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Treffpunkt Unendlichkeit

Treffpunkt Unendlichkeit

Titel: Treffpunkt Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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beschäftigten. Wie zum Kuckuck wollten die Kultanhänger diesen Leuten eine ernste Botschaft verkünden? Nun, vielleicht waren sie froh, überhaupt Publikum zu bekommen …
    Er unterbrach Jockeys Mann mit einer Handbewegung. »Ich habe mit dem Boß gesprochen, Tad. Er spielt mit. Und jetzt muß ich hinter die Bühne. Die Beleuchter wollen auf Erlking einen grünen Scheinwerfer richten, Gold? Sobald du das Licht siehst, sorgst du für eine Ablenkung, Gold? Irgendwo im Hintergrund, wo du ein Dutzend Leute unauffällig postieren kannst, Gold? Die Typen von den Vorderreihen stürmen die Bühne, Gold?«
    »Alles Gold«, bestätigte Tad. Er war alt für einen Slum-Jungen, wahrscheinlich schon über Zwanzig, aber er trug immer noch die typische Kleidung seiner Gruppe.
    »Und geht beherrscht an die Sache«, warnte Gaffles. »Ich möchte, daß Erlking unbeschädigt hinter der Bühne abgeliefert wird, Gold? Ich werde euch zeigen, wo ihr ihn hinbringen sollt. Wir warten in Ruhe ab, bis sich der Streit im Saal gelegt hat. Das wäre es, Tad.«
    »Spaziergang«, meinte Tad zuversichtlich.
    »Sorge dafür«, erwiderte Gaffles und verließ den Saal durch den Seitenausgang.
    Er warf noch einen Blick auf die Zuhörer, bevor er hinausging, und eine kleine Falte stand zwischen seinen Brauen. Im Publikum waren zwei kleinere Gruppen, die nicht zu den übrigen Herumlungerern paßten. Ziemlich weit vorne saßen sechs Schläger nebeneinander, starr wie Puppen. Sie hatten ihre Blicke bereits auf die Bühne gerichtet, obwohl es noch nichts zu sehen gab.
    Und in der gleichen Reihe, aber am anderen Ende, saß eine Gruppe von acht oder neun Leuten. Sie wirkten zu vornehm, um sich mit den Problemen der Kultanhänger zu beschäftigen. Sie hatten sich bestimmt noch nie aus Prinzip etwas versagt – schon gar nicht importierte Güter. Auch sie beobachteten starr die Bühne.
    Gaffles zögerte. Sollte er Tad warnen? Aber Tads Leute waren ohnehin in der Überzahl. Die Schläger saßen vielleicht aus reiner Dummheit hier; die andere Gruppe war vermutlich hergekommen, um zu spotten oder einen kleinen Streit zu inszenieren. Er zuckte mit den Schultern und ging hinter die Bühne.

 
14
     
    Er kam an den Platz, den man ihm gezeigt hatte. Der Besitzer der Vergnügungshalle wartete bereits auf ihn: ein fetter Kerl mit blondem Haar, der nervös an einem wohlriechenden Stäbchen kaute – vermutlich ein Aufputschmittel.
    Gaffles nickte ihm zu und kletterte auf den Hochsitz, von dem aus er über die Vorhänge hinweg die Bühne sehen konnte. Die Sprecher waren bereits ins Rampenlicht getreten, aber das schien die Zuschauer nicht im geringsten zu beeindrucken: die Hälfte hatte der Bühne den Rücken zugewandt.
    »Wird es Sachbeschädigungen geben?« fragte der Besitzer. Er hielt den Kopf schräg und sah zu Gaffles hinauf.
    »Wir werden sie bezahlen«, sagte Gaffles, ohne ihn anzusehen.
    »Ist das ein Versprechen?« fragte der Mann hartnäckig.
    »Hören Sie, wenn Sie solche Angst vor Beschädigungen haben, weshalb lassen Sie diese Kultanhänger überhaupt in Ihren Saal? Bei Kultveranstaltungen gibt es meist Raufereien.«
    »Ja, aber …« Der Besitzer kaute fieberhaft an seinem Stäbchen. »Als ich den Saal vermietete, wußte ich noch nicht, daß die Straßenkämpfe so schlimm waren.«
    »Die Kämpfer sind mit allerlei Schrammen heimgezogen«, entgegnete Gaffles brüsk. »Die Mehrzahl der Zuschauer hier sind Ihre eigenen Kunden. Wenn sie nicht betrunken sind, haben sie sich mit Rauschgift vollgepumpt. Und nun hören Sie endlich auf, mich abzulenken. Wenn die Sache schiefgeht, weil ich mich mit Ihnen unterhalten habe , können Sie einiges erleben.«
    Seufzend wandte sich der Besitzer ab. Dann fiel ihm noch etwas ein. »Wenn Sie ihn haben, bringen Sie ihn dahin, wo wir es vereinbart hatten, Gold?«
    »Gold.«
    Gaffles studierte das Geschehen auf der Bühne genau. Ein kräftiger Mann mit einer ebenso kräftigen Stimme hatte es mit Hilfe der Lautsprecher endlich geschafft, die Zuhörer auf sich aufmerksam zu machen. Ein weißer Scheinwerfer erfaßte seine Gestalt.
    »… konnte keine klarere Katastrophenwarnung sein als der Weiße Tod, der mich zum Krüppel machte.« Er sah nicht wie ein Krüppel aus, und jemand in der Menge stellte das auch fest, aber es ging im allgemeinen Lärm unter.
    »Katastrophe!« donnerte der Mann und begann hin und her zu schaukeln, so daß die Mikrophone einen Teil seiner Worte nicht erfaßten. »… steht in den Sternen für jene, die

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