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Treffpunkt Las Vegas

Treffpunkt Las Vegas

Titel: Treffpunkt Las Vegas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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meinem Namen und sagen Sie ihr, sie möchte mich nicht für undankbar halten. Ich glaube, mehr kann ich dazu wirklich nicht sagen.«
    Während sie sprach, sah ich mich unauffällig im Zimmer um. In einer Ecke stand ein offener Koffer, auf dem Tisch und über den Stuhllehnen lagen hingeworfene Kleider. Auf den kleinen Ecktisch am Fenster hatte sie einen Hut, Handschuhe und eine Handtasche bereit. Daneben lag ein frankierter Briefumschlag.
    »Gestatten Sie, daß ich rauche?«
    »Aber bitte sehr, ich werde selbst...«
    Ich bot ihr eine Zigarette und Feuer an. Dabei richtete ich es so ein, daß ich am Rande des Ecktisches stand, als ich nach dem Aschenbecher griff. Blitzschnell langte ich nach dem dort liegenden Brief.
    Sie durchschaute mein Manöver und stürzte zum Tisch hin, doch gelang es mir, den Brief vor ihr in die Hand zu bekommen. Sie erwischte nur eine Ecke davon und hielt sie krampfhaft fest. »Wenn er nicht von Las Vegas abgeschickt wurde, interessiert er mich nicht«, beruhigte ich sie. »Wenn ja, dann werde ich ihn lesen, und Sie werden mich nicht daran hindern können.«
    Corla verdoppelte ihre Anstrengungen, mir den Brief zu entreißen, und griff nach meinem Arm. Ich schob sie aber beiseite und hatte für einen Augenblick Bewegungsfreiheit, um den Brief aus dem offenen Umschlag zu nehmen.
    Der Inhalt war eilig hingekritzelt worden und lautete:
     
    »Donald Lam, ein Privatdetektiv, befaßt sich mit dem Fall. Er hat bereits Kontakt mit Helen Framley aufgenommen. Helens Freund, ein Mann namens Beegan, wurde gestern abend ermordet. Sie sind in Reno nicht mehr sicher. Suchen Sie sich anderswo einen Unterschlupf.«
     
    Der Brief war mit den Initialen A. W. gezeichnet.
    Damit war für mich der Zeitpunkt gekommen, die Karten offen auf den Tisch zu legen. Ich redete Corla daher freundlich zu und sagte: »Wir wollen doch offen zueinander sein und keine Zeit vergeuden. Mein Name ist Lam. Arthur Whitewell hat mich beauftragt, Sie zu finden... und hat natürlich auch seinen Sohn Philip entsprechend unterrichtet. Und jetzt sollten Sie mir am besten Ihre ganze Geschichte erzählen...«
    Corla starrte mich mit blassem Gesicht an; sie schien nicht mehr in der Lage, sich gegen mich aufzulehnen. Sie glich einem gefangenen Vogel, der keinen Fluchtweg vor sich sieht.
    »Vielleicht kann ich Ihnen die Einleitung etwas erleichtern«, begann ich. »Ich habe eine Theorie, wie es gewesen sein könnte, und werde sie Ihnen in großen Zügen entwickeln: Arthur Whitewell war gegen die Heiratspläne seines Sohnes. Er war der Ansicht, Philip könnte eine bessere Partie machen. Aber Philip war in Sie über alle Maßen verliebt, und da Whitewell so etwas wie ein Psychologe ist, zumindest bildet er es sich ein, wußte er, daß er diese Ehe nicht so ohne weiteres würde verhindern können. Wenn Philip auch in mancher Hinsicht unerfahren und sensibel ist, so ist er doch schon Mann genug, um seinen Willen durchzusetzen, besonders in eigener Sache. Sein Vater hat ihn niemals richtig verstanden, war sich aber darüber im klaren, daß zwischen ihm und seinem Sohn eine Kluft bestand, die er bisher nicht zu überbrücken vermochte. Er ging also davon aus, daß jeder Versuch von ihm, sich zwischen Philip und Sie zu stellen, das Verhältnis zu seinem Sohn völlig trüben würde. Und dann geschah wohl etwas, wodurch er unverhofft alle Trümpfe zugespielt bekam und ihm so die Gelegenheit geboten wurde, nach der er lange gesucht hatte. Er erfuhr etwas über Sie, was ihm die Heirat endgültig unratsam erscheinen ließ. Sofort manipulierte er die Sache dann so, daß Sie von der Bildfläche verschwanden und es Philip überließen, sich damit abzufinden.
    Aber Whitewell hatte die Rechnung ohne seinen Sohn gemacht, der unter Ihrem plötzlichen Verschwinden viel mehr litt, als sein Vater erwartet hatte. Philip wurde beinahe so etwas wie lebensmüde.«
    Corla schluchzte leise vor sich hin und war zunächst nicht fähig, zu antworten. Um ihr Zeit zu lassen, sich wieder zu fassen, ging ich zum Fenster und blickte in den Hof hinunter, der ein unerfreuliches Bild darbot. Gerümpel und Abfälle lagen unordentlich herum; zwischen zwei Pfählen war eine Leine gespannt, auf der alle möglichen Wäschestücke hingen. Das Sonnenlicht fiel auf Wasserlachen, und auf einem Sandhaufen lagen Spielsachen, die ein Kind dort vergessen hatte. Längere Zeit stand ich so mit dem Rücken zum Zimmer, bis Corlas Tränenstrom endlich nachließ.
    »Glauben Sie, daß Mr. Whitewell

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