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Treffpunkt Unendlichkeit

Treffpunkt Unendlichkeit

Titel: Treffpunkt Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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daß die Verletzten hinter die Bühne gebracht und versteckt wurden. Ein paar Minuten vor Ankunft der Polizei wurde in allen Gängen der Vergnügungshalle nach geeigneten Plätzen für die Gefangenen gesucht. Gaffles wurde allmählich nervös, weil alles so lange dauerte, aber letzten Endes war es doch geschafft.
    Erleichtert wartete er auf Jockey.
    Wenn man Jockey ansah, bemerkte man nicht das geringste von den Aufregungen der Nacht. Seine Stimme war so ausgeglichen wie immer, selbst als er Erlkings Verletzungen gesehen hatte.
    »Hat er schon gesprochen?« fragte er Gaffles.
    Gaffles schüttelte den Kopf. »Er ist kaum bei Bewußtsein. Ich glaube, es geht ihm nicht sehr gut, Jockey.«
    Jockey kniete nieder, und seine schmalen Finger fühlten Erlkings Puls. Er war unregelmäßig, und der Atem des Verwundeten wurde immer schwächer. Mit der Sanftheit eines Arztes schob Jockey ein Augenlid zurück. Dann stand er auf und säuberte seine Hände.
    »Wir können ihn erst wegbringen, wenn die Polizei hier war«, sagte er. »Aber er muß bald zu einem Arzt. Die Verbrennungen scheinen dritten Grades zu sein.«
    Er warf Tad einen Blick zu. »Was ist mit den Typen, die du gefangengenommen hast?«
    »Die haben wir an verschiedenen Orten verstaut«, begann Tad, doch im gleichen Moment ging die Tür auf, und ein Slum-Junge mit weiß gefärbtem Haar rief außer Atem:
    »Polizei! Kommt hierher. Wäre besser, wenn ihr verschwindet.«
    Jockey schloß nachdenklich die Nische, in der Erlking lag. »Bringe mich irgendwohin, wo sie schon waren«, sagte er. »Ich möchte mich mit den Schlägern und den Kerlen vom Markt unterhalten.«
    Sie verließen lautlos den Raum und schlichen durch das Gewirr der Korridore und Travolatoren, immer darauf bedacht, der Polizei auszuweichen. In einem Lagerraum, der mit Kostümen und Kulissen angefüllt war, zeigte ihnen Tad zwei gefesselte und geknebelte Schläger, die in einer Packkiste lagen. Einer von ihnen stöhnte.
    »Das war der Mann mit der Pistole«, erklärte Tad. »Wir mußten ihm das Handgelenk brechen, sonst hätte er die Waffe nicht losgelassen.«
    Jockey nickte. »Nimm ihm den Knebel ab«, sagte er.
    Aber schon nach wenigen Sekunden war klar, daß der Mann eine Gedächtnissperre besaß, und das bedeutete, daß auch die anderen gründlich gegen Verhöre gesichert waren. Jockey zuckte mit den Schultern.
    Wieder schlichen sie durch die Vergnügungshalle. Sie konnten der Polizei ohne Schwierigkeiten ausweichen, da die Bühnenanlagen so weitläufig waren. Die Männer vom Markt steckten in Raubtierkäfigen, die man mit dunklen Tüchern umhüllt hatte. Auch hier hatte Jockey kein Glück. Die Gefangenen besaßen zwar keine Gedächtnissperren, aber sie sagten übereinstimmend aus, daß sie nur den Befehl erhalten hätten, Erlking zu fangen, ohne die Gründe zu kennen. Wieder zuckte Jockey mit den Schultern.
    »Dann bleibt uns nur noch Erlking«, sagte er. Gaffles nickte.
    »Soll ich nach einem Arzt suchen?« fragte er. »Ich weiß ein Dutzend, die mit Freuden für uns arbeiten würden.«
    Jockey unterbrach ihn mit einer Handbewegung. »Nicht irgendeinen Arzt«, sagte er. »Wir brauchen den Arzt. Erlking ist so wichtig, daß wir sein Leben nicht aufs Spiel setzen dürfen. Gaffles, du holst mir Jörne Knard.«
    Gaffles hatte geglaubt, allmählich die ehrgeizigen Gedanken Jockeys zu kennen. Aber nun hatte er wieder einmal Grund zum Staunen. Er meinte zweifelnd: »Aber das ist doch der Mann …«
    »Er ist ein Spitzenkönner, und er kümmert sich vor allem um Brandverletzungen. Im Augenblick hat er seine Praxis geschlossen, Gaffles. Er wohnt in Athlones Dachgartenappartement und pflegt Nevadas Frau. Hole ihn. Geh schonend mit ihm um, aber in spätestens einer halben Stunde mußt du mit ihm in der Kraken-Bar sein. Gold?«
     
    *
     
    Eines Tages wird Jockey so hoch nach oben sehen, daß er sich den Hals dabei verrenkt, dachte Gaffles.
    Gewiß, ein Patient, der von Jörne Knard behandelt wurde, hatte gute Aussichten, am Leben zu bleiben. Aber Knard hatte einen Namen; er war einer von den wenigen Männern, die zu Rate gezogen wurden, wenn Direktoren und ähnlich wichtige Leute erkrankten. Um einfache Menschen kümmerte er sich wahrscheinlich nicht.
    Und selbst wenn es ihm gelang, Knard mit Gewalt zu Jockey zu bringen – würde er Erlking behandeln?
    Nun, das war Jockeys Sache.
    Gaffles kehrte mit einem Ruck in die Wirklichkeit zurück. Er hatte ein paar ausgezeichnete Leute in einen Kreuzer verfrachtet –

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