Treffpunkt Scheuermühle
daß die vier Junior-Detektive ihre Köpfe durchsetzen würden. Also spielte er mit.
Die Knickerbocker-Bande hatte zum Glück einige Erfahrung in Täuschungsmanövern. Axel, Lilo, Poppi und Dominik liefen kreuz und quer über den Parkplatz und verkündeten lauthals, daß sie sich nun wieder in die alte Klapperkiste von Stanislaus setzen würden.
Bei seinem Wagen schlugen auch wirklich die Türen, doch tatsächlich lagen die vier Freunde auf der Rückbank des Straßenkreuzers von Frau Kelly.
Beide Wagen bogen in die Straße ein und fuhren in entgegengesetzte Richtungen davon.
Als Stanislaus eine halbe Stunde später zum vereinbarten Treffpunkt kam, war niemand da. Er wartete noch weitere 30 Minuten und als niemand auftauchte, verständigte er dann sofort die Polizei. Wieso hatte er diesem Unternehmen zugestimmt? Hatte die Frau die Knickerbocker in eine Falle gelockt?
Was war geschehen?
Die dunkle Wahrheit
Kaum hatte sich das riesige Auto von Frau Kelly unter leisem Brummen in Bewegung gesetzt, begann die aufgebrachte Dame auch schon zu erzählen.
„Wißt ihr, was es bedeutet, erpreßt zu werden?“ stieß sie hervor. „Wißt ihr, wie es ist, wenn man Monat für Monat in Angst lebt, daß die dunkle Wahrheit ans Tageslicht kommt?“
Die Knickerbocker auf der Rückbank konnten nur leise „nein!“ sagen. Sie hatten zwar eine Vorstellung von diesem Gefühl, doch zum Glück mußten sie es noch nie selbst erleben.
„Ich liebe meinen Mann, und ich verehre ihn“, begann Frau Kelly, „doch er ist ein sehr schwieriger Mensch. Es muß alles nach seinem Sinn gehen. Wenn Dinge nicht so geschehen, wie er sich das vorstellt, wird er jähzornig und wütend.
Bis vor zwei Jahren habe ich ein großes Problem gehabt: Ich habe gespielt. Im Casino. Und dabei große Summen verloren. Charles war zu dieser Zeit im Ausland und hat lange Zeit nichts davon gemerkt. Als er es dann aber herausgefunden hat, bekam er einen seiner entsetzlichen Anfälle. Er hat gedroht, sich von mir zu trennen, wenn ich nicht zu spielen aufhöre.“
„Aber das konnten sie nicht so schnell, weil es eine Sucht ist“, warf Lilo ein.
„Richtig“, seufzte Frau Kelly. „Ich habe weitergemacht und wieder verloren. Mir war klar, daß ich Geld auftreiben mußte, um unser Bankkonto auszugleichen. Doch woher? Genau in diesem Moment kam dann eine Anfrage wegen eines 3-D-Projektors. Ich weiß bis heute nicht, von wem, aber ich war sofort bereit, die drei Geräte zu verkaufen. Damit mein Mann nichts bemerkt, habe ich einen Einbruch in der Werkstatt vorgetäuscht.“
„Aber das ist Betrug!“ stellte Dominik fest.
Frau Kelly putzte sich die Nase und nickte. „So klug bin ich auch. Und so klug war auch der unbekannte Käufer, den ich nie zu Gesicht bekommen habe. Der Typ hat auf jeden Fall aus der Zeitung von dem angeblichen Diebstahl erfahren. Danach muß es ihm auch gelungen sein, einiges über meine Spielleidenschaft herauszukriegen. Auf jeden Fall hat er mich seit damals erpreßt. Ich mußte die Anlage in der Mühle einbauen, die ihr ja kennt.“
Axel verstand etwas nicht. „Woher können Sie das?“ wollte er wissen.
„Ich war jahrelang die Assistentin meines Mannes“, erklärte ihm Frau Kelly. „Und seit zwei Jahren werde ich gezwungen, die Geräte zu warten und immer neue Fotos von Männern und Frauen ,einzugeben’! Die 3-D-Projektoren können diese Bilder nämlich zum Leben erwecken und die Gesichter sprechen und traurig oder fröhlich ausschauen lassen.“
„Und was ist mit den Monstern und Sauriern?“ fragte Poppi zaghaft.
„Alles nur Täuschung. Auch diese Figuren wurden dem Computer des Projektors ,gefüttert’. Schon geht der Spuk los.“
„Sie haben sicher immer nur den Geheimgang im alten Turm nehmen dürfen, wenn sie in die Mühle mußten. Stimmt’s?“ kombinierte Lilo.
Die Dame gab ihr recht. „Vor etwas mehr als einer Woche hat mich allerdings ein junger Mann überrascht, als ich gerade einen Projektor zurückgebracht habe, den ich reparieren mußte.“
„Und deshalb haben Sie den Saurier erscheinen lassen!“ rief Axel.
„Woher weißt du das?“ wunderte sich Frau Kelly.
„Der junge Mann war mein feiger Cousin Julian. Er hat uns eigentlich auf die Spur zur Schauermühle gebracht. Aber wieso hat das Gerät im Turm funktioniert?“ fragte der Junge neugierig.
„Akkus sind die Lösung“, erklärte ihm die Frau und kam dann auf das Wichtigste zu sprechen. „Mein Mann darf von alledem nie etwas erfahren.
Weitere Kostenlose Bücher