brause schickte und anschließend meine Muskeln knetete. Als ich wieder angekleidet war, duftete die ganze Baracke nach Kaffee, den Helen inzwischen zubereitet hatte.
Nach dem Frühstück kümmerte ich mich wieder um meine beruflichen Dinge. Auf der Suche nach einer Spur, die zu Mrs. Jannix führen könnte, bekam ich am Vormittag endlich einen wichtigen Hinweis. Die Filiale eines großen Lebensmittelgeschäftes hatte einige Waren an eine Mrs. Sidney Jannix in der California Street per Boten geliefert.
Ich fuhr sofort dort hin, parkte meinen Wagen vor dem Haus und schellte an der Tür.
Die Frau, die mir öffnete, war Corla Burke.
»Darf ich näher treten?« fragte ich.
»Wer sind Sie?«
»Ein Freund von Helen Framley.«
Sie sah mich nachdenklich an; einen Moment schien sie von Furcht befallen zu sein. »Wie haben Sie nur zu mir gefunden?«
»Das ist eine ziemlich lange und komplizierte Geschichte. Soll ich alles hier vor der Tür erzählen oder in der Wohnung?«
»Kommen Sie herein«, forderte sie mich auf.
Ich ließ mich mit Absicht in der Nähe des Fensters nieder, um Corla Burke mir gegenüber zu haben, damit ich ihr Gesicht besser beobachten konnte.
Sie erleichterte mir meine Aufgabe, indem sie selbst begann: »Ich konnte von Miss Framleys Angebot keinen Gebrauch machen. Das habe ich ihr ja geschrieben.«
Ich tat so, als sei ich ein wenig besorgt und ungehalten.
»Aber warum eigentlich nicht?«
»Es wäre nicht fair gewesen.«
»Meines Erachtens wäre es weitaus anständiger gewesen als das, was Sie dann wirklich getan haben«, antwortete ich mehr oder weniger aufs Geratewohl, um sie zu einer aufschlußreicheren Antwort zu verleiten.
Der Erfolg blieb nicht aus. Corla war dadurch in die Verteidigung gedrängt und antwortete: »Ich habe natürlich nicht gewußt, was... Nun, ich meine, ich konnte damals ja nicht in die Zukunft sehen.« Dabei lachte sie nervös.
»Miss Framley war natürlich der Ansicht, daß sie Ihnen einen großen Gefallen erweisen würde und daß Sie... ja, daß Sie das nicht recht gewürdigt haben.«
»Das tut mir aufrichtig leid. Wie sind Sie eigentlich hierhergekommen?«
»Es lag doch auf der Hand, hier nach Ihnen zu suchen.«
»Warum haben Sie mich überhaupt gesucht?«
»Ich dachte mir, man könnte vielleicht etwas unternehmen, um die Sache wieder ins reine zu bringen.«
»Nein. Jetzt nicht mehr.« Corlas Gesicht war abweisend und unglücklich zugleich.
»Ich glaube doch, daß sich die Angelegenheit noch einrenken ließe.«
»Sie sind allzu optimistisch. Bitte danken Sie Miss Framley in
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