Treffpunkt Unendlichkeit
lösen. Vermutlich sind die Tore im Morgengrauen offen.«
»Was wird Lyken gegen uns unternehmen?« fragte Yorell. »Hat er Waffen gekauft? Und wirbt er Rekruten an?«
»Ja.« Clostrides warf einen Blick auf die Papiere vor sich. »Ich habe seine bisherigen Waffenlieferanten davon verständigt, daß seine Kreditwürdigkeit heute nacht erlischt, aber ich bin überzeugt davon, daß er über eine Menge Bargeld verfügt und dafür Waffen kaufen wird. Sonderbarerweise schien er nicht mit unserer Entscheidung gerechnet zu haben. Das finde ich beruhigend. Und was das Anheuern von Rekruten betrifft – seine Agenten sind schon an der Arbeit. Wahrscheinlich hat er sie gleich von seinem Kreuzer aus verständigt. Bis jetzt kann er allerdings keine allzugroße Armee zusammengestellt haben, und abends, wenn die meisten Slum-Jungen unterwegs sind, werde ich seine Leute behindern.«
»Wie?« warf Yorell ein.
»In der Umgebung seines Stützpunktes wird es zu Unruhen kommen, die den Verkehr weitgehend zum Stillstand bringen.«
Jorge Klein, der neben Hal Lanchery saß, zuckte zusammen. »Wann?« fragte er scharf.
»Ab halb sieben oder sieben.«
Klein wandte sich seinem Adjutanten zu und erteilte ihm einen Befehl; der Mann nickte und verließ den Raum.
»Verzeihung«, sagte Klein mit harter Stimme. »Ich habe heute abend eine wertvolle Ladung in dieser Gegend und möchte nicht, daß sie Plünderern in die Hände fällt Ich werde meinen Zeitplan ändern müssen.«
»Was für eine Ladung?« fragte Clostrides, nicht weil es ihn interessierte, sondern weil er die Neugier in den Blicken der anderen las.
»Gewehre«, sagte Klein kurz angebunden.
Hal Lanchery wirkte ungeduldig, und Clostrides sah ihn betont ruhig an, bevor er weitermachte.
»Mir wurde gestern ein interessanter Vorschlag unterbreitet«, sagte er. »Hal – willst du selbst sprechen?«
»Und ob!« entgegnete Lanchery und stand auf. »Wie die Dinge liegen, können wir annehmen, daß Lyken jede Sekunde, die ihm noch bleibt, dazu ausnützen wird, Verstärkungen in sein Konzessionsterritorium zu schaffen. Wir können auch damit rechnen, daß er sie bis zu unserem Eindringen in sein Gebiet gut verteilt und einweist. Es ist gar nicht leicht, Angriffstruppen durch ein Tacket-Portal zu schleusen, da das erstens lange dauert und da zweitens die Portale ungeschützt sind, solange sie benutzt werden. Wir müssen Lykens Verteidiger irgendwie ablenken, wenn wir unsere Truppen in sein Gebiet bringen, und gleichzeitig ihre Zahlen dezimieren.
Wie ihr nun alle wißt, wohnt auf einer meiner Welten ein merkwürdiger Stamm – die G’kek.« Lanchery sah die Männer der Reihe nach an. Auf einigen Gesichtern dämmerte Verständnis. Lanchery lehnte sich zurück und erklärte seinen Vorschlag genauer.
Die G’kek sind halbe Nomaden, ziemlich blutrünstig und erstaunliche Tierdompteure. In ihrem Gebiet leben viele gefährliche Tiere, aber sie haben bisher noch alle gezähmt. Ich schlage vor, daß wir den Kampf mit einer großen Gruppe G’kek beginnen. Sie sollen ihre Tiere einsetzen und auf die Verteidiger hetzen. Das kostet nichts außer der Portalenergie und wird Lykens Leute genügend beschäftigen, während wir eindringen.«
Er sah sich um. Einige der Direktoren nickten; andere blickten zweifelnd drein. Yorell brachte den ersten Einwand.
»Der Transport von Menschen ist gefährlich, wenn er von einem Konzessionsgebiet zum anderen erfolgt«, sagte er ruhig. »Und über Tierkrankheiten wissen wir noch viel weniger als über menschliche Krankheiten. Ich bin der Meinung, daß die Tierwelt von einer ähnlichen Pest wie dem Weißen Tod befallen werden könnte.«
Lanchery schüttelte den Kopf. »Ich finde, über die G'kek selbst sollten wir uns nicht den Kopf zerbrechen. Ich würde sie nicht in Gefahr bringen, wenn sie einer hohen Zivilisation angehörten. Aber sie sind nichts als abergläubische Barbaren, die gar nicht verstehen, worum es geht, und die sicher froh sind, wenn wir sie anschließend wieder in ihre Heimat zurückschicken. Sie besitzen nur diese sonderbare Macht über Tiere – und dazu gehört auch, daß sie kranke von gesunden Tieren unterscheiden können. Ich werde ihnen befehlen, keine kranken Tiere mitzubringen.«
Jorge Klein nickte. »Der Gedanke hat einiges für sich«, meinte er vorsichtig. »Irgendwie müssen wir Lykens Verteidiger dezimieren.«
»Aber …?« meinte Clostrides und wartete auf einen Einwand. Er selbst hatte die meisten Nachteile von Lancherys
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