Treffpunkt Unendlichkeit
scharf.
»Aid und Porter. War noch vor deiner Zeit.«
Immerhin, einmal war es geschehen. Man mußte der Sache weiter nachgehen. »Kennst du jemanden, der von Lyken entlassen wurde?«
Der Schreibblock füllte sich. »Eine ganze Menge. Lyken war nicht leicht zufrieden.«
Lorrel wischte die Schriftzeichen aus und wartete auf Curdys nächste Frage.
»Alle mit Gedächtnissperren?«
»Alle«, schrieb Lorrel und fügte hinzu: »Weshalb?«
»Ich suche jemand, der wichtige Dinge über Lyken wissen könnte. Das heißt, Jockey sucht ihn.«
*
Später fragte der erstaunte Gaffles: »Was wollte er denn? Hast du ihm einen Draht gegeben? Wohin hast du ihn geschickt?«
*
Curdy bohrte weiter. »Sieh mal, Lorrel – du warst auch einmal auf dem Weg nach oben. Du weißt, was es bedeuten könnte, einen Nummer-Eins-Job zu schaffen.«
Und du wirst es nicht bereuen müssen, wenn ich aufsteige, dachte er.
*
Später schrieb Lorrel – wie für Curdy – einen einzigen Namen auf den Block: Erlking. Curdy mußte fragen, wer das war; Gaffles setzte sich sofort in Bewegung.
Als Curdy von der Holy-Gasse aufbrach, hatten sich die Dinge im Viertel noch nicht so richtig entwickelt. Lykens Werber waren unterwegs, wie Jockey gesagt hatte – Gruppen von sechs oder acht Mann in Lautsprecherwagen, gefolgt von Lastern. Sie boten Nummer Zwei pro Tag und ein Beschäftigungsverhältnis von mindestens zehn Tagen. Die Slum-Jungen, die pro Tag höchstens ein Viertel dieser Summe bekamen, drängten sich zur Unterschrift; wenn jemand zögerte, hatte er das Nachsehen, weil die Lastwagen im Nu voll waren. Aber sonst hatte der Tag nichts Außergewöhnliches an sich.
Als jedoch Gaffles die Kraken-Bar verließ, bereitete sich die Stadt auf das Nachtleben vor. Vor der Vergnügungshalle verkündeten Trommler das neue Stück, aber die Werber schrien sie nieder. Allerdings ging nicht alles nach ihrem Wunsch, denn die Kultisten hatten sich an ihre Fersen geheftet. Wo immer ein Wagen mit Werbern auftauchte, hielt kurz danach eine Kultistengruppe mit noch stärkeren Lautsprechern. Sie schilderten den Weißen Tod und das furchtbare Los jener, die das Tacket-Prinzip anwandten.
Die Lage wurde gefährlich; Gaffles wußte das, bevor er eine halbe Meile zurückgelegt hatte. Er hatte noch nie Kultisten in solchen Scharen gesehen. Jemand mußte ihnen einen Tip gegeben haben. Und das ließ darauf schließen, daß sie früher oder später mit den Werbern in Streit geraten würden.
Als Gaffles an einem von Jockeys Läufern vorbeikam, gab er ihm einen Zwanziger und forderte ihn auf, Jockey zu warnen. Das genügte vielleicht nicht, aber im Augenblick konnte er nicht mehr tun.
Erlking, dachte er. Ja, natürlich! Obwohl niemand gesagt hatte, daß Erlkings Gedächtnissperren nicht mehr in Ordnung waren, erschien es doch logisch, zuerst nach Lykens Gedächtnisstütze zu suchen.
Curdy arbeitete mit vielen Handikaps; er wußte einiges über das Ausmaß von Jockeys Organisation, aber Gaffles wußte alles. Er fragte gleich die richtigen Leute. Als er die Kraken-Bar verließ, hatte Curdy einen Vorsprung von vier Stunden; als er Erlkings letzte Adresse wußte, war der Vorsprung auf vierzig Minuten zusammengeschrumpft.
Es handelte sich um einen schäbigen Wohnblock am Rande des Viertels; in einem kleinen Büro im Keller beantwortete eine Frau mit säuerlicher Miene seine Fragen. Ihr Akzent war noch stärker als der ihrer Mieter.
»Erlking ist vor zehn Tagen ausgezogen. Er hatte von irgendwoher Geld bekommen, zahlte seine rückständige Miete und zog aus.«
Gaffles knurrte. Er hatte so etwas erwartet. Leute wie Erlking wurden nie lange seßhaft. »Wohin?«
Die Frau zuckte mit den Schultern. »Ich habe ihn nicht gefragt. Weshalb auch? Post hatte er nicht, die ganzen vier Jahre nicht.«
»Hat heute schon jemand nach ihm gefragt?«
Die Antwort kostete ihn weitere Zwanzig; er zahlte gutmütig, und die Frau wurde etwas freundlicher. Sie nickte.
»Ein Slum-Junge – war vor vierzig Minuten da. Ich habe ihm das gleiche gesagt.«
Curdy war also bis hierher vorgedrungen. Nicht schlecht für einen Anfänger. Man mußte es Jockey lassen, er wußte, auf wen er setzte. Aber das war im Moment nicht wichtig. Er mußte erfahren, wohin Erlking gezogen war. Vielleicht hatte er sogar das Viertel verlassen. Und es konnte allerhand Arbeit kosten, wenn man ihn an einem Abend wie heute in der Stadt suchte.
Er wandte sich eben zum Gehen, als es klingelte und die
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