Treffpunkt Scheuermühle
auf dem Mühlrad angelangt. Er setzte sich mit dem Rücken zur Wiese hin und suchte mit den Händen einen guten Halt. Dann stemmte er beide Beine gegen die Mühlenwand und probierte mit aller Kraft, die Geheimtür aufzuklappen.
„Sie hat sich bewegt. Ein winziges Stück“, jubelte Poppi, die mit Dominik am Ufer stand und um Axel zitterte.
Wieder stieß der Junge einen stöhnenden Schrei aus und versuchte die Beine durchzustrecken. Da geschah es. Mit einem Ruck begann sich das Mühlrad zu drehen. Bevor Axel noch etwas unternehmen konnte, verlor er schon das Gleichgewicht und stürzte in den tosenden Bach.
Die Schreckenskammer
„Axel!“ brüllten Dominik und Poppi entsetzt, als ihr Knickerbocker-Kumpel in den weißen, schäumenden Wassermassen untertauchte.
„Wo... wo ist er?“ Poppi starrte zitternd auf die Stelle, an der ihr Freund im Bach verschwunden war. Wo blieb er nur? Wieso tauchte er nicht mehr auf? War er ertrunken?
„Nein, so schnell geht das nicht“, beruhigte sie Dominik und überlegte fieberhaft, ob er nachspringen sollte. Aber was hätte das genützt? Wahrscheinlich hätte Axel dann ihn retten müssen.
„Dort unten!“ schrie Dominik. „Das Wasser hat Axel mitgerissen. Schau, dort schwimmt er!“ Poppi atmete erleichtert auf und rannte zu der Stelle stromabwärts.
Axels Augen waren weit aufgerissen. Er schnaufte und keuchte und schnappte gierig nach Luft. Der Bach riß ihn immer weiter fort.
„Ans Ufer! Du mußt ans Ufer!“ brüllte ihm Poppi zu.
„Was glaubst du, will ich gerade machen?“ schrie Axel und kämpfte weiter gegen das rasende Wasser. Dabei wurde er aber nur noch weiter weggespült, und immer wieder verschwand sein Kopf zwischen den Wellen.
Eine kahle Trauerweide war schließlich seine Rettung. Die langen, dünnen Äste hingen wie Angeln über dem Bach. Axel streckte die Arme aus und griff danach. Zum Glück hatte er in letzter Zeit jeden Morgen 100 Klimmzüge am Türstock geübt. Mit letzter Kraft konnte er sich nun an den Zweigen in die Höhe ziehen und wie Tarzan zum Ufer schwingen.
Erschöpft ließ er sich auf den Boden fallen. Er zitterte am ganzen Körper und wurde von heftigen Hustenanfällen geschüttelt. Das Wasser rann aus seinen Haaren und seinen Kleidern, und er sah äußerst jämmerlich aus.
„Du mußt sofort zum Pferdehof zurück und dich umziehen. Sonst... sonst holst du dir den Tod!“ meinte Dominik väterlich.
Doch Axel dachte nicht daran. „Es war kein Zufall, daß sich das Mühlrad in Bewegung gesetzt hat. Jemand ist in der Mühle und wollte uns abschütteln. Aber da kennt er mich noch nicht!“ knurrte der Junge. „Wir müssen Lilo befreien. Das war der endgültige Beweis, daß sie drinnen ist!“
Axel schüttelte sich das Wasser aus den Ohren, sprang auf und lief mit kleinen Schritten in Richtung Schauermühle zurück. Er versuchte so viel Bewegung wie möglich zu machen, um sich auf diese Weise ein wenig zu erwärmen.
„Ich packe es nicht!“ stieß er überrascht hervor, als das Mühlrad in Sicht kam. „Was soll das?“ Die Geheimtür stand weit offen.
„Vielleicht wird eine neue Gruppe von Kapuzenmenschen erwartet“, vermutete Dominik.
„Oder wir!“ Diesen Gedanken sprach Axel aber nicht laut aus. Poppi hätte das zu sehr erschreckt.
Geduckt schlichen die drei in einiger Entfernung auf die Höhe des geheimen Einganges. Sie wollten zuerst versuchen, einen Blick hineinzuwerfen. War Lieselotte wirklich noch drinnen?
„Hilfe! Hilfe! Axel! Poppi! Dominik!“ hörten sie da die Stimme ihrer Freundin. „Ich hänge fest. Ich kann nicht los. Bitte helft mir!“
Axel gab den beiden anderen einen Wink, und sie liefen auf den Steg zu, der nun wieder ausgefahren war. Der Junge holte tief Luft, nahm allen Mut zusammen und balancierte über das Brett in den schwarzen Gang der Mühle. Poppi und Dominik folgten ihm zögernd.
Schon nach wenigen Schritten stand Axel bei seiner Freundin, die verzweifelt mit den Armen ruderte.
„Ich... ich kann keinen Schritt gehen. Etwas hält mich fest. Es war aber bis jetzt so dunkel, daß ich es nicht sehen konnte“, jammerte das Mädchen, das sonst sehr mutig war, verzweifelt. Axel bückte sich und hob den Rand der grauen Kutte. In diesem Moment stolperte Lieselotte nach vorn und fiel über ihn. Mit einem leisen Aufschrei landete sie auf dem Boden.
„Was ist mit dir?“ erkundigte sich Dominik.
„Ich verstehe das nicht!“ keuchte Lilo. „Was auch immer mich festgehalten hat, plötzlich
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