Treffpunkt Las Vegas
mir, daß sie von meiner bevorstehenden Heirat erfahren habe. Sie sei mit Sidney befreundet, und er habe oft von mir gesprochen. Daher frage sie sich, ob ich überhaupt wisse, daß ich niemals von Sidney geschieden worden sei. Sidney habe sich aber in den letzten Jahren sehr zu seinem Vorteil verändert und sei bestrebt, etwas Ordentliches aus sich zu machen. Sie glaube nicht, daß er genug Geld habe, um die Scheidung sofort durchführen zu können. Wenn ich aber mit meiner Heirat nicht warten wollte, dann würde sie mit ihm reden und ihn veranlassen, die Scheidung einzureichen, sobald ich Philip geheiratet hätte. Er habe jetzt etwas Pech gehabt, werde aber in ein paar Wochen finanziell besser dastehen. Ich könnte dann meinem Mann gegenüber ja behaupten, bei der Altersangabe oder einer sonstigen Formalität sei ein Irrtum unterlaufen, so daß wir die offizielle Trauung noch einmal auf uns nehmen müßten. Sollte mir das unangenehm sein, so könnte ich wohl auch so mit ihm weiterleben.«
»Allerdings ein recht merkwürdiger Brief. Wieviel Geld verlangte er denn?«
»Das hat sie nicht genau angegeben. Sie deutete nur an, daß er sich verpflichten würde, nie wieder von sich hören zu lassen, wenn er einen genügend hohen Betrag bekäme, mit dem er sich eine bescheidene Existenz aufbauen könne.«
»Welchen Eindruck machte der Brief auf Sie? Glauben Sie, daß er auf Sidneys Drängen hin geschrieben wurde?«
»Nein. Sie schrieb mir, daß Sidney nichts von diesem Brief wisse. Er hätte aber die Absicht, an Philip zu schreiben, falls die Heirat wirklich durchgeführt werden sollte, da er Philip nicht unwissend der Situation aussetzen wolle, eine Frau zu heiraten, die sich dadurch wegen Bigamie strafbar mache.«
»Wie besorgt er doch um Philip war«, warf ich ironisch ein.
»Nun ja, ich weiß nicht. Das sah Sidney durchaus ähnlich. Diese Miss Framley schien wirklich ernsthaft bemüht zu sein, die Angelegenheit aus seiner Perspektive zu sehen.«
»Woher wußte sie eigentlich, daß Sie Sidneys Frau waren? Und wie hat sie herausbekommen, daß Sie den Namen Corla Burke angenommen hatten?«
Corla schien leicht verwirrt. Darüber hatte sie sich wohl bisher keine Gedanken gemacht. Deshalb sagte sie etwas ratlos: »Das hat sie nicht erwähnt, sie schrieb einfach diesen Brief.«
»Ich verstehe. Alles in allem kommt die Sache doch auf folgendes hinaus: Entweder Sie gaben Sidney Jannix genügend Geld, um ihm den Aufbau eines eigenen Geschäftes zu ermöglichen, oder er hätte andernfalls Ihre Heirat verhindert. Hätten Sie ihm Zusagen können, ihn laufend mit Geld auszuhalten, das Sie von Ihrem zukünftigen Manne bekommen würden, dann hätte er sich zur Ruhe setzen können, und Sie wären die Gans gewesen, die ihm goldene Eier gelegt hätte.«
»Ja, wenn Sie es von der Seite aus sehen«, sagte sie.
»Das ist überhaupt die einzig mögliche Erklärung.«
»Dann glauben Sie also, daß diese Helen Framley...«
»Ich glaube, Miss Framley hat den Brief überhaupt nicht geschrieben.«
»Aber sie hat doch um Antwort gebeten.«
»Haben Sie geantwortet?«
»Ja, natürlich.«
»War es der Brief, den Arthur Whitewell diktiert hat?«
»Er hat ihn nicht diktiert.«
»Aber er kannte seinen Inhalt?«
»Ja.«
»Darüber möchte ich gern Näheres wissen.«
»Offen gesagt... das mußte ja so kommen. Und ich hatte es auch nicht anders verdient. Sie werden mich sicher nicht begreifen; ich begreife mich ja heute selbst nicht mehr. Ich hatte die drei Monate mit Jannix einfach aus meinem Leben gestrichen, sie gewissermaßen als böse Lebenserfahrung abgeschrieben und...«
»Sie wollen damit sagen, daß Sie Philip alles verschwiegen haben?«
Sie nickte.
»Und Philip wußte überhaupt nichts von Sidney Jannix oder davon, daß Sie schon einmal verheiratet gewesen waren?«
»Nein, er wußte von nichts«, sagte sie mit gesenktem Kopf.
»Dann muß dieser Brief von Helen Framley bei Ihnen doch wie eine Bombe eingeschlagen haben?«
»Ja. Es war schrecklich.«
»Und wie reagierten Sie?«
»Ich nahm den Brief und ging damit zu Philip.«
»Wohin?«
»In sein Büro. Wir hatten uns für diesen Abend verabredet.«
»Sie trafen ihn aber nicht an?«
»Nein. Er hatte plötzlich zu einer geschäftlichen Besprechung fahren müssen und mir einen Zettel hinterlassen, daß er es bedauere, mich an diesem Abend nicht sehen zu können. Er würde mich später anrufen, um etwas Neues mit mir zu verabreden.«
»War Arthur Whitewell im Büro, als
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